Ernst August wird 65Einsamer Geburtstag wegen Familienstreit

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Foto Ernst August

Ernst August 2014 beim Oktoberfest

Unerfreulicher könnten die Umstände rund um einen 65. Geburtstag kaum sein. Ernst August von Hannover liegt im Streit mit seinem Sohn. Dazu kommen Gerüchte um eine Krankheit. Überhaupt: Ernst August Prinz von Hannover, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Königlicher Prinz von Großbritannien und Irland aus dem Geschlecht der Welfen war schon lange nicht mehr zu sehen.

Schon gar nicht an der Seite seiner Ehefrau, Prinzessin Caroline von Monaco: In den vergangenen Jahren fehlte Ernst August bei gesellschaftlichen Ereignissen an ihrer Seite. So blieb er unter anderem der Hochzeit ihres Bruders Fürst Albert von Monaco mit der Südafrikanerin Charlene im Sommer 2011 fern.

Foto Caroline

Mit Ehefrau Caroline von Monaco 2001

Er lebt zurückgezogen, soll sich vor allem auf dem Familiensitz im österreichischen Grünau aufhalten. Von dort gibt es auch eines der jüngsten Fotos: Im Mai vergangenen Jahres war Ernst August ins Krankenhaus von Gmunden zurückgekehrt, um sich beim Personal zu bedanken. Er lud selbst Fotografen zur Blumenübergabe.

Ernst August ist durch Eskapaden aufgefallen

Das dabei entstandene Bild zeigt einen hageren, abgemagerten Mann. Nicht nur dieses Bild, auch die jüngsten Neuigkeiten rund um das Welfenhaus sind besorgniserregend. Ernst August ist bereits mehrmals durch Eskapaden aufgefallen, wegen derer er auch vor Gericht stand.

Doch der jetzige Familienstreit stellt das in den Schatten. Zankobjekt ist das zu einem der wichtigsten Familiengüter zählende Schloss Marienburg bei Hannover. 2004 schloss Ernst August senior zugunsten von Ernst August junior Schenkungs- und Erbschaftsverträge, die neben Ländereien dieses Schloss umfassen.

Foto Schloss

Um Schloss Marienburg geht der Streit.

Der Junior (35) wollte das marode Gemäuer 2018 dem Land Niedersachsen für einen symbolischen Euro überlassen, um die Last der Renovierungskosten für das neogotische Gemäuer aus der Mitte des 19. Jahrhunderts loszuwerden. Die 27 Millionen Euro teure Renovierung sollten Land und Bund sich dann teilen. Wegen des Deals ging der interviewscheue Senior kürzlich das erste Mal seit langem wieder an die Öffentlichkeit und warf seinem Sohn indirekt Verrat an einer Welfen-Tradition vor.

Prinz erhebt schwere Vorwürfe gegen Sohn

„Der Erhalt derartiger Kulturgüter war nie einfach, dennoch sehen ich und die anderen Familienmitglieder derzeit keinerlei nachvollziehbaren Grund, diese Kosten ohne Not den niedersächsischen Bürgern aufzubürden“, zitierte ihn das „Handelsblatt“. In diesem Zusammenhang fiel auch das Wort vom „groben Undank“ des Sohns.

Ernst August fühlt sich hintergangen, während sein Sohn keine andere Möglichkeit sieht, Marienburg zu erhalten. „Das Geld ist weg“, sagte er über aus dem Verkauf von Kunstobjekten aus dem Schloss im Jahr 2005 erwirtschaftete 44 Millionen Euro. Auch rechtlich glaubt der Sohn, der das nächste Oberhaupt der Welfen sein wird, auf der sicheren Seite zu sein. Warum der Vater den Streit so auf die Spitze treibt, ist unklar.

Der „Hannoverschen Allgemeinen“ liegt ein Schreiben der Anwälte von Ernst August senior vor, in dem dieser auf 54 Seiten gegen seinen Sohn vorgeht. Dabei geht es um bizarre Details – wie etwa den Vorwurf, dass es beim Abschuss von 73 Hirschen, 61 Rehen, 18 Gämsen und zwei Wildschweinen im Forstgebiet der Familie nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Vermutlich eine Petitesse für den Junior, der schon ertragen musste, dass sein Vater seine Hochzeit ablehnte und den Kindern das Erbrecht abspricht.

Wie und ob Ernst August senior seinen Geburtstag am kommenden Dienstag feiert, wurde aus seinem Umfeld nicht bekannt. Schloss Marienburg, eine der wichtigsten Touristenattraktionen Hannovers, lädt jedenfalls am 3. März zu einem Aktionstag ein. Dann kann man selbst Prinzessin oder Prinz sein und durch die königlichen Salons und Gemächer flanieren – wenn man angesichts des Welfen-Streits immer noch an Märchen glauben möchte. (mit afp)

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