Mutter mit 70 JahrenWer im Alter seinen dringenden Kinderwunsch erfüllt, handelt nur egoistisch

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Safina Namukwaya hat in der ugandischen Hauptstadt Kampala Zwillinge zur Welt gebracht.

Safina Namukwaya hat in der ugandischen Hauptstadt Kampala Zwillinge zur Welt gebracht.

In Uganda ist eine 70-Jährige Mutter geworden. Warum das im hohen Alter keine gute Idee ist. Ein Kommentar.

Wenn ein Kind zur Welt kommt, ist das immer ein Grund zur Freude, ob die Eltern nun viel zu jung oder wie in diesem Fall deutlich zu alt sind. Das sei vorweg gesagt. Nun ist eine 70 Jahre alte Frau in Uganda gerade Mutter von Zwillingen geworden – in Folge einer Kinderwunschbehandlung.

Leider ist zu erwarten, dass diese Kinder noch im sehr jungen Alter die konkrete Angst vor dem Tod ihrer Eltern ereilt, Großeltern sind weit und breit nicht in Sicht. Klar, Schicksalsschläge sind auch mit 25, 30 oder 40 nicht ausgeschlossen. Safina Namukwaya trotzt zwar der Statistik – in Uganda beträgt die Lebenserwartung bei Frauen derzeit durchschnittlich 66 Jahre – doch das Blatt kann sich rasch wenden.

Das zeigt auch ein Fall aus Indien. 2016 war eine damals 72-Jährige ebenfalls Mutter geworden, ihr Mann war sogar fast 80. Nach knapp einem Jahr musste sie einräumen: „Es war härter, als ich gedacht habe“. Mit der zunehmenden Mobilität ihres Sprösslings wuchsen auch die körperlichen Herausforderungen an die alten Eltern – und der physische Verschleiß gerade im ersten Babyjahr ist ohnehin schon erheblich.

Erstes Babyjahr ist körperlich sehr anstrengend

Man kämpft mit chronischem Schlafmangel, hormonellen Schwankungen, der Belastung durch das Non-Stop-Tragen eines mehreren Kilo schweren Kindes, muss auf Händen und Füßen hinterherkrabbeln. Dazu kommt noch mehr Hausarbeit und überhaupt mehr Stress im Leben. Die indische Frau beklagte also eine  Verschlechterung ihrer Fitness. Eine deutliche Besserung ihres allgemeinen Gesundheitszustands – altersbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck lassen grüßen – ist dann auch nicht mehr zu erwarten.

Ist die Mutter im fortgeschrittenen Alter kerngesund, besteht auch immer noch die Gefahr, dass auch der zweite im Bunde, ein oft ebenso alter Vater, erkrankt und möglicherweise zum Pflegefall wird. Wie will man seinem quirligen Kleinkind, das in aller Öffentlichkeit Wutanfälle bekommt oder seinem Schulkind gerecht werden, wenn ein Elternteil pflegebedürftig ist?

Zu einer glücklichen Kindheit gehört zudem auch, dass man mit seinen Eltern toben kann, Ausflüge unternimmt – alles körperlich anstrengende Tätigkeiten, die Großeltern mitunter schon nicht mehr bewältigen können. Aber die Eltern sollten doch bitte dazu in der Lage sein.

Maria Gambino

Maria Gambino

Redakteurin in der Lokalredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Jahrgang 1989. Studium der Kultur- und Sozialanthropologie und Romanistik in Münster sowie Kulturmanagement in Ludwigsburg. Ihre Schwerpu...

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Unter besseren Lebensbedingungen und mit steigender Lebenserwartung ist nichts dagegen einzuwenden, dass sich Eltern mit der Kinderplanung etwas mehr Zeit lassen. Ist man beruflich etabliert, finanziell gesettelt und generell gelassener im reiferen Alter, kann das für den Nachwuchs sogar ein Benefit sein. Gerät man ganz unfreiwillig in die Situation, bis ins hohe Alter kinderlos zu sein – in Deutschland ist bis zu jedes zehnte Paar ungewollt kinderlos –, ist der dringende Wunsch nach eigenem Nachwuchs zwar absolut verständlich.

Doch nur weil die Menopause in Einzelfällen auf sich warten lässt und es biologisch möglich ist, zu gebären – oder zu zeugen, denn Väter tragen die gleiche Verantwortung –, heißt es nicht, dass dies das Beste für das eigene Kind wäre. Und dabei haben wir das erhöhte Risiko für Fehlbildungen oder Krankheiten noch gar nicht erwähnt. Wer im hohen Alter einzig dem Drang nach seinem Kinderwunsch nachgeht, handelt einfach egoistisch.

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