Miss Köln 2011Im knappen Bikini zum Titel

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Auf einem Laufsteg präsentieren sich die zehn Teilnehmerinnen in Bikini...(Bild: kra)

Auf einem Laufsteg präsentieren sich die zehn Teilnehmerinnen in Bikini...(Bild: kra)

Köln – „Kopf hoch! Brust raus! Sehr schön… Und die nächste! Nummer 7!“ Detlef Tursies ist ganz in seinem Element. Der sonnengebräunte 48-Jährige dirigiert per Mikrofon die Parade der Langbeinigen auf dem kleinen Laufsteg vor ihm. Er ist ein Geschäftsmann, der mit einer der beliebtesten Waren überhaupt handelt: Schönheit. Seit mehr als 20 Jahren richtet Tursies schon Miss-Wahlen aus, entdeckte unter anderem Verona Pooth, Jana Ina und Daniela Katzenberger. Mehr als 1000 Wettbewerbe habe er inzwischen veranstaltet, sagt Tursies. Mehr als 1000 Frauen also, die dank ihm den Titel „Miss“ tragen. An diesem Abend sucht er im Club „Diamonds“ das nächste Schmuckstück für seine Sammlung: Die „Miss Köln 2011“.

Für die sieben Blondinen und drei Brünetten, die kichernd am Bühnenrand stehen und auf ihren Einsatz warten, zählt eine Misswahl hingegen nicht zur alltäglichen Routine. Wie soll gelaufen werden? Und wohin eigentlich? Gut, dass vor Beginn des Wettbewerbs noch Zeit bleibt, die verschiedenen Laufwege zu proben. Zwei Durchgänge wird es geben: Einen in Streetwear, also Jeans und T-Shirt, inklusive einem kleinen Interview, und einen zweiten Durchgang in Bademoden. „Am meisten Bammel habe ich vor dem Interview“, sagt Theresa Laubscher (23), deren blonde Mähne auf großen Lockenwicklern aufgerollt ist.

Eigentlich ist sie in der Ausbildung zur Immobilienkauffrau. Sie hat aber bereits zahlreiche Modeljobs nebenher gemacht: Ob als Teilnehmerin auf anderen Schönheitswettbewerben, als Nummern-Girl bei Boxkämpfen oder als sexy Grid Girl bei der Formel 1. Für Jacqueline Willeke ist es hingegen das erste Mal auf einem Catwalk. Nervös? „Und wie. Vor allem wegen dem Durchgang im Bikini.“ Die 21-jährige Schülerin befürchtet, dass ihr dafür die nötige Oberweite fehlt.

Umziehen auf dem Flur

Nach dem Proben heißt es aber zuerst einmal: Fertig machen. Acht Stylisten des Kölner Promifriseurs Omega Bullock warten in den Personalräumen des Diamonds mit Glätteisen und Paletten von Make-Up auf die Mädchen. Im Gegensatz zum Rest der Diskothek sind die Personalräume klein und kein bisschen glamourös: Die Mädchen müssen sich aneinander vorbeiquetschen, manche weichen zum Umziehen auf den Flur aus. Schnell vermischt sich der subtile Uringeruch aus den Toiletten mit den beißenden Dämpfen des Haarsprays. Dennoch bleiben die Mädchen erstaunlich gelassen. Vom Zickenkampf á la „Germany’s Next Topmodel“ ist hier nur wenig zu spüren. Nur als es an die Verteilung der Outfits für den Auftritt geht, wird die Stimmung gereizt, weil einige gleich mit vier Bikinis zur Anprobe verschwinden.

Um 23 Uhr dröhnt endlich mit ohrenbetäubender Lautstärke ein Tusch aus den Boxen des „Diamonds“: Der erste Durchgang beginnt. Die neunköpfige Jury, in der unter anderem die Vorjahressiegerin des Wettbewerbs, Ruhama Negassi, und das amerikanische Model Muriel Villera sitzen, legt hier Wert auf das Gesicht und die persönliche Vorstellung der Kandidatinnen. Für Muriel Villera, die selbst den dritten Platz im Kampf um den Titel „Top Model of the World“ belegte, ist besonders eine positive Ausstrahlung wichtig: Die Kandidatin müsse vom ersten bis zum letzten Schritt auf der Bühne eine „happy, happy atmosphere“ verbreiten.

Angaben nicht ganz ehrlich

Das ist für die Teilnehmerinnen während des Interviews gar nicht so einfach, weil Tursies mit überraschenden und nicht immer verständlichen Fragen aufwartet. So muss die angehende Immobilienkauffrau Theresa verraten, welche Immobilie gerade günstig zu haben ist ("Keine"). Und, achja, auf welchen Typ Mann sie eigentlich so steht („Gutaussehend, mit Charakter“)? Schlimmer aber trifft es jene, die bei der Angabe ihrer Hobbys und Fähigkeiten nicht ganz ehrlich sind. Eine Kandidatin, die sich als Sprachtalent verkauft, soll das Publikum wahlweise auf Spanisch, Französisch oder Türkisch begrüßen. Sie bleibt bei Deutsch, bis Tursies sie gnädig entlässt.

Jetzt geht alles Schlag auf Schlag: 15 Minuten umziehen, nochmal im Bikini präsentieren, runter von der Bühne, ab ins Cocktailkleid und zur Siegerehrung sofort wieder rauf auf die Bühne. Zum letzten Mal erklingt der Tusch, die Jury hat ihre Wahl getroffen: Theresa Laubscher (23) ist die neue „Miss Köln 2011“. In einem orangefarbenen Cocktailkleid nimmt sie Krone, Schärpe und einen Gutschein für einen fünftägigen Skiurlaub entgegen. Damit hat sich die 23-Jährige auch zur „Miss NRW“-Wahl qualifiziert. Eine Karriere als professionelles Model plant die blonde Kölnerin aber nicht. Lachend winkt sie ab: „Zu unsicher. Dafür bin ich zu bodenständig.“ Platz zwei geht an die Informationswirtschaftsstudentin Yana Chistyakova (25), gefolgt von Jacqueline Willeke (21) auf Platz drei. Gab es also doch keine Minuspunkte für die Oberweite? „Nein“, strahlt Willeke. „Es geht auch ohne!“

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