Mitarbeiter warten seit Monaten auf Lohn

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Hürth - Das Hürther Unternehmen LD Didactic GmbH ist in akuten Schwierigkeiten. Das geht aus einem Brief von Geschäftsführer Steffen Schweitzer an einen ehemaligen Mitarbeiter hervor, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Wie ehemalige Angestellte berichten, warten 90 Rentner seit Anfang März auf ihre Betriebspensionen, einige von ihnen haben ihren früheren Arbeitgeber bereits verklagt. Auch die Menschen, die gegenwärtig bei dem Unternehmen beschäftigt sind, das auf Entwicklung und Vertrieb von Schulbedarf spezialisiert ist, müssen mit verspäteten Zahlungen klarkommen. Rund 180 Mitarbeiter sollen betroffen sein.

Gegenüber dieser Zeitung antwortete Geschäftsführer Schweitzer auf die Frage, ob in den vergangenen Monaten Gehälter oder Pensionen nicht gezahlt worden seien, zwar mit den Worten: „Nein. Das ist nicht wahr“, um ein paar Sekunden später „jahreszeitlich übliche Liquiditätsengpässe, die es in der Vergangenheit immer mal wieder gegeben“ habe, einzuräumen. In dem Brief - eine Reaktion auf die Beschwerde eines Rentners, nicht rechtzeitig bezahlt worden zu sein - hört sich Schweitzer völlig anders an. Dort schreibt er, dass „keineswegs nur die Pensionäre die Leidtragenden“ des gegenwärtigen Zahlungsengpasses seien, „sondern ebenso alle aktiven Mitarbeiter einen Zahlungsverzug verkraften“ müssten. Für die aktuellen Mitarbeiter stellten die monatlichen Zahlungen die „einzige, im Übrigen erheblich reduzierte Einnahmequelle dar“, heißt es in dem Brief. „Trotz widriger Umstände“ werde jeden Tag um den Erhalt des Unternehmens gekämpft.

Ein ehemaliger leitendender Angestellter hält die Probleme des Hürther Mittelständlers für „hausgemacht“. Fast sämtliche anderen Firmen, die Unterrichtsmaterialien herstellten und verkauften, arbeiteten „hochprofitabel“, sagt der Mann. Noch vor zehn Jahren habe auch der Hürther Standort hohe Gewinne verzeichnet. Als die Leybold Didactic GmbH im Jahr 2000 an private Investoren verkauft wurde, sei Hauptanteilseigner und Geschäftsführer Joachim Moser ins „notleidende und unprofitable Schulmöbelgeschäft“ eingestiegen. Die Firma betreibe seither eine „aggressive Preispolitik mit Rabatten von 40 bis 45 Prozent, obwohl die Margen das absolut nicht hergeben“. Er befürchte, dass es für den Hürther Standort „ganz eng“ werde - obwohl es nicht ungewöhnlich sei, dass die Auftragslage im Winter schlechter sei und ab April „wieder mehr Geld verdient wird“.

Auf eine „Entspannung der äußerst schwierigen Lage“ hofft Geschäftsführer Schweitzer für Juli 2007, wie er er in seinem Brief an den Rentner schreibt. Bis dahin muss das Unternehmen noch mit kräftigem Gegenwind aus der Belegschaft rechnen. Allein diese Woche sind mehrere Klagen beim Kölner Arbeitsgericht eingegangen. Die Information von ehemaligen Mitarbeitern, dass die Firma seit einigen Jahren nicht regelmäßig zahle, deckt sich mit der Aktenlage: Nach der Übernahme der Leybold GmbH sind jedes Jahr Klagen gegen das Hürther Unternehmen beim Kölner Arbeitsgericht eingegangen.

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