Von Prinz Harry bis König CharlesSo denken die Royals über queere Menschen

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Kate Middleton am 18. Juni 2021 in London, England, bei einem Empfang für Eltern, die ein Zentrum für frühkindliche Bildung auf dem Gelände des Kensington Palastes besuchen.

Kate Middleton am 18. Juni 2021 in London, England, bei einem Empfang für Eltern, die ein Zentrum für frühkindliche Bildung auf dem Gelände des Kensington Palastes besuchen.

Wie steht das Königshaus zu queeren Menschen und ist es überhaupt möglich, einen schwulen Thronfolger oder König zu haben?

Die Sommermonate sind in der westlichen Welt traditionell auch die Zeit der Gay Prides. Die CSDs in Köln oder Berlin zogen erneut Millionen Besucher an. Spätestens seit 2016 ist das Thema „Homosexualität“ auch im britischen Königshaus angekommen.

Ein Mitglied der Königsfamilie outete sich nicht nur als schwul, sondern heiratete zwei Jahre später auch: Lord Ivar Mountbatten (60), ein Cousin zweiten Grades von König Charles III, fand seine große Liebe in der Schweiz und gab später die Verlobung bekannt.

2018 fand die Hochzeit im engsten Kreis statt. Und seine Ex-Frau Lady Penny gab dem Paar nicht nur ihren Segen, sie übergab Mountbatten bei der Zeremonie auch an ihren Nachfolger. „Es war die Idee der Mädchen“, sagte sie damals in einem Interview mit Blick auf die drei gemeinsamen Töchter. Es sei sehr berührend gewesen. 

Alles zum Thema LGBTQI+ – News für und über queere Menschen

Prinz William und Prinzessin Kate: Keine Probleme mit einem schwulen Sohn

Aber was wäre eigentlich, wenn der nächste Thronfolger Prinz George oder Prinz Archie schwul oder Prinzessin Charlotte lesbisch wären? William äußerte sich dazu 2019 bei einem Besuch des Londoner Hauptsitzes des Albert Kennedy Trust (Akt), einer LGBTQ+-Wohltätigkeitsorganisation, die jungen Menschen hilft, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung obdachlos geworden sind.

Ein junger schwuler Mann stellte ihm die hypothetische Frage: „Wenn Ihr Kind eines Tages in der Zukunft sagen würde: ‚Oh, ich bin schwul, oh, ich bin lesbisch‘, was auch immer, wie würden Sie reagieren?“

Prinz William reagierte auf ein Geschenk, das ihm der Geschäftsführer des Trusts, Tim Sigsworth, überreichte, als er den Albert Kennedy Trust in London besuchte.

Prinz William reagierte auf ein Geschenk, das ihm der Geschäftsführer des Trusts, Tim Sigsworth, überreichte, als er den Albert Kennedy Trust in London besuchte, um sich über das Problem der Obdachlosigkeit von LGBTQ-Jugendlichen und den einzigartigen Ansatz der Organisation zu informieren.

Prinz William sagte, dass es für ihn „absolut in Ordnung“ wäre, aber er sei besorgt über die Verfolgung, der sie ausgesetzt sein könnten. Er gab zu, mit seiner Frau, der Herzogin von Cambridge, intensiv über das Thema gesprochen zu haben. „Ich stehe voll und ganz hinter der Entscheidung, die sie treffen, aber als Elternteil mache ich mir Sorgen, wie viele Barrieren, hasserfüllte Worte, Verfolgung und Diskriminierung kommen könnten“, ergänzte der aktuelle Thronfolger seinerzeit nachdenklich.

Eine eher amüsante Episode ereignete sich im März 2023, als der Thronfolger bei einem Überraschungsbesuch in Polen das LGBTQ+-Restaurant Butero Bistro besuchte. Medienberichten zufolge war dies jedoch ein wichtiges Zeichen der Unterstützung in einem Land, das sich mit der Akzeptanz der LGBTQ+-Gemeinschaft noch immer schwertut.

Prinz Harry: Über seine sexuelle Präferenz wurde lange spekuliert

In seinem umstrittenen Buch „Reserve“ berichtet Prinz Harry Anfang 2023 von seinem Leben als Mitglied der britischen Königsfamilie und den Herausforderungen, die er dabei erlebt hat. Er beschreibt aber die jahrelangen Gerüchte, die über seine sexuelle Orientierung kursierten, und wie sie ihn beeinflussten.  

Prinz Harry im Mai 2023.

Prinz Harry im Mai 2023. (Archivbild)

„Mehr als einmal sah ich Kunden, die über mich lasen, und hörte, wie sie über mich diskutierten. Im Jahr 2015 hörte ich sie oft darüber sprechen, ob ich jemals heiraten würde oder nicht ... Ob ich schwul sein könnte oder nicht. Ich war immer versucht, ihnen auf die Schulter zu klopfen“, heißt es in seinen Memoiren. 

Er hielt sich stets zurück, aber einmal musste er einschreiten, als er sah, wie ein Kunde in einem der Supermärkte eine Kassiererin anpöbelte. „Ich ging nach vorne, zeigte mein Gesicht und räusperte mich: 'Entschuldigen Sie bitte. Ich weiß nicht, was hier los ist, aber ich denke nicht, dass Sie so mit ihr reden sollten“, schreibt Harry.

Prinz Harry setzte sich für schwulen Soldatenkameraden ein

Im Jahr 2020 berichtete James Wharton, der erste Soldat der britischen Armee, der sich als homosexuell outete und mit Harry zusammenarbeitete, wie der Prinz ihn vor Angreifern schützte, die ihn wegen seiner sexuellen Orientierung belästigten. Dies geschah 2008, als Harry den Panzer befehligte, in dem Wharton diente.

