„Starkes Zeichen“Papst Franziskus startet einen synodalen Reformprozess

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Papst Fran­zis­kus

Rom/Bonn – Die katholische Kirche hat viele Streitthemen. Jetzt startet Papst Franziskus einen Reformprozess, bei dem alle Gläubigen zur Mitarbeit aufgefordert sind. Das lässt insbesondere die deutschen Katholiken aufhorchen.

Papst Franziskus startet einen synodalen Reformprozess, der der katholischen Kirche mit Hilfe aller Gläubigen den Weg in die Zukunft ebnen soll. Der Zeitplan der weltweiten Kirchendebatte, den der Vatikan am Freitag veröffentlichte, reicht bis Oktober 2023. Der 84-jährige Franziskus selbst will diesen „synodalen Weg“ am 9. und 10. Oktober eröffnen. Für die Deutsche Bischofskonferenz nannte ihr Vorsitzender Georg Bätzing die Ankündigung aus Rom „ein starkes Zeichen für die Mitwirkung des ganzen Gottesvolkes an der Entwicklung der Weltkirche“.

Deutsches Zentralkomitee sieht seinen „Synodalen Weg“ bestätigt

„Wie nie zuvor wird das Volk Gottes in die Vorbereitung und den Weg der Weltbischofssynode einbezogen“, betonte der Limburger Bischof. In Deutschlands katholischer Kirche läuft schon länger ein Reformprozess, der Synodaler Weg genannt wird. Dabei geht es um die Stellung der Frau, den Umgang mit Macht, die katholische Sexualmoral und die priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat).

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sagte, es sei ein „bestätigendes Zeichen“, dass der Papst für seine Initiative den Titel des deutschen Reformprozesses „Synodaler Weg“ verwende. „Gelegentlich geäußerte Unterstellungen, wir würden in Deutschland eine Spaltung vorbereiten oder ständen nicht in Übereinstimmung mit der Weltkirche, erweisen sich als gegenstandslos.“

Geplant ist eine globale Einbeziehung über zwei Jahre hinweg

Der Vatikan nannte noch keine Themen für den neuen Dialog. Als wichtige Elemente wurden Fragebögen und auch die Einbeziehung kirchlicher Laienorganisationen herausgestellt. Auf lokaler und nationaler Ebene sollen Stellungnahmen eingesammelt, gebündelt und dann in die Versammlung der Weltkirche eingebracht werden. Die nationalen Bischofskonferenzen seien aufgefordert, „auf das zu hören, was der Heilige Geist in den ihnen anvertrauten Ortskirchen erweckt hat“. Die Zahl der Katholiken beläuft sich nach Vatikan-Angaben weltweit auf 1,3 Milliarden.

Der Weg wird zeitlich in mehrere Phasen gegliedert. Die Vorarbeiten laufen bereits vor dem offiziellen Startschuss im Oktober 2021. Von September 2022 an ist die Bündelung auf den verschiedenen Kontinenten vorgesehen. Im Oktober 2023 soll dann die abschließende Bischofssynode in Rom stattfinden - so der Plan.

Positive Reaktionen, aber auch Zweifel

Der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, erläuterte in einem Interview der kirchlichen Medienplattform „Vatican News“: „Die Zeit war reif für eine breitere Beteiligung des Volkes Gottes an einem Entscheidungsprozess, der die ganze Kirche und jeden in der Kirche betrifft.“ Die italienische Nachrichtenagentur Ansa schrieb: „Der Papst revolutioniert die Synode.“ Der Argentinier gilt in Rom einerseits als Kritiker verkrusteter Kirchenstrukturen; andererseits setzt er sich auch häufig fürs Festhalten an traditionellen Glaubenssätzen ein.

Der Münsteraner Dogmatik-Professor Michael Seewald sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei schon „beachtlich“, dass Synodalität auf Ebene der Weltkirche nun nicht mehr mit Beratungen zwischen Bischöfen gleichgesetzt werde, sondern auch die Beteiligung der Laien vorgesehen sei. „Es ist aber ebenso möglich, dass regionale Synodalität ausgebremst oder verstärkt unter die Kontrolle der Zentrale gebracht werden soll.“

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Für den deutschen Reformprozess könne dies im Extremfall bedeuten, dass der Vatikan sage: „Wir haben eure Impulse aufgenommen - es ist jetzt nur am Ende etwas anderes herausgekommen, als ihr euch vorgestellt hattet.“ Insofern sei es möglicherweise eine zweischneidige Vorgehensweise, bei der man die weiteren Entwicklungen erst einmal abwarten müsse, sagte Seewald. (dpa)

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