Welche Spuren haben sie hinterlassen?Die 7 Weltwunder der Antike – Nur eines steht heute noch

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Sieben Weltwunder in einer Traumwelt.

Würden die sieben Weltwunder heute noch stehen, müsste man nach Ägypten, in den Irak, nach Griechenland und in die Türkei reisen. (Symbolbild)

Kennen Sie alle sieben Weltwunder der Antike? Und welche dieser Weltwunder kann man heute noch bewundern? Ein Überblick.

Nur wenige Bauwerke der Antike haben die Menschen so fasziniert und inspiriert wie die sieben Weltwunder. Diese sieben architektonischen Meisterwerke – die Zahl Sieben galt in der Antike als „vollkommen“ – wurden ausgewählt, um die beeindruckendsten Errungenschaften menschlicher Baukunst zu repräsentieren. Von majestätischen Tempeln bis hin zu beeindruckenden Skulpturen wurden sie erstmals um 450 v. Chr. vom Geschichtsschreiber Herodot zusammengetragen.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden alle sieben Weltwunder bis auf eines, das heute noch in aller Pracht bewundert werden kann, zerstört. Außerdem wurde die Stadtmauer von Babylon, die ursprünglich auf der Liste stand, wegen ihrer Zerstörung in der Antike aus der Liste gestrichen und durch den Leuchtturm von Alexandria ersetzt. Heute sind nur noch wenige Überreste des einen oder anderen der sieben Weltwunder erhalten.

Die Pyramiden von Gizeh (26. Jahrhundert v. Chr. – Gegenwart)

Eine auf Kamelen reitende Patrouille der ägyptischen Fremdenverkehrspolizei in der Nähe der Großen Pyramiden von Gizeh außerhalb von Kairo.

Eine auf Kamelen reitende Patrouille der ägyptischen Fremdenverkehrspolizei in der Nähe der Großen Pyramiden von Gizeh außerhalb von Kairo. (Archivbild)

Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten sind das einzige erhaltene Weltwunder der Antike und gleichzeitig auch das mit Abstand älteste. Die größte und wohl bekannteste Pyramide ist die des Pharaos Cheops, erbaut vor rund 4.500 Jahren. Sie ist ebenso wie die mittlere der drei Pyramiden, die des Pharaos Chephren und die kleine Pyramide (Mykerinos-Pyramide) ein erstaunliches Zeugnis ägyptischer Bau- und Ingenieurskunst.

Die Präzision der Konstruktion und die astronomische Ausrichtung der Pyramiden zeugen von einem tiefen Verständnis der Mathematik und des Himmels. 1979 wurden die Pyramiden und der Sphinx von Gizeh als Kulturdenkmal von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen.


Die Hängenden Gärten von Babylon (etwa 600 v. Chr. - unbekannt)

Die Hängenden Gärten von Babylon

Die Hängenden Gärten von Babylon

Über keines der sieben Weltwunder gibt es so wenige Quellen wie über die Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon, weshalb sie auch als das geheimnisvollste unter ihnen gelten. Der Legende nach ließ König Nebukadnezar II. die üppigen Terrassengärten im 6. Jahrhundert v. Chr. für seine medische Gemahlin anlegen, um ihre Sehnsucht nach der grünen Berglandschaft ihrer Heimat zu stillen.

Mit ihrem ausgeklügelten Bewässerungssystem, das Wasser aus dem Euphrat in die Höhe beförderte, sollen die Gärten laut den Beschreibungen eine Meisterleistung der Ingenieurskunst gewesen sein. Doch trotz ihrer Berühmtheit gibt es keine archäologischen Beweise für ihre Existenz und sie bleiben ein faszinierendes Rätsel der antiken Welt. Die Ruinenstadt Babylon liegt heute im Irak.


Der Artemis-Tempel in Ephesos (550 v. Chr. - 356 v. Chr.)

Der Artemis-Tempel in Ephesos

Der Artemis-Tempel in Ephesos

Der Bau des Artemis-Tempels, der 460 v. Chr. in Ephesos in der heutigen Westtürkei nach über hundertjähriger Bauzeit fertiggestellt wurde, gilt als ein herausragendes Beispiel antiker Architektur. Weniger als ein Jahrhundert nach seiner Fertigstellung wurde das imposante Bauwerk durch einen Brand zerstört, beim Wiederaufbau, der erneut 100 Jahre dauerte, sollen sich die Baumeister selbst übertroffen und ein noch prächtigeres Monument geschaffen haben.

Gewidmet war der Tempel der Artemis, der griechischen Göttin der Jagd und Fruchtbarkeit, zu deren Ehre dieses architektonische Wunderwerk errichtet wurde. Mit seinen Ausmaßen von etwa 125 mal 65 Metern gehörte der Tempel zu den bedeutendsten religiösen Stätten seiner Zeit, bis er um 262 n. Chr. von den Goten zerstört wurde. Von dem einst majestätischen Bauwerk, das 1869 wiederentdeckt wurde, sind nur noch spärliche Reste erhalten. Aus den Fragmenten wurde eine einzelne, eher symbolische Säule errichtet, auch das Fundament ist noch zu sehen.


Die Statue des Zeus in Olympia (436 v. Chr. - 5. Jahrhundert n. Chr.)

Die Statue des Zeus in Olympia

Die Statue des Zeus in Olympia

Von der einst imposanten Zeusstatue in Olympia ist heute nichts mehr zu sehen. Das von dem Bildhauer Phidias um 436 v. Chr. erschaffene Kunstwerk, war einst das Herzstück des Zeustempels in Olympia, von dem noch Fragmente und das Fundament erhalten sind. Die Kolossalstatue, die den Gott Zeus auf seinem Thron darstellte, beeindruckte die antiken Betrachter durch ihre Größe von etwa 13 Metern und den Reichtum der verwendeten Materialien wie Gold und Elfenbein.

Doch im Laufe der Jahrhunderte fiel die Statue den Wirren der Geschichte zum Opfer, wurde zerstört oder ging verloren, als der Glaube an die alten Götter schwand. Heute erinnern nur noch Texte antiker Schriftsteller und archäologische Funde am Standort Olympia in Griechenland an die einstige Pracht dieser außergewöhnlichen Skulptur.


Das Mausoleum von Halikarnassos (4. Jahrhundert v. Chr. - 1404 n. Chr.)

Das Mausoleum von Halikarnassos

Das Mausoleum von Halikarnassos

Das monumentale Grabmal von Halikarnassos führte den Begriff „Mausoleum“ in den modernen Sprachgebrauch ein, der bis heute für solch prächtige Grabdenkmäler verwendet wird. Diese im 4. Jahrhundert v. Chr. für Mausolos, einen Satrapen des Persischen Reiches, in der Stadt Halikarnassos, dem heutigen Bodrum in der Türkei, errichtete Bauwerk soll 46 Meter hoch gewesen sein und aus weißem Marmor bestanden haben. Es war das letzte erhaltene der sechs zerstörten Weltwunder.

Mehrere Erdbeben setzten dem Bauwerk zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert schwer zu. Die Ruine wurde unter anderem von den Kreuzrittern im Mittelalter geplündert. Dennoch sind einige Überreste erhalten geblieben. Von dem Bauwerk sind noch die etwa acht Meter unter dem heutigen Bodenniveau liegende Grabkammer und die noch begehbaren Reste des das Bauwerk umgebenden Kanalsystems zu sehen. In einem angrenzenden Saal sind Reste von Reliefs und Baumaterialien zu sehen.


Der Koloss von Rhodos (280 v. Chr. - 226 v. Chr.)

Der Koloss von Rhodos

Der Koloss von Rhodos

Fast so geheimnisvoll wie die Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon ist der Koloss von Rhodos, für den es allerdings konkretere historische Berichte gibt. Der Koloss, eine 35 Meter große Bronzestatue des Sonnengottes Helios, wurde um 292 v. Chr. errichtet. Er stand an der Hafeneinfahrt von Rhodos und symbolisierte die Freiheit und den Sieg der Inselbewohner über die Belagerung durch Demetrios Poliorketes. 

Über die genaue Pose der Statue, ob sie etwa breitbeinig die Hafeneinfahrt überspannte oder eine andere Haltung einnahm, wird bis heute spekuliert, da sich keine bildlichen Darstellungen aus dieser Zeit erhalten haben, was wiederum zu teilweise wissenschaftlich haarsträubenden Darstellungen in der Kunst geführt hat. Obwohl die gigantische Statue nach 66 Jahren durch ein Erdbeben zerstört wurde und damit die kürzeste Lebensdauer aller Weltwunder hat, inspiriert die Vorstellung von ihrer einstigen Größe und Pracht noch heute.


Der Leuchtturm von Alexandria (280 v. Chr. - 14. Jahrhundert n. Chr.)

Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm oder auch Pharos von Alexandria auf der gleichnamigen Insel vor der Küste Alexandrias diente den Seefahrern als erster seiner Art als Wegweiser und symbolisierte die technischen und kulturellen Errungenschaften des ptolemäischen Ägypten. Mit einer geschätzten Höhe von über 100 Metern war der Leuchtturm nicht nur ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, sondern auch eines der höchsten Bauwerke der Antike.

Im Mittelalter wurde der Leuchtturm durch Erdbeben zerstört und verfiel. Die zunächst im Meer verbliebenen Steine und Trümmer wurden 1480 in der Zitadelle von Qāitbāy an der Küste auf dem Fundament des Leuchtturms verbaut. So trägt die Festung das historische und kulturelle Erbe des Leuchtturms weiter und dient als eine Art Denkmal für eines der Sieben Weltwunder der Antike.

„Den Sieben Weltwundern auf der Spur“: Die Dokumentationsreihe des Hessischen Rundfunks stellt die sieben berühmtesten Bau- und Kunstwerke der Antike vor, erzählt ihre Geschichte und zeigt, wie die Menschen mit „ihren“ Weltwundern leben. Kann in der ARD-Mediathek kostenlos gestreamt werden.

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