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Fall Maddie McCannVerdächtiger Christian B. lebt obdachlos auf der Straße und erhält Polizeischutz

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Ein Obdachlosenzelt mit Habseligkeiten am Kanal unter einer städtischen Brücke.

Ein Obdachlosenzelt mit Habseligkeiten am Kanal unter einer städtischen Brücke. (Symbolbild)

Nach seiner Haftentlassung findet Christian B. keinen festen Wohnsitz. Nun lebt er obdachlos in Kiel unter Polizeischutz.

Christian B., der im Fall des verschwundenen britischen Mädchens Madeleine McCann unter Mordverdacht steht, ist derzeit offenbar obdachlos in Kiel. Das berichtet der „Spiegel“, der den 49-Jährigen auch interviewte. Nach seiner Entlassung aus der Haft Mitte September misslangen laut Bericht mehrere Versuche, den mehrfach vorbestraften Mann in Norddeutschland unterzubringen.

Christian B. lebt in Kiel in einer Grünanlage

Christian B. soll sich derzeit in Kiel in einer Grünanlage aufhalten und dort in einem Zelt leben. Gegenüber dem „Spiegel“ sagte er: „Ich bin jetzt obdachlos.“ Polizeibeamtinnen und -beamte begleiten ihn permanent, um sowohl ihn als auch die Bevölkerung zu schützen. Ein forensischer Gutachter hatte ihm zuvor eine Zugehörigkeit zur „absoluten Topliga der Gefährlichkeit“ attestiert.

Die Eltern von Madeleine „Maddie“ McCann halten eine Suchmeldung hoch.

Die Eltern von Madeleine „Maddie“ McCann halten nach ihrem Verschwinden eine Suchmeldung hoch. (Archivbild)

Am 17. September wurde B. aus der Justizvollzugsanstalt Sehnde in Niedersachsen entlassen. Dort hatte er eine siebenjährige Haftstrafe verbüßt, unter anderem wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Amerikanerin in Praia da Luz – dem portugiesischen Ort, in dem auch Maddie McCann verschwand. 

Nach Haftentlassung: Christian B. scheitert an Wohnungssuche in Neumünster

Nach seiner Freilassung versuchte B. zunächst, in Neumünster eine Wohnung zu beziehen und beantragte Bürgergeld. Seine Adresse wurde jedoch schnell öffentlich. In sozialen Netzwerken kam es zu wütenden Kommentaren wie „Passt auf eure Kinder auf, der gehört in den Knast“. Anwohnerinnen und Anwohner sollen ihn zudem beschimpft und bedroht haben.

Christian B., Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann, vor Gericht in Braunschweig im März 2024.

Christian B., Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann, vor Gericht in Braunschweig im März 2024.

Ein früherer Mitbewohner hatte bereits vor der Entlassung vor B. gewarnt und ihn als „tickende Zeitbombe“ bezeichnet. Nach nur zehn Tagen verließ Christian B. Neumünster unter dem Schutz von Polizistinnen und Polizisten.

Auch Braunschweig und Kiel wollen ihn nicht

Anschließend reiste B. nach Braunschweig, wo die Staatsanwaltschaft im Fall McCann ermittelt, um auf seine Lage aufmerksam zu machen. Später versuchte er, in Kiel unterzukommen, wo er zunächst in einer Obdachlosenunterkunft und dann in Hotels schlief. Auch dort wurden seine Aufenthaltsorte wiederholt öffentlich gemacht.

Die Kieler Polizei bestätigte das große öffentliche Interesse an der Person und erklärte in einem Schreiben an Schulen und Bildungseinrichtungen: „Wir nehmen geäußerte Sorgen um die individuelle Sicherheit ernst.“ Gleichzeitig bat die Behörde um Besonnenheit und einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen, auch in sozialen Medien.

Madeleine „Maddie“ McCann verschwand am 3. Mai 2007, kurz vor ihrem vierten Geburtstag, aus einer Ferienwohnung an der portugiesischen Algarveküste. Von dem britischen Mädchen fehlt bis heute jede Spur. Die Eltern setzten sich jahrelang persönlich für die Aufklärung ein, traten in Medien auf und unterstützten die Suche mit eigenen Initiativen. Christian B. gilt seit Juni 2020 offiziell als Hauptverdächtiger in dem Vermisstenfall; eine Anklage liegt bislang nicht vor, es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. (jag)