Seit zehn Jahren rocken die Ehrlich Brothers mit ihren magischen Illusionen die größten Arenen. Im Interview spricht Andreas Ehrlich (47) über das besondere Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder, Zweifel auf dem Weg nach oben und sein bodenständiges Leben abseits der Bühne mit 15 Kamerun-Schafen.
Andreas Ehrlich„Bei uns fliegen manchmal die Fetzen - und das ist gut so!“

Ein Zauberkasten für Kinder weckte ihre Leidenschaft für die Magie, inzwischen haben sie Fans auf der ganzen Welt: Die Brüder Andreas (links) und Chris Ehrlich, besser bekannt als Magier-Duo Ehrlich Brothers. (Bild: ZDF / Lisa Wassmann)
Copyright: ZDF / Lisa Wassmann
Sie verbiegen Bahnschienen mit bloßen Händen und lassen scheinbar aus dem Nichts einen tonnenschweren Truck auf der Bühne erscheinen: In zehn Jahren auf Tour haben sich die Ehrlich Brothers an die Weltspitze gezaubert. Das will gefeiert werden. Ihr aktuelles Programm ist zusammengestellt aus den besten Illusionen, gewählt von den Fans. Das ZDF zeigt „Ehrlich Brothers DIAMONDS- Die große Jubiläumsshow“ aus der Dortmunder Westfalenhalle am Samstag, 27. September, 20.15 Uhr. In der Doku „Backstage: Die Ehrlich Brothers - Die Magie hinter der DIAMONDS-Show“ (ab Dienstag, 23. September, im ZDF zu streamen und am Sonntag, 28. Dezember, 19.25 Uhr im TV) gibt es zudem einen Blick in ihre „heiligen Hallen“ in Bünde, wo Andreas (47) und Chris (43) an den Effekten tüfteln. Erzählt wird zudem, wie die Begeisterung zweier kleiner Jungs über einen Zauberkasten zum Grundstein für eine Weltkarriere wurde.
Das ZDF hat für die Zukunft große Pläne mit den beiden: Neben mehreren Kinder- und Familienshows ist eine dreiteilige Doku geplant, die die Ehrlich Brothers zusammen mit ihrer Crew auf ihrer Tournee durch die USA begleitet. Einfach war der Weg nach oben jedoch nicht. „Es gab einmal eine wirklich harte Phase von einem halben oder dreiviertel Jahr, in der wir zweifelten: „Wollen wir das wirklich?“, erinnert sich Andreas Ehrlich im Interview. Was im Gespräch stets spürbar ist: Die besondere Verbindung der Geschwister, gewachsen in einer unbeschwerten Kindheit. Auch darüber plaudert der ältere der Magier-Brüder, der abseits der Bühne das ländliche Leben mit seiner Frau, den drei gemeinsamen Kindern und 15 Kamerun-Schafen genießt.
teleschau: Herr Ehrlich, Glückwunsch zum Bühnenjubiläum der Ehrlich Brothers. Wie kommt es, dass Sie diesmal getrennt voneinander Interviews geben?

Seit zehn Jahren sind die Ehrlich Brothers in den großen Arenen unterwegs. Ihr Jubiläum feiern sie mit einem besonderen Programm: „DIAMONDS“ ist ein Mix aus ihren besten Illusionen.Das ZDF zeigt „Ehrlich Brothers DIAMONDS- Die große Jubiläumsshow“ aus der Dortmunder Westfalenhalle am Samstag, 27. September, um 20.15 Uhr. (Bild: ZDF / Ralph Larmann)
Copyright: ZDF / Ralph Larmann
Andreas Ehrlich: Vielen Dank. Um den aktuellen Interview-Marathon zu bewältigen, haben wir uns aufgeteilt. Aber Sie haben den besseren der Ehrlich Brothers. (lacht) Wir haben einfach gerade unheimlich viel zu tun.
teleschau: Sie sprechen sicher von den neuen ZDF-Projekten, die gerade pünktlich zum Bühnenjubiläum der Ehrlich Brothers angekündigt wurden. Geplant sind gleich mehrere Shows und eine Doku über Sie und Ihren Bruder. Mehr kann man eigentlich nicht erreichen. Gibt es trotzdem etwas, das Sie sich für die nächsten zehn Jahre wünschen?
Ehrlich: Wir wünschen uns für die nächsten zehn Jahre, dass wir unseren Traum weiterleben dürfen und Menschen in den größten Arenen für einen Abend aus ihrem Alltag entführen und zum Staunen bringen können. Und, dass wir immer wieder Projekte finden, die uns Spaß machen.
„Wir wollen einfach Spaß haben“
teleschau: Zum Beispiel?

