Blockade im SuezkanalContainerschiff „Ever Given“ schwimmt teilweise wieder

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Das am 25.03.2021 veröffentlichte Sattelitenbild zeigt das Frachtschiff MV Ever Given, das im Suezkanal auf Grund gelaufen ist.

Kairo – Das Ende des Superstaus ist in Sicht: Das niederländische Bergungsunternehmen des Containerschiffes „Ever Given“ im Suezkanal hat vor zu schnellem Jubel über eine Freilegung des Kanals gewarnt. Die „Ever Given“ sei nur am hinteren Teil freigelegt worden. „Aber der Bug sitzt noch völlig fest“, sagte Peter Berdowski, Chef des Unternehmens Boskalis am Montagmorgen im niederländischen Radio. „Es bewegt sich was, das ist die gute Nachricht“, sagte er. Aber für Entwarnung sei es zu früh.

In der Nacht zum Montag war mit Hilfe eines schweren Schleppers das Heck vom Boden losgelöst worden. Dadurch konnte das 400 Meter lange Schiff um 20 Grad drehen. Das schwierigste sei nun aber die Loslösung des Bugs, so der Boskalis-Chef. Der liege „wie ein Wal auf dem Strand“.

Suez Kanal Schiff festgefahren

Auch mit Schleppern ging man bei der „Ever Given“ ans Werk.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sieht noch keine Entwarnung für die Lage am Suezkanal. Der CSU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit Blick auf das im Kanal auf Grund gelaufene Containerschiff „Ever Given“: „Nach der direkten Rückmeldung von vor Ort ist das Schiff noch nicht frei.“ Der Bug sitze noch auf Sand.

Ein weiterer Saugbagger, der unter dem Bug den Sand mit wegspülen solle, solle wohl am Dienstag eintreffen. Im Laufe des Tages solle bei Flut ein weiterer Versuch unternommen werden, das Schiff frei zu schleppen. „Wir analysieren gerade die Auswirkung des Staus bei so vielen betroffenen Schiffen auf die Logistik, besonders für die Lieferketten“, so Scheuer. 

Freilegung zog sich über Tage

Die Hilfs- und Bergungsteams am Suezkanal hatten mit Schleppern und Baggern über Tage versucht, das Schiff eines japanischen Eigentümers zu befreien, das am Dienstag auf Grund gelaufen war. Von Vorteil war dabei die hohe Flut bei Vollmond in der Nacht zum Montag. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte bereits angeordnet, die teilweise Entladung von Containern vorzubereiten, falls die Versuche zur Freilegung weiterhin erfolglos bleiben sollten.

Rund 400 Schiffe stauen sich im Suezkanal

Wann die „Ever Given“, die in nördlicher Richtung auf dem Weg nach Rotterdam im Kanal unterwegs war, ihre Fahrt fortsetzen kann, war nach der Erfolgsmeldung zunächst unklar. Laut Kanalbehörde warteten zuletzt rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt, darunter 25 Öltanker. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete von 450 wartenden Schiffen.

Nach der Erfolgsmeldung vom Montagmorgen kursierten im Internet Videos von erleichterten Crewmitgliedern der anderen Schiffe im Kanal. „Das Boot schwimmt“, sagt ein Mann an Bord eines Schiffs und streckt seinen Daumen nach oben. Auf einem der Videos ist immer wieder der Ausspruch „Alhamdulillah“ (Gott sei Dank) zu hören.

Ölpreis gibt nach

Die Ölpreise sind zu Beginn der neuen Woche unter Druck geraten. Am Markt wurden die vielerorts angespannte Corona-Lage und Fortschritte im versperrten Suezkanal als Gründe genannt. Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostete am Montagmorgen 63,07 US-Dollar. Das waren 1,36 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass amerikanisches Rohöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,44 Dollar auf 59,53 Dollar.

Bagger Suezkanal

Auch mit einem kleinen Bagger versuchte man, die „Ever Given“ zu befreien. 

Der 1869 eröffnete Suezkanal verkürzt die Handelsverbindung zwischen Asien und Europa. Die Strecke von Singapur nach Rotterdam verringert sich durch den Kanal um 6000 Kilometer gegenüber der Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung. Ägypten erzielte aus den Durchfahrtsrechten durch den Suez-Kanal im vergangenen Jahr einen Erlös von umgerechnet 4,2 Milliarden Euro. 2020 passierten fast 19.000 Schiffe die Wasserstraße.

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Der Suezkanal war schon mehrfach gesperrt - etwa in der Suez-Krise 1956, nachdem Ägypten den Kanal verstaatlicht hatte und deshalb von Israel, Großbritannien und Frankreich angegriffen worden war. Infolge des Sechs-Tage-Krieges zwischen Israel und Ägypten blockierte Kairo den Kanal von Anfang Juni 1967 bis Juni 1975. 2018 musste der Kanal nach einer Schiffskollision kurzzeitig geschlossen werden. (mbr/dpa/afp)

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