Finanzlage der Zoos in NRWHeinen-Esser fordert schnelles Geld aus Berlin

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Zoo_Koeln

Keine Besucher, gähnende Leere: Auch der Kölner Zoos hofft wie die Zoologischen Gärten in NRW insgesamt, dass sich das bald ändert. 

Köln – Landesnaturschutzministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in einem Schreiben aufgefordert, die den Zoos in Nordrhein-Westfalen versprochene Finanzhilfe so schnell wie möglich auszuzahlen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ drang Heinen-Esser in der sechsten Kalenderwoche brieflich an ihren Parteifreund auf zügige Unterstützung der Zoos. „Um ein flächendeckendes Schließen der Zoos zu verhindern, ist es unverzichtbar, dass der Bund den Zoos eine schnelle und unkomplizierte finanzielle Hilfe gewährt. Die diesbezüglichen finanziellen Zusagen des Bundes begrüße ich sehr.“ Bisher erhielt Heinen-Esser allerdings nach Auskunft des Ministeriums aus Berlin keine Antwort auf ihre dringende Aufforderung.

In zwölf großen Zoos mehr als 40.000 Wirbeltiere

Nordrhein-Westfalen verfügt nach Angaben des Landesumweltministeriums über die weltweit höchste Zoodichte. Neben den 12 dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) angeschlossenen Zoos gibt es in Nordrhein-Westfalen rund 50 weitere Zoos, die nicht im VdZ organisiert sind.

Insgesamt halten allein die nordrhein-westfälischen Zoos im VdZ mehr als 40.000 Wirbeltiere, darunter zahlreiche hochbedrohte Tierarten und auch solche, die in der Wildbahn als ausgestorben gelten. Die Mitgliedszoos des VdZ registrieren in NRW jährlich rund 6,6 Millionen Besucher.

Die Zoos bieten rund 200 Hektar naturnahe Erholungsflächen im urbanen Raum. Dabei beschäftigen die Zoos direkt rund 1000 Arbeitskräfte, darüber hinaus sind zahlreiche Saisonkräfte im Gastronomie- und Servicesektor beschäftigt.

Die Ministerin, deren Ressort für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zuständig ist, betonte in ihrem Schreiben an ihren Parteifreund den Wert der Arbeit der Zoos: „Die Zoos nehmen mit ihren Aufgaben in den Bereichen Artenschutz, Umweltbildung und der Freizeitgestaltung – nicht zuletzt auch als wichtiger regionaler Arbeitgeber – gesamtgesellschaftliche Aufgaben wahr", so Ministerin Heinen-Esser.

Die Zoos in Nordrhein-Westfalen müssen nach der ersten Corona bedingten Schließung vom 18. März bis 1. Mai 2020 aktuell die zweite Durststrecke überwinden. Nach Auskunft des Ministeriums erhielten 38 Zoos und Tierparks im Bundesland damals 5,673 Millionen Euro. Allein der Kölner Zoo erhielt insgesamt rund eine Million Euro.

In der zweiten nun bereits seit 30. November dauernden Schließungsphase hatte der Bund angekündigt, betroffenen Unternehmen und Einrichtungen Finanzhilfe in Höhe von 75 Prozent des Novemberumsatzes 2019 zu gewähren. Diese Zahlungen sind aber noch nicht angelaufen, obwohl die Zoos nun seit drei Monaten geschlossen sind.

Dem Land seien in dieser Situation aktuell finanziell die Hände die gebunden, betont das Ministerium in Düsseldorf auf Anfrage. „Zurzeit ist es dem Land NRW angesichts der explizit vom Bund angekündigten finanziellen Unterstützung nicht möglich, den Zoos und Tierparks eine weitere zusätzliche Corona-Hilfe – auch nicht zur Überbrückung – zur Verfügung zu stellen. Sollte sich abzeichnen, dass der Bund keine Hilfen gewährt oder aus anderen Gründen eine finanzielle Unterstützung des Bundes nicht mehr möglich sein sollte, wird das Land eine erneute finanzielle Unterstützung prüfen.“

Auch die Zoos und Tierparks in Deutschland haben sich diese Woche mit einem Appell an die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder gewandt. Der Verband der zoologischen Gärten (VdZ) fordert gemeinsam mit den Tierparks, dass die Zoos und Tierparks im März wieder für das Publikum öffnen dürfen und verweisen auch auf fehlende Einnahmen. „Wir haben die zwingende Notwendigkeit über lange Monate gegenüber unseren jährlich insgesamt mehr als 50 Millionen Besuchern vertreten, auch wenn uns die Einnahmen fehlen“, wird VdZ-Präsident Jörg Junhold, selbst Zoodirektor in Leipzig, in der Mitteilung zitiert.

Sie betonen, es gebe in ihren Anlagen erprobte Hygienekonzepte. Angesichts sinkender Infektionszahlen und dem steigenden sozialen Druck in vielen Familien könnten die Zoos Eltern und Kindern die Möglichkeit zum Ausgleich bieten, heißt es in einer Mitteilung des VdZ. „Wir erleben es doch auch selbst: Im Lockdown-Stress fehlen nach Monaten zu Hause dringend geschützte Räume für sichere Ausflüge erst recht bei dem verlockenden Wetter“, so Junhold. Aktuell haben lediglich die Zoos in Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und dem Saarland geöffnet.

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