Ihre faszinierenden Tricks für die Bühne sind mit einem riesigen Aufwand verbunden. „Alle 100 Crewmitglieder müssen jeden Abend wie ein Uhrwerk zusammenarbeiten, damit die Menschen einen unvergesslichen Abend erleben“, sagt Andreas Ehrlich (hinten) im Interview und gibt zu: „Als Chefs sind wir sehr anspruchsvoll.“ (Bild: ZDF / Ralph Larmann)
Copyright: ZDF / Ralph Larmann
Ehrlich: Im Herbst steht die Tournee durch die USA an. Das ist ein Riesenabenteuer für die gesamte Crew. Keiner weiß, was in fünf Jahren sein wird. Wir wollen einfach Spaß haben, die Menschen begeistern.
teleschau: So wie König Charles, auf dessen Geburtstagsgala Sie gezaubert haben?
Ehrlich: Für ihn zu zaubern, war tatsächlich etwas ganz Besonderes für uns. Wir hatten eine große Show in Londons Wembley Arena. Im Vorfeld dazu wurden wir von König Charles - damals noch Prinz Charles - eingeladen, auf der Gala zu seinem 70. Geburtstag aufzutreten. Er war so begeistert, dass er uns auch noch zu seiner zweiten Gala einlud.
teleschau: Haben Sie ihn persönlich kennengelernt?

Auch privat sind die Brüder Andreas (rechts) und Chris Ehrlich unzertrennlich. Was nicht heißt, dass es nicht manchmal kracht zwischen den beiden: „Bei uns fliegen manchmal die Fetzen“, verrät Andreas (47) im Interview. (Bild: 2017 Getty Images/Andreas Rentz)
Copyright: 2017 Getty Images/Andreas Rentz
Ehrlich: Ja, er kam nach der Show zu uns, schüttelte uns die Hand und schwärmte von dem Motorrad, mit dem wir auf der Bühne herausfahren. König Charles zaubert selbst, er kennt sich in dieser Welt gut aus. Er ist genau wie wir Ehrenmitglied im MAGIC CIRCLE, der ältesten Zaubervereinigung der Welt.
„Es gab einmal eine wirklich harte Phase, in der wir zweifelten“
teleschau: Am Anfang Ihrer Karriere standen die Zeichen nicht auf Erfolg. Sie traten jahrelang vor 20 oder 30 Menschen auf. Haben Sie je daran gedacht, aufzugeben?
Ehrlich: Nein, überhaupt nicht. Auch damals empfanden wir es als Privileg, unser Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Mal war es eine Silberhochzeit, mal eine Firmenfeier, bei der wir auftraten, und die Leute waren immer begeistert. 2012 standen wir vor der Entscheidung: Wollen wir mit dem Event-Geschäft weitermachen oder uns auf unsere eigene Show konzentrieren? Die Möglichkeit, auf Tournee zu gehen, war mit einem extrem hohen finanziellen Risiko verbunden. Es gab einmal eine wirklich harte Phase von einem halben oder dreiviertel Jahr, in der wir zweifelten: „Wollen wir das wirklich?“
teleschau: Welche Risiken gab es?

