Forscher haben erstaunliche Meereskreaturen entdeckt – von durchsichtigen Oktopussen bis zu Fischen mit leuchtenden Augen in der Tiefsee.
Unerforschte WeltenDiese 11 bizarren Lebewesen der Tiefsee sind kaum zu glauben

Der Glasoktopus ist eine der geheimnisvollsten Kreaturen der Tiefsee. Sein nahezu transparenter Körper lässt Organe und Nerven sichtbar werden – eine perfekte Tarnung in der ewigen Dunkelheit der Ozeane. (Archivbild)
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Unsere Ozeane und Meere sind die Heimat einiger der bemerkenswertesten Arten, die der Wissenschaft bekannt sind. In diesen extremen Ökosystemen gedeihen bizarre Kreaturen und vollbringen Leistungen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einst für unmöglich hielten.
Forscherinnen und Forscher entdecken immer wieder überraschende Lebensformen in der Unterwasserwelt. Dazu gehören Würmer, die Skelette fressen, Fische mit durchsichtigen Köpfen, Kraken, die nahezu unsichtbar sind, und blaue Schnecken, die das Gift ihrer Beute in ihrem eigenen Körper speichern – Belege dafür, wie anpassungsfähig und außergewöhnlich das Leben in der Tiefsee sein kann.
Blobfisch (Psychrolutes marcidus)
Der Blobfisch gilt als Symbol für die skurrile Welt der Tiefsee. In seiner natürlichen Umgebung, rund 800 bis 1000 Meter unter der Meeresoberfläche vor Australien und Neuseeland, sieht er noch ganz normal aus. Erst an der Oberfläche, ohne den hohen Wasserdruck, verliert sein gallertartiger Körper die Form und wirkt formlos und „geschmolzen“. Diese weiche Struktur hilft ihm, in großer Tiefe Energie zu sparen und über dem Meeresboden zu schweben. Trotz seines kuriosen Aussehens ist der Blobfisch ein friedlicher Bodenbewohner.
Buckliger Anglerfisch (Melanocetus johnsonii)
Das Weibchen des Tiefsee-Anglerfischs trägt auf dem Kopf eine leuchtende „Angel“, mit der es Beute in der völligen Dunkelheit anlockt. Der groteske Körperbau, das riesige Maul mit nadelartigen Zähnen und die winzigen parasitischen Männchen, die sich dauerhaft am Weibchen festheften, machen ihn zu einem der unheimlichsten Geschöpfe der Tiefsee. Erst vor wenigen Jahren gelang es Forschenden, ein lebendes Exemplar in rund 800 Metern Tiefe zu filmen – eine wissenschaftliche Sensation, da diese Tiere bisher nur als Kadaver bekannt waren.
Pelikan-Aal (Eurypharynx pelecanoides)
Mit seinem enorm dehnbaren Maul kann der Pelikan-Aal Beute verschlingen, die größer ist als er selbst. Sein Körper ist schlangenartig, und die lange, leuchtende Schwanzspitze dient als Köder im Dunkeln der Tiefsee. Forscher vermuten, dass er in mehreren Tausend Metern Tiefe lebt und dort auf Fische und Krebstiere lauert. Sein aufgeblähter Kiefer erinnert an den Schnabel eines Pelikans – daher auch der Name. Trotz seines bizarren Äußeren bleibt der geheimnisvolle Jäger für die Wissenschaft weitgehend unerforscht.
Fangzahnfisch (Anoplogaster cornuta)
Dieser kleine, aber furchterregende Fisch hat im Verhältnis zur Körpergröße die größten Zähne im gesamten Tierreich. Die langen, dolchartigen Fangzähne sind so groß, dass er sein Maul nur dank spezieller Vertiefungen im Schädel schließen kann. In der Dunkelheit der Tiefsee, in bis zu 5000 Metern Tiefe, lauert er auf vorbeischwimmende Beute und stürzt sich blitzschnell darauf. Sein Körper ist von dunkler, narbenbedeckter Haut überzogen, die von Kämpfen mit Artgenossen zeugt. Trotz seiner bedrohlichen Erscheinung ist der Fangzahnfisch kaum länger als 15 Zentimeter – ein winziges, aber furchteinflößendes Raubtier, das wie ein Relikt aus einer anderen Welt wirkt.
Vampirtintenfisch (Vampyroteuthis infernalis)
Im Zwielicht der Tiefsee bewegt sich der Vampirtintenfisch lautlos und elegant durch das Wasser. Er besitzt keine Tinte, sondern erzeugt bei Gefahr leuchtende Partikel, um Feinde zu verwirren. Seine dunkle Haut und die tiefroten Augen gaben ihm den dramatischen Namen, obwohl er keineswegs blutrünstig ist. Statt zu jagen, filtert er abgestorbene Teilchen und organisches Material aus dem Wasser. Der sonderbare Meeresbewohner gilt als Relikt aus einer längst vergangenen Epoche und hat sich seit Millionen Jahren kaum verändert. Damit steht er zwischen den Entwicklungszweigen von Oktopussen und Tintenfischen.