Prinz Harry im Mai 2023.

Prinz Harry im Mai 2023. (Archivbild)

Wharton erzählte, wie Prinz Harry ihn vor Mobbing schützte, als er in seinem Panzer saß. „Er sah, dass ich offensichtlich etwas auf dem Herzen hatte, und fragte mich, was es ist“, sagte Wharton. Er gestand, dass einige Soldaten seine Homosexualität nicht akzeptierten. Harry reagierte empört und stellte die Soldaten zur Rede. „Er machte ihnen klar, dass sie mich in Ruhe lassen sollten. Er hat mir sehr geholfen“, lobt Wharton.

Königin Elizabeth II: Rechte für Homosexuelle in ihrer Amtszeit – und subtile Andeutungen

Die Rechte von Homosexuellen in Großbritannien haben sich seit 1952, als Königin Elizabeth II. den Thron bestieg, zum Positiven verändert. Alle wichtigen Errungenschaften für queere Menschen fielen in ihre Regierungszeit. So erlaubten England und Wales 1967 homosexuelle Handlungen zwischen Männern, Schottland und Nordirland zogen nach. Im Jahr 2005 wurde ein Gesetz über eingetragene Partnerschaften verabschiedet, und 2014 konnten gleichgeschlechtliche Paare in England, Wales und Schottland heiraten. Nordirland folgte erst 2020.

Königin Elizabeth II. sitzt auf einem Stuhl

Königin Elizabeth II. von Großbritannien sitzt im Plenarsaal des schottischen Parlaments in Edinburgh. (Archivbild)

Die Queen hat sich zwar nie explizit zu politischen Themen geäußert, so ist bis heute auch nicht ganz klar, wie sie zum Beispiel über die Öffnung der Ehe gedacht hat. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. Im Jahr 2014 lobte die Queen jedoch das Engagement von „Switchboard“, einer LGBTQ+-Telefonhotline, welche ihren 40. Geburtstag feierte.

In ihrer Rede zum Commonwealth Day zwei Jahre später betonte Königin Elizabeth die Bedeutung von „Diversität, Respekt und Toleranz“. Sie sprach zwar nicht explizit über die Rechte von queeren Menschen, beschrieb aber „ein inklusives Commonwealth“ als eines ihrer Ziele. Das wurde als subtiles Pro für die LGBTQ+-Community wahrgenommen.

Prinzessin Diana: Die Mutter von Prinz William und Prinz Harry unterstützte die queere Community

Prinzessin Diana († 36) war laut dem Online-Magazin der LGBTQ+-Community „Them“ eine „Vorkämpferin für die Gleichberechtigung von Homosexuellen“. Ihr unermüdlicher Einsatz gegen HIV, ihre Unterstützung der britischen Aids-Hilfe und ihr Engagement für Aktivismus und soziale Gerechtigkeit, das sie an ihre Söhne weitergab, zeugen davon.

Prinzessin Diana kommt am Museum of Women in the Arts zu einem Gala-Dinner an.

Prinzessin Diana kommt 1997 am Museum of Women in the Arts zu einem Gala-Dinner an.

Im April 1987, auf dem Höhepunkt der Aids-Epidemie, eröffnete sie im Londoner Middlesex Hospital die erste HIV/Aids-Station Großbritanniens, auf der ausschließlich Patienten mit dem Virus behandelt wurden. Es war ihr ein besonderes Anliegen, die Stigmatisierung der Betroffenen zu beenden.

Auch privat pflegte Diana enge Freundschaften zu offen homosexuellen Künstlern. So war sie eng mit dem Designer Gianni Versace († 50) und dem Musiker Elton John (76) befreundet. Auch mit dem Queen-Sänger Freddie Mercury († 45) soll sich die Prinzessin gut verstanden und sich heimlich zu Konzerten oder in Schwulenclubs getroffen haben.

Wird König Charles III. sich zu LGBTQ+-Rechten äußern?

Der seit September 2022 amtierende König hat sich noch nicht explizit zu den Rechten von Homosexuellen geäußert. Auch seine Frau, Königin Camilla, hat sich bisher nicht geäußert. Das queere Magazin „Washington Blade“ berichtete anlässlich der Krönung des Paares über die britische trans Gemeinschaft, die mit Spannung ein neues Gesetz zur Anerkennung der Geschlechtsidentität erwartet. Das Gesetz soll den Menschen mehr Rechte und Schutz gewähren, stößt aber auf Widerstand von der konservativen Regierung unter Rishi Sunak. Der Premierminister verweigert dem Gesetz die „königliche Zustimmung“, die es braucht, um in Kraft zu treten.

In ihrer Rede anlässlich der Parlamentseröffnung im Juni 2017 betonte Königin Elisabeth II. jedoch ausdrücklich, dass ihre Regierung den „Schutz von Schwulen, Lesben und trans Menschen vor Diskriminierung“ vorantreiben werde.

Keine leichte Aufgabe, denn in mehr als der Hälfte der 56 souveränen Staaten des Commonwealth ist Homosexualität nach wie vor strafbar, nur in 24 Ländern ist sie erlaubt. In zwei Staaten droht sogar die Todesstrafe. Es bleibt spannend, wie ihr Sohn, König Charles III., in Zukunft mit diesem Thema umgehen wird und ob er in der Lage sein wird, auf entscheidende Veränderungen Einfluss zu nehmen.

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