Mit Oma Schroers fing alles an

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Am Freitag eröffnet das Parkhotel an der Alleestraße. Es zieht seit Monaten die Blicke der Passanten auf sich. Wer aber kennt die anderen Beherbergungsbetriebe in Euskirchen? Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ stellt einige Häuser in loser Folge vor.

Der Maschinenbau-Student Patrick Rothkopf stand kurz vor dem Examen, da wurden seine beruflichen Pläne durchkreuzt. Als 1998 sein Vater Gottfried starb, überraschend und erst 56 Jahre alt, musste er in den elterlichen Betrieb einsteigen. Immerhin wusste er, was auf ihn zukam. Schließlich war er in dem Haus an der Kommerner Straße in Euskirchen groß geworden und schon seit der Jugend an die Arbeit im Hotel und im Restaurant gewöhnt.

Vom Maschinenbau und seinen Promotionsplänen musste sich Rothkopf, der in Aachen und London studiert hatte, verabschieden. Nur zwei Jahre später stand der junge Mann dann völlig allein da: Er verlor auch noch seine Mutter Marlene, die von allen nur „Mischa“ gerufen wurde.

Patrick Rothkopf, der heute 35 Jahre alt ist, eignete sich an, was man wissen muss, wenn man einen Gastronomie-Betrieb mit 19 Gästezimmern leitet. Der Seiteneinsteiger mit Vorkenntnissen lernte schnell. Mittlerweile darf er, dank einer Ausnahmegenehmigung der Industrie- und Handelskammer, sogar Lehrlinge ausbilden - Köche genauso wie Hotelfachleute. Rothkopf ist auch Ortsstellenvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes und stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes.

Das Hotel Rothkopf kann auf eine lange, um die 100 Jahre dauernde Geschichte zurückblicken. Zuerst war in dem Haus der Ausschank der benachbarten Löwen-Brauerei untergebracht, deren weitläufiges Gelände von Kommerner Straße bis an den Hofpfad reichte. Lange Jahre führte als Wirtin Patrick Rothkopfs Urgroßmutter Regie. Sie war in Euskirchen als „Oma Schroers“ bekannt.

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Hotels in Euskirchen

Sein Großvater Peter Rothkopf, ein Schneidermeister, der in die Familie Schroers eingeheiratet hatte, erweiterte die Kneipe um eine Kegelbahn. Ein Teil des Hauses diente dem Schneider als Atelier. In den 1950er Jahren richtete man dann die ersten Gästezimmer ein.

1975 übernahmen Gottfried und „Mischa“ Rothkopf die Leitung. Gottfried Rothkopf war in Köln, wo er seine spätere Frau kennen lernte, Angestellter des Großgastronomen Blatzheim gewesen. Im heimischen Betrieb sorgte er für frischen Wind. Die Schneiderei wich einem Restaurant. Die Rothkopfs bauten einen Party-Service auf und stärkten den Hotelzweig. So wurden in den 80er Jahren alle Zimmer mit Dusche und WC ausgestattet, „was damals längst nicht Standard war“, wie Patrick Rothkopf erzählt.

Auch der 35-Jährige setzt auf drei Standbeine - Hotel, Restaurant, Party-Service. Auch er investiert Geld, um zu modernisieren. Selbstverständlich ist das nicht. Die Branche habe schon bessere Zeiten gesehen, sagt Rothkopf: „Aber Jammern nutzt ja nichts, man muss nach vorne schauen.“ 2003 ließ er die Zimmer renovieren, in diesem Jahr das Restaurant.

Rothkopf geht es so wie seinen Kollegen in Euskirchen: 95 Prozent der Gäste sind Geschäftsreisende, Touristen übernachten nur höchst selten in der Kreisstadt. Zu den Zeiten, an denen Rothkopf häufig Kapazitäten frei hat, an den Wochenenden und während der Ferien, gibt es deshalb Rabatte. Der normale Preis für ein Zimmer mit Frühstück beträgt bei Einzelbelegung 65 Euro.

Wer bei Rothkopf übernachtet, kann kostenlos das Angebot des Fitness-Clubs „Dynamic“ nutzen (Sauna inklusive), der gleich neben dem Hotel liegt. Für einen weiteren Service sorgt der Chef persönlich: Wenn seine knapp bemessene Zeit es zulässt, unterhält er seine Gäste im Restaurant mit Keyboard- und Klaviermusik.

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