Blauer Drache (Glaucus atlanticus)
Eine weitere surreale Kreatur der Ozeane ist der Blaue Drache. Diese Meeresschnecken treiben auf dem Rücken durch tropische und gemäßigte Gewässer. Ihre blau-silberne Färbung tarnt sie vor Fressfeinden. Blaue Drachen ernähren sich von anderen an der Oberfläche lebenden Meerestieren, bevorzugt von der Portugiesischen Galeere. Deren Nesselzellen lagern sie in ihrem eigenen Gewebe ein und können sie bei Bedrohung einsetzen.

Nahaufnahme eines „Blauen Drachen“ (Glaucus atlanticus) am Sandstrand, der mit seinen leuchtenden Farben und seiner außergewöhnlichen Form auffällt.
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Wird der Blaue Drache an Strände gespült, kann er für Badegäste gefährlich werden. Seine gespeicherten Nesselzellen verursachen bei Berührung schmerzhafte Hautreaktionen – selbst dann, wenn das Tier bereits tot ist. In Spanien wurden im Sommer 2025 an der Costa Blanca ganze Strandabschnitte gesperrt, nachdem mehrere Exemplare entdeckt worden waren.
Gespensterfisch (Macropinna microstoma, auch Barreleye-Fisch)
Der durchsichtige Kopf des Gespensterfischs erlaubt es, seine röhrenförmigen Augen im Inneren zu sehen – ein Anblick, der zugleich bizarr und faszinierend wirkt. Diese einzigartigen Augen können nach oben und nach vorne rotieren, um Beute im Dunkeln der Tiefsee präzise zu orten. Die grünlich schimmernde Linse filtert Restlicht, das von der Oberfläche in die Tiefe dringt, und ermöglicht so Orientierung in fast völliger Dunkelheit.
Der Gespensterfisch bewegt sich langsam und vorsichtig, um Energie zu sparen, und hält sich meist in 600 bis 800 Metern Tiefe im Pazifik auf. Forschende vermuten, dass er sich von kleinen Quallen und Krebstieren ernährt und dank seiner Transparenz nahezu unsichtbar für Feinde bleibt – eine vollendete Tarnung in der geheimnisvollen Welt der Tiefsee.
Übergroße Amphipoden (Alicella gigantea)
Auch im mikroskopischen Maßstab hat der Ozean seine Ungeheuer – winzige Organismen mit gigantischer Wirkung. Dazu zählen Riesenviren, die Plankton befallen und komplexer aufgebaut sind als viele Bakterien. Sie spielen eine bislang kaum verstandene Rolle im Ökosystem der Tiefsee, beeinflussen aber vermutlich ganze Nahrungsketten.
Ebenso verblüffend sind die bis zu 34 Zentimeter langen „Superriesen“-Amphipoden, Verwandte der gewöhnlichen Flohkrebse, die in extremen Tiefen leben. Funde deuten darauf hin, dass sie in bis zu 59 Prozent der Weltmeere vorkommen könnten – ein Beweis dafür, dass selbst in den dunkelsten Regionen des Planeten Leben in überraschender Vielfalt existiert.
Knochenfressende Würmer (Osedax)
Auf dem Meeresboden wiederum laben sich seit mehr als 100 Millionen Jahren knochenfressende Würmer, bekannt als Osedax, an den Überresten von Meerestieren, indem sie Fette und Proteine mithilfe von symbiotischen Bakterien aufnehmen. Diese bizarren Wesen besitzen weder Mund noch Verdauungsorgane und nutzen stattdessen wurzelartige Ausstülpungen, um tief in die Knochen einzudringen.
Ihre leuchtend rosafarbenen Körper und feinen Tentakel verleihen ihnen ein fast geisterhaftes Aussehen. Entdeckt wurden sie erst Anfang der 2000er Jahre an Walknochen in der Tiefsee – ein erstaunlich spätes Kapitel in der Erforschung uralter Lebensformen.
Portugiesische Galeere (Physalia physalis)
Die Portugiesische Galeere ist keine einzelne Qualle, sondern eine Kolonie spezialisierter Klone, sogenannte Zooide, die als ein Organismus zusammenarbeiten. Ihr Name leitet sich von ihrer Ähnlichkeit mit einem Kriegsschiff aus dem 18. Jahrhundert ab. Ihre Tentakel können bis zu zehn Meter lang werden und sind mit giftigen Nesselzellen besetzt, die kleine Fische lähmen und beim Menschen starke Schmerzen verursachen können.
Glasoktopus (Vitreledonella richardi)
Ebenso faszinierend ist der Glasoktopus, ein fast vollständig durchsichtiger Kopffüßer, bei dem Augen, Sehnerven und Verdauungstrakt sichtbar sind. Lebende Exemplare werden nur äußerst selten gesichtet. Erst mit modernen Tiefseekameras gelang es Forschenden, Aufnahmen dieses scheuen Tiers in seiner natürlichen Umgebung zu machen.
Die transparente Körperstruktur hilft ihm, in den lichtarmen Zonen der Tiefsee nahezu unsichtbar zu bleiben und so Räubern zu entgehen. Trotz seines fragilen Aussehens ist der Glasoktopus ein geschickter Jäger, der kleine Krebse und Garnelen erbeutet.
Seine geheimnisvolle Erscheinung macht ihn zu einem der spektakulärsten Beispiele für die Anpassungsfähigkeit des Lebens in der Tiefe.