Andreas (rechts) und Chris verlassen sich auf ihren ganz persönlichen Schutzengel: „Ich glaube, unser Papa hält da oben die Hand über uns, er ist immer mit dabei“, verrät Andreas im Interview. (Bild: ZDF/Lisa Wassmann)
Copyright: ZDF/Lisa Wassmann
Ehrlich: Wir fanden keinen Veranstalter, mussten alle Arenen selbst mieten und zum größten Teil in Vorkasse gehen. Ich erinnere mich gut: Wir hatten kaum Tickets verkauft. Damals hatte ich schon zwei Kinder, das dritte war unterwegs. Meine Frau rief an und sagte: „Wir brauchen 200.000 Euro. Sonst können wir die nächsten Rechnungen nicht bezahlen!“ Das war der Moment, in dem ich mich fragte: „Ist es das wert?“
teleschau: Offenbar war es das ...
Ehrlich: Ja, denn nach der Tournee war klar: Die Menschen wollen uns sehen. Das zählte, nicht der Schuldenberg. Letztlich war es gut, dass wir diesen Mut hatten. Denn sonst würde ich sicher heute nicht hier sitzen. (lacht)
„Bei uns fliegen manchmal die Fetzen. Und das ist gut so!“
teleschau: Woher nahmen Sie das Vertrauen, dass es funktionieren würde?

Andreas (links) über seinen Bruder Chris: „Wir vertrauen einander blind. Das ist etwas, das man sich nicht erkaufen kann.“ (Bild: 2015 Getty Images/Michele Tantussi)
Copyright: 2015 Getty Images/Michele Tantussi
Ehrlich: Wir haben in unserem Leben häufig aus dem Bauch heraus entschieden. Irgendwann haben wir gesagt: „Wir probieren das einfach - selbst wenn wir das Ding gegen die Wand fahren!“ Oft arbeiteten wir ganze Nächte durch, und zwar mit viel Herzblut. Wenn eine Entscheidung klar ist, dann ist uns beiden ebenso klar: Wir geben alles!
teleschau: Sind Sie und Ihr Bruder sich immer einig? Oder fliegen auch mal die Fetzen?
Ehrlich: Bei uns fliegen manchmal die Fetzen. Und das ist gut so! Weil wir ein absolut ehrliches Verhältnis zueinander haben. Wir vertrauen einander blind. Das ist etwas, das man sich nicht erkaufen kann. Wenn man eine Partnerschaft eingeht, wird häufig nach dem eigenen Vorteil entschieden. Unsere Eltern haben uns beigebracht, dass wir uns so zu verhalten haben, dass wir uns verstehen. Das steckt tief in uns drin. Wir verbringen auch noch immer Urlaube gemeinsam.
„Unser Papa hält da oben die Hand über uns“

Die Ehrlich Brothers haben zahlreiche Illusionen mit Feuer im Programm. Dabei kann auch mal was schief gehen: Bei Proben für eine Show im Juni 2025 geriet Andreas Ehrlich zu nah an einen Flammenwerfer, wodurch seine mit Haarspray fixierte Frisur Feuer fing. (Bild: ZDF / Ralph Larmann)
Copyright: ZDF / Ralph Larmann
teleschau: In Ihren Shows erwähnen Sie oft Ihren Vater ...
Ehrlich: Unser Papa war eine zentrale Figur für uns: Als Lebensratgeber, als Visionär, was Illusions-Bauten betrifft. Inzwischen ist es zwölf Jahre her, dass er verstorben ist. Ich glaube, unser Papa hält da oben die Hand über uns, er ist immer mit dabei. Und er freut sich, wie es gelaufen ist. (lacht) Zugleich ist es schade, dass er nie mit seinen eigenen Augen gesehen hat, dass es funktioniert, dass uns 10.000 Menschen in den größten Arenen zujubeln. Leider hat er nur die ersten harten Jahre miterlebt. Wir haben unseren beiden Eltern unfassbar viel zu verdanken.
teleschau: Wie haben Sie Ihre Kindheit in Erinnerung?
Ehrlich: Total unbeschwert, mit unserer Schwester zwischen uns. Und mit Eltern, die sehr viel positive Lebensenergie hatten. Ich glaube, mehr braucht man nicht. Wir sind ländlich groß geworden, mit einem Bauernhof und Hühnern nebenan. Oft durften wir auf dem Trecker mitfahren.
„Als ich meine Frau fand, war klar, dass wir so leben wollen“

