Abschiedsmail verschicktAmokfahrer von Münster suchte vor Tat vergeblich nach Hilfe

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münster tatort nahaufnahme

Menschen stehen vor einem der Lokale am Kiepenkerl, kurz nachdem am Samstag ein Fahrzeug in das Straßencafe gefahren war.

Köln – Ein tragischer Zufall hat offenbar verhindert, dass die städtischen Behörden in Münster auf die akuten Suizidabsichten des Amokfahrers Jens R. rechtzeitig aufmerksam wurden. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, liefen wichtige Informationsstränge aneinander vorbei, so dass der 48-jährige Industriedesigner nicht gestoppt werden konnte.

Am 27. März hatte Jens R. den sozialpsychiatrischen Dienst Münsters aufgesucht, bei dem er schon seit Jahren aktenkundig war. Zwei Tage später verschickte der Freiberufler eine Art Abschiedsmail mit verschiedenen Anhängen. Ein Bekannter schaltete daraufhin den sozialen ambulanten Dienst beim Amtsgericht in der Universitätsstadt ein. Über die Feuerwehr wurde die Polizei unterrichtet. Eine Streife suchte nach dem Mann, ohne ihn zu finden.

Behörde erfuhr nichts von den Suizidabsichten

Am selben Tag tauchte der Gesuchte bei der Psychiatrie-Anlaufstelle der Stadt Münster auf. Er bat um ein Gespräch mit seinem Betreuer. Der aber befand sich in Urlaub. Jens R. verließ das Haus, die Behörde erfuhr offenbar nichts von seinen Suizidabsichten. Warum die Einweisung in eine geschlossene psychiatrische Abteilung unterblieb, war am Montag noch unklar.

Am Samstagnachmittag dann raste Jens R. mit einem Campingtransporter in eine Menschenmenge in der Altstadt und erschoss sich selbst. Bei der Amokfahrt starben zwei Menschen, drei Verletzte schweben noch in Lebensgefahr.

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