SilvesterStädte wollen kein pauschales Böllerverbot an Silvester

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Ein Schild in einer Düsseldorfer Fußgängerzone zeigt durchgestrichene Raketen und Silvesterböller, darunter die Aufschrift "Feuerwerksverbot".

Schilder zum Feuerwerksverbot in Düsseldorf (Archivfoto).

Ganz wie Köln es beschlossen hat: Die Städte und Gemeinden halten nichts von einem generellen Verbot von Feuerwerken zum Jahreswechsel.

Anderthalb Wochen vor dem letzten Tag des Jahres hat die Debatte über das Verbot von Silvesterfeuerwerk noch einmal Fahrt aufgenommen. Während Humanmediziner, Tier- und Umweltschützer für ein generelles Verbot plädieren, sprechen sich die kommunalen Spitzenverbände gegen ein solches Verbot aus und plädieren stattdessen für „Appelle an die Vernunft“.

„Ein generelles Verbot von Silvesterfeuerwerk ist aus Sicht der Städte nicht notwendig“, sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir haben allerdings beim Bund angeregt, Tier- und Naturschutz stärker in der Sprengstoffverordnung zu verankern. „Tierparks, Tierheime sowie Natur- und Landschaftsschutzgebiete müssen in den Katalog der Orte aufgenommen werden, in deren Nähe das Abbrennen von Pyrotechnik verboten ist.“

Die Stadt Köln hatte ein Böllverbot erlassen – allerdings nur für einen begrenzten Bereich direkt um den Dom und um bestimmte Gebäude.

Wie Dedy weiter sagte, gebe es gute Gründe auf Feuerwerk zu verzichten, etwa weniger Lärm und Feinstaub, mehr Ruhe für Tiere und Anwohner, weniger Unfälle und weniger Müll. „Vorschreiben können und wollen wir das aber nicht“, betonte Dedy.

Städtebund: „Tradition nicht in Frage stellen“

Auch beim Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) hält man nichts von einem Verbot. „Das neue Jahr mit Feuerwerk zu begrüßen, hat eine lange Tradition in Deutschland“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem RND. „Diese Tradition sollte man nicht zwingend durch generelle Verbote in Frage stellen, zumal solche Verbote kaum flächendeckend kontrolliert werden können.“

Landsberg verwies darauf, dass es seit vielen Jahren in den Kommunen örtlich begrenzte Böllerverbote gäbe, zum Beispiel in der Nähe besonders gefährdeter Bauten, in historischen Stadtkernen oder vor Krankenhäusern.

„Wir plädieren dafür, die Entscheidung vor Ort in den Kommunen treffen zu lassen und an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger zu appellieren“, sagte Landsberg. „Nicht Verbote, sondern Überzeugungen sind der richtige Weg“, so der DStGB-Hauptgeschäftsführer.

8000 Verletzungen pro Jahr durch Feuerwerk und Knaller

Am Wochenende hatte sich der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, für ein dauerhaftes Böllerverbot ausgesprochen. Jedes Jahr würden rund 8000 Menschen bundesweit eine Verletzung des Innenohres durch Knaller erleiden, sagte Reihardt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für ein Feuerwerksverbot aus und hat dabei nach den Worten ihres Bundesvorsitzenden Jochen Kopelke „vor allem die Sicherheit unserer Kolleginnen und Kollegen im Blick“.

Beim Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) ist man optimistisch, dass nach zwei Jahren coronabedingtem Feuerwerksausfall jetzt wieder traditionell gefeiert wird. „Wir finden es nach wie vor zeitgemäß, dass man den Jahreswechsel auch mit einem zünftigen Silvesterfeuerwerk begeht“, sagte VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen dem RND.

Die 23 VPI-Mitgliedsunternehmen generieren 90 Prozent ihres Umsatzes in den letzten drei Tagen des Jahres. Ohne staatliche Hilfen und private Finanzgeber hätten die Firmen den Umsatzausfall der letzten beiden Jahre wohl kaum überlebt, erläuterte Gotzen.

Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk e.V. (BVPK) betont, dass die Möglichkeit, „einmal im Jahr die Funken sprühen zu lassen“ für viele Menschen „eine ganz besondere Faszination“ birgt. „Die Anzahl an Verletzungen in der Silvesternacht, die auf Feuerwerk zurückgehen, sind äußerst gering“, sagte BVPK-Vorstand Ingo Schubert dem RND und nannte „übermäßigen Konsum von Alkohol und Drogen sowie daraus resultierende Konflikte“ als Ursachen für den Andrang in den Notaufnahmen.

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