Gerade bereiten Andreas (rechts) und Chris Ehrlich ihre erste USA-Tour vor. „Das ist ein Riesenabenteuer für die gesamte Crew“, so Andreas Ehrlich im Interview. Ein ZDF-Team wird sie begleiten. Zu sehen ist die dreiteilige Doku „Ehrlich Brothers - Road to Las Vegas.“ voraussichtlich im Dezember im ZDF-Streamingportal und in ZDFneo. (Bild: 2022 Getty Images/Nick England)
Copyright: 2022 Getty Images/Nick England
teleschau: Dann wurde damals schon der Grundstein dafür gelegt, dass Sie heute als Selbstversorger leben?
Ehrlich: Selbstversorger ist vielleicht etwas hochgegriffen. Wir kaufen schon ab und zu im Supermarkt ein, aber wir sind Teil-Selbstversorger. Und wir haben 15 Kamerun-Schafe. Die sind quietschfidel und halten das Gras kurz. (lacht). All das kam durch die Familie unseres Vaters, die eigentlich gar nichts hatte. Heute ist das für uns eine Art und Weise zu leben, damit wir nicht vergessen, wo wir herkommen.
teleschau: Schwer vorstellbar, die Ehrlich Brothers in Gummistiefeln, unter Schafen ...
Ehrlich: Als ich meine Frau fand und wir 2004 in ihrem Elternhaus unterkamen, war klar, dass wir so leben wollen. Wir hatten etwas Land übrig. Dort zogen zuerst die Gänse ein, dann kamen Schafe dazu. Meine Frau und ich lieben es beide, uns um den Garten und die Tiere zu kümmern.
teleschau: Zugleich sind Sie auch Unternehmer. Das Team, mit dem Sie auf Tour gehen, umfasst weit über 100 Personen und in der Firma an Ihrem Wohnort bilden sie sogar aus, nicht wahr?
Ehrlich: Stimmt, und zwar schon sehr lange. 2006 hatten wir den ersten Azubi im Bereich Veranstaltungstechnik, mittlerweile bilden wir auch Mediengestalter aus. Zwei ehemalige Auszubildende haben inzwischen die technische Leitung in unserem Unternehmen übernommen. Sie führen unter anderem die Verhandlungen mit den Veranstaltern in den USA und übernehmen die Absprachen mit den Produzenten bei unseren TV-Auftritten.
„Als Chefs sind wir ziemlich anspruchsvoll“
teleschau: Wie sind die Ehrlich Brothers als Chefs?
Ehrlich: Als Chefs sind wir ziemlich anspruchsvoll, ich glaube, das wissen alle. Wir haben eine hohe Verantwortung den Menschen gegenüber, die sich ein Ticket für unsere Show gekauft haben. Alle 100 Crewmitglieder müssen jeden Abend ihr Bestes geben und wie ein Uhrwerk zusammenarbeiten, damit die Menschen einen unvergesslichen Abend erleben. Das ist unser Anspruch. Deshalb war uns immer wichtig, Leute zu finden, die diesen Spirit ebenfalls in sich tragen.
teleschau: Und wenn mal etwas schiefläuft?
Ehrlich: Das kommt selten vor. Wenn, dann suchen wir mit unserer Crew nach der Ursache und finden eine Lösung, damit der Fehler nicht noch einmal passiert. Der gesamte Alltag ist von einer großen gegenseitigen Wertschätzung geprägt. Uns unterscheidet von „normalen“ Unternehmen, dass wir mit unserer Crew auch am Wochenende sehr viel Zeit verbringen. Wir sind tatsächlich wie eine große Familie. Ich glaube, anders würde es gar nicht funktionieren. (tsch)