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Betty Broderick heuteDie Geschichte der Frau, die ihren Ex-Mann und dessen neue Frau tötete

4 min
Betty Broderick weint vor Gericht.

Betty Broderick im Jahr 1990 vor Gericht. (Archivbild)

Betty Brodericks perfektes Leben zerbrach. Die Scheidung trieb sie zu einem Doppelmord. Seit 30 Jahren ist sie in Haft.

Betty Broderick verbüßt seit mehr als drei Jahrzehnten eine Haftstrafe für den Mord an ihrem Ex-Mann und dessen neuer Frau. Die Tat ereignete sich am 5. November 1989 und war der tragische Höhepunkt einer jahrelangen, hasserfüllten Auseinandersetzung. Aktuell erinnert das „People“-Magazin wieder an den Fall.

Was trieb Betty Broderick dazu, ihren Ex-Mann und dessen neue Frau zu töten?

Vor der Eskalation schien das Leben von Betty und Dan Broderick perfekt. Er war ein äußerst erfolgreicher Anwalt, sie war Mutter von vier Kindern und eine angesehene Persönlichkeit in der High Society von San Diego. Der Wendepunkt kam Anfang der 1980er Jahre, als Dan eine Affäre mit seiner jungen Rechtsassistentin Linda Kolkena begann. Betty hegte früh den Verdacht, den Dan jedoch bestritt. Die Ehe zerbrach, und 1985 reichte Dan die Scheidung ein.

Der anschließende Scheidungskrieg war von erbitterter Härte geprägt. Betty fühlte sich durch Dans juristischen Einfluss benachteiligt und beschrieb die Situation gegenüber der „Los Angeles Times“ als einen Kampf „einer Hausfrau gegen Muhammad Ali“. In dieser Zeit kam es zu Wutausbrüchen, bei denen sie das gemeinsame Haus verwüstete und die Kinder bei Dan ablieferte, um seine vermeintliche Unfähigkeit als Vater zu beweisen.

Welche Folgen hatte der erbitterte Scheidungskrieg für die Kinder der Brodericks?

Doch der Plan ging nicht auf. Dan erhielt das alleinige Sorgerecht und verkaufte das Familienhaus, ohne Betty am Erlös zu beteiligen. Die Kinder gerieten zunehmend zwischen die Fronten ihrer streitenden Eltern. Die Auseinandersetzungen belasteten Betty schwer und führten zu weiterem unberechenbarem Verhalten. Im Januar 1989 wurde die Scheidung rechtskräftig.

Betty verlor das Sorgerecht und erhielt monatliche Unterhaltszahlungen. In ihrer Autobiografie beschrieb sie ihre Verzweiflung: „Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte das Gefühl, bei meinen Kindern versagt zu haben und nichts mehr zu haben, wofür es sich zu leben lohnt.“

Elisabeth „Betty“ Broderick, 44, lächelt, während die Geschworenen das Urteil verlesen. Ihr Anwalt Jack Earley reagiert deutlich ernster auf die Entscheidung.

Am 10. Dezember 1991 in San Diego: Elisabeth „Betty“ Broderick, 44, lächelt, während die Geschworenen das Urteil verlesen. Ihr Anwalt Jack Earley reagiert deutlich ernster auf die Entscheidung.

In den frühen Morgenstunden des 5. November 1989 drang Betty mit einem Schlüssel, den sie von ihrer Tochter erhalten hatte, in das Haus von Dan und Linda ein. Sie betrat das Schlafzimmer und erschoss das schlafende Paar. Linda Kolkena war sofort tot, Dan Broderick erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Nach der Tat gestand sie ihrer Tochter am Telefon alles und stellte sich der Polizei.

Mord-Prozess wurde zum Medienspektakel

Der erste Prozess im Jahr 1990 sorgte für großes Medieninteresse. Betty gestand die Tat, plädierte jedoch auf verminderte Schuldfähigkeit aufgrund jahrelangen psychischen Missbrauchs. Sie habe nicht die Absicht gehabt zu töten. Der Prozess endete ohne Urteil, da die Geschworenen sich nicht auf ein Strafmaß einigen konnten.

Im zweiten Prozess 1991 kamen Sachverständige zu dem Schluss, dass Betty an einer histrionischen und narzisstischen Persönlichkeitsstörung leide. Diesmal sprach die Jury sie des zweifachen Mordes zweiten Grades schuldig. Das Gericht verhängte die Höchststrafe: 32 Jahre bis lