Riesige WürmerForscher entdecken neue Lebewesen in der Tiefsee

Lesezeit 3 Minuten
Am Meeresboden befestigte Boxen.

Um die Artenvielfalt zu untersuchen, wurden Boxen am Meeresboden befestigt. (Forschungsbild vom Juli/August 2023)

Im Pazifik entdeckte eine Meeresbiologin aus Wien mit ihrem internationalen Team ein rätselhaftes Höhlensystem unter Tiefseevulkanen. 

Ihre Existenz spielt sich in ewiger Dunkelheit ab, tief unten im Ozean, in der Nähe der extrem heißen Strömungen von hydrothermalen Quellen. Genau hier haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen ungewöhnlichen und faszinierenden Lebensraum mit einer Vielzahl exotischer Lebewesen entdeckt.

Darüber berichten unter anderem das US-amerikanische Nachrichtenmagazin „Newsweek“ sowie die Tageszeitung „New York Times“. Demnach haben Forscherinnen und Forscher des Schmidt Ocean Institute, einer gemeinnützigen Forschungsorganisation, unter den thermisch aktiven Öffnungen im Ostpazifik vor der Küste Mittelamerikas ein neuartiges Ökosystem entdeckt.

Neues Ökosystem unter Tiefseevulkan im Pazifik gefunden

„Unser Verständnis des tierischen Lebens in den Hydrothermalquellen der Tiefsee hat sich durch diese Entdeckung erheblich erweitert“, twitterte Prof. Dr. Monika Bright, Meeresbiologin an der Universität Wien und Leiterin der Forschungsreise, über die spektakuläre Entdeckung.

In der Region lebt demnach eine Vielzahl von Lebewesen, darunter ungewöhnliche wirbellose Tiere wie Bakterien, Schnecken und Würmern, die offenbar bis zu 50 Zentimeter lang werden können.

Expedition mit dem Forschungsschiff Falkor – Wissenschaftler auch aus Deutschland dabei 

Die bemerkenswerte Entdeckung dieses bisher unbekannten Systems wurde während einer 30-tägigen Expedition an Bord des Forschungsschiffes Falkor gemacht, das die hydrothermalen Quellen in einer Tiefe von etwa zweieinhalb Kilometer unter der Meeresoberfläche untersuchte. Ein internationales Wissenschaftlerteam aus den USA, den Niederlanden, Frankreich, Costa Rica, Slowenien und auch aus Deutschland begleitete das Projekt.

Mehrere Röhrenwürmer tummeln sich im Pazifik in der Nähe eines Unterwasservulkans. .

Mehrere Röhrenwürmer tummeln sich im Pazifik in der Nähe eines Unterwasservulkans. Forscher haben dort neue Lebewesen unter der Vulkankruste entdeckt. Eine wissenschaftliche Sensation.

„Wir wissen seit langem, dass Tiere an Land in unterirdischen Höhlen und im Meer in Sand und Schlamm leben, aber dies ist das erste Mal, dass Wissenschaftler nach Tieren unter hydrothermalen Quellen gesucht haben“, sagte die Direktorin des Instituts, Jyotika Virmani, in einer Erklärung. Dies sei eine bemerkenswerte Entdeckung eines neuen Ökosystems, das unter einem anderen Ökosystem existiert, und ein weiterer Beweis dafür, dass Leben an überraschenden Orten existiert.

Leben an unwirtlichen Orten möglich: Neues Ökosystem unter Tiefseevulkan

Leben kann auch an den unwirtlichsten Orten gedeihen, zum Beispiel an hydrothermalen Quellen. Diese Schlote, die erstmals 1977 am Ostpazifischen Rücken entdeckt wurden, sind heiße Unterwasserquellen, die heißes, mineralreiches Meerwasser aus tektonisch aktiven Zonen ausstoßen.

Die Temperaturen um die Schlote können bis zu 371 °C erreichen, und aufgrund der Tiefe gibt es hier überhaupt kein Licht. Trotzdem blühen chemosynthetische Bakterien, und eine Reihe anderer Arten, von Krebsen und Würmern bis hin zu Tiefseegarnelen, die in der Nähe der Schlote beobachtet wurden.

Das Forschungsschiff Falkor bei Sonnenaufgang.

Das Forschungsschiff Falkor bei Sonnenaufgang während der Forschung über dem Tica-Vent am Ostpazifischen Rücken in 2.500 Metern Wassertiefe.

„Je tiefer man geht, desto heißer wird es, desto weniger Sauerstoff, desto mehr giftige Chemikalien … Es ist sehr flach, aber es ist immer noch unter der Erdkruste“, sagte Monika Bright laut der „New York Times“. Deshalb, so die Zeitung, werfen diese ungewöhnlichen Lebensräume, die die Wissenschaftlerin beschreibt, auch so viele Rätsel auf. Auch deshalb stößt das Wissen über die Tiere des Abgrunds wieder einmal „an die Grenzen dessen, was Wissenschaftler für möglich halten“.

Erst fünf Prozent der Tiefsee sind erforscht

Die Weltmeere bleiben nach wie vor ein „bedeutendes Rätsel“, das meinen auch die Forscher des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen, da nur ungefähr fünf Prozent der Tiefseeregionen erforscht sind. Deshalb wird von vielen Wissenschaftlern betont, dass unser Wissen über die Ozeane geringer ist als unser Wissen über andere Planeten und Galaxien, obwohl diese beträchtlich weiter entfernt sind.

Als Tiefsee werden Regionen definiert, die sich mindestens 200 Meter unter der Wasseroberfläche befinden, und der tiefste Punkt dieses Bereichs liegt im Marianengraben, der eine Tiefe von bis zu elf Kilometern aufweist. (jag)

KStA abonnieren