In dem patriarchal geprägten Pakistan kommt es immer wieder zu Gewalt im Namen der „Ehre“. Häufig kommen die Täter ohne Strafe davon.
Femizid in PakistanVater soll Tochter wegen Fotos mit Jungen getötet haben

Ein pakistanischer Polizeibeamter sichert Spuren an einem Tatort. (Symbolbild)
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In Pakistan soll ein Vater seine Tochter erschossen haben - Auslöser sollen Bilder in sozialen Medien gewesen sein, die die Jugendliche angeblich mit Jungen zeigten. Die Tat habe sich bereits vergangenen Freitag in der Stadt Kohistan nahe der Grenze zu China ereignet, teilten Ermittler der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit. Demnach wurde die Tötung des Mädchens von einem lokalen Stammesrat angeordnet, der Streitigkeiten nach jahrhundertealten Traditionen schlichtet.
Die Mitglieder des Stammesrates und der Vater des Mädchens seien am Montag festgenommen worden. Wie die Ermittler weiter mitteilten, sollen die fraglichen Bilder die junge Frau mit Jungen zeigen. Möglicherweise seien die Bilder aber gefälscht.
Pakistan: Mord an junger Influencerin Qandeel Baloch sorgte für Entsetzen
Immer wieder kommt es in dem patriarchal geprägten südasiatischen Land mit mehr als 240 Millionen Einwohnern zu Gewalt im Namen der vermeintlichen Ehre. Laut der Organisation Human Rights Commission of Pakistan (HRCP) wurden allein im vergangenen Jahr 384 Fälle in Pakistan registriert, die Dunkelziffer könnte laut der Organisation jedoch bei rund 1000 Fällen im Jahr liegen. Häufig kommen die Täter ohne Strafe davon.
Für Aufsehen sorgte 2016 der Fall der jungen Influencerin Qandeel Baloch. Ihr Bruder hatte die junge Frau erdrosselt. Baloch kritisierte in ihren Videos immer wieder die Unterdrückung von Frauen und kämpfte für Gleichberechtigung. Die junge Frau zeigte sich unter anderem auch im Schwimmbad oder Fitnessstudio.
Nach westlichen Standards waren es zurückhaltende Bilder, aber im muslimisch-konservativen Pakistan polarisierten sie. Nach dem Tod von Baloch erhöhte die Regierung das Strafmaß für derartige Verbrechen. (dpa)