Ein Polizist stirbt durch Schüsse aus einer Dienstwaffe. Das sorgte im August für deutschlandweites Entsetzen. Gegen den mutmaßlichen Täter ist jetzt Anklage erhoben worden.
PolizeiGetöteter Polizist in Völklingen – Anklage erhoben

Gegen den Verdächtigen wurde nun Anklage erhoben. (Archivbild)
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Nach den tödlichen Schüssen auf einen Polizisten in Völklingen im August hat die Staatsanwaltschaft Saarbrücken Anklage gegen den 18 Jahre alten Tatverdächtigen erhoben. Ihm werden unter anderem Mord und versuchter Mord vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mitteilte. Sie gehe davon aus, dass die Mordmerkmale Verdeckungsabsicht, Mordlust und grausame Begehungsweise vorliegen.
Der 34 Jahre alte Polizeioberkommissar Simon Bohr war am 21. August in Völklingen erschossen worden, als er versuchte, einen mutmaßlichen Tankstellenräuber zu fassen. Dieser 18-Jährige soll die Schüsse aus einer Dienstwaffe abgefeuert haben, die er zuvor einem Kollegen entrissen haben soll.
Tat auf der Flucht nach Tankstellenraub
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 18-Jährigen mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit vor, am Abend des 21. August zunächst mit einem Messer eine Tankstelle in Völklingen überfallen zu haben. Dabei habe er rund 600 Euro Bargeld erbeutet. Auf der Flucht sei er danach in der Innenstadt von dem Polizeioberkommissar und seinen Kollegen gestellt worden, darunter auch einem Kommissaranwärter.

Auf der Flucht nach einem mutmaßlichen Raub soll es zu den Schüssen gekommen sein. (Archivbild)
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„Im Zuge eines Gerangels zwischen dem Angeschuldigten und dem Kommissaranwärter soll der Angeschuldigte die in einem verschlossenen und funktionsfähigen Holster befindliche Dienstwaffe des Kommissaranwärters an sich gebracht und ihn weggestoßen haben“, schreibt die Staatsanwaltschaft. Der Einsatz eines Tasers sei ohne Wirkung geblieben.
Staatsanwaltschaft: Schüsse in Tötungsabsicht
Mit der entwendeten Dienstwaffe soll der Verdächtige laut Behörde auf den Polizisten geschossen haben. Auch soll er mehrfach auf den Kommissaranwärter geschossen und diesen einmal in der Schutzweste getroffen haben. „Der Angeschuldigte soll die Schüsse in Tötungsabsicht und deshalb abgegeben haben, um seine Festnahme und Identifizierung wegen des vorangegangenen Tankstellenüberfalls zu verhindern“, hieß es.
Anschließend soll der 18-Jährige noch aus nächster Nähe auf den am Boden liegenden Polizisten geschossen haben. Der Verdächtige wurde ebenfalls durch Schüsse von Kollegen verletzt und festgenommen. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Der Tod hatte für viel Anteilnahme gesorgt. (Archivbild)
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Großes Entsetzen und Anteilnahme nach den Schüssen
Deutschlandweit hatte der gewaltsame Tod des Polizisten für Entsetzen gesorgt. Vor allem innerhalb der Polizei war die Anteilnahme groß. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt sprach im September von einer schrecklichen Tat und sinnloser Gewalt. „Wir empfinden große Trauer, wir empfinden tiefen Schmerz und einige von uns auch Wut“, sagte der CSU-Politiker.
Das Landgericht Saarbrücken muss nun über eine Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden. Da der Mann zur Tatzeit erst 18 Jahre alt war und deshalb neben Erwachsenstrafrecht auch die Anwendung von Jugendstrafrecht in Betracht komme, erfolgte die Anklageerhebung vor der Jugendkammer des Gerichts. Das Landgericht werde auch darüber entscheiden, ob eine Sicherungsverwahrung vorzubehalten sei.
Der Verdächtige hat sich zu den Tatvorwürfen bislang nicht eingelassen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. (dpa)
