Moped-SchauDer Traum aller „Halbstarken“

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Die Kreidler Florett gehört Wolfgang Firchau aus Rees. (Bild: Schriefer)

Die Kreidler Florett gehört Wolfgang Firchau aus Rees. (Bild: Schriefer)

Wahn – Sie war der „Rolls Royce“ unter den deutschen Mopeds der Nachkriegszeit, die für die damalige Zeit ausgesprochen futuristisch gestaltete stromlinienförmige „Hummel“ 115 der Zweiradunion. Drei Jahre lang wurde das Moped von den Werken DKW, Victoria und Express gebaut. Der Volksmund taufte sie spöttisch „Blechbanane“. Herbert Franke aus Bochum hat ein solches Mofa mit zur Oldtimer-Moped-Schau im Eltzhof gebracht. Dort trafen sich bereits zum sechsten Mal Fans alter Mopeds, um ihre „Schätzchen“ auszustellen, um zu fachsimpeln, um sich Anregungen für die Restaurierung zu holen und um Ersatzteile zu besorgen.

Klaus Becker aus Libur hatte 2006 das Oldtimer-Moped-Treffen aus der Taufe gehoben. Es wurde jedes Jahr größer, lockte sogar Zündapp-Fans aus den Niederlanden an. „Die sind auch heute gekommen, obwohl die Wetter-Prognose nichts Gutes verhieß“, sagte Becker. Vielen Niederländern sei nichts zu teuer, um aus ihren Zündapp-Mopeds chromblitzende Schaustücke zu machen. „Die frisieren sogar die Motoren und fahren auf der Autobahn.“

Nicht über die Autobahn, aber noch viel weiter als die Zündapp-Liebhaber aus Utrecht ist ein Liebhaber eines Mopeds aus dem Thüringer Simson-Werk in Suhl gefahren. Er reiste mit seiner Schwalbe bis nach Riga. Solche Ausflüge mit einem Moped, das nur einen 50 Kubikzentimeter großen Zweitakt-Motor besitzt, sind allerdings eine Seltenheit. Es sieht eher so aus, als würden die meisten Oldtimer-Fans an ihren Mopeds lieber herumbasteln und sie auf Glanz wienern als sie zu bewegen.

Michael Heub aus Neuss zum Beispiel hat seine Schwalbe als Militärfahrzeug lackiert und sie mit Sturmhelm, Benzinkanister und dem als „Affe“ bekannten Soldaten-Tornister aufgepeppt. „Das sind alles Beutestücke aus Beständen der Nationalen Volksarmee“, erläutert er. Die Schwalben aus Suhl sind heute Kult, vielleicht, weil sie 60 Stundenkilometer schnell sein dürfen und nicht mit 45 über die Straße zuckeln müssen wie die modernen Mopeds. Dafür qualmen und stinken sie, was den Fahrer aber nicht stört, denn die Rauchschwaden zieht er ja hinter sich her.

Neben Kult-Mopeds aus der ehemaligen DDR konnte der Besucher des Oldtimer-Moped-Treffens auch Jugendträumen begegnen. Die Kreidler Florett ist ein solcher. Gerd Rauneiser aus Köln besitzt seine bereits seit 1961. Er hat sie zünftig mit den damals beliebten Utensilien-Koffer und Fuchsschwanz ausgestattet. „Die Kreidler Florett war der Traum aller Halbstarken“, sagt er. Das Moped könne schneller als 80 Stundenkilometer fahren benötige deshalb eine Zulassung als Kleinkraftrad. „Die Florett war damals der schnellste Hobel mit einem 50-Kubikzentimeter-Motor. Deshalb wollte jeder eine haben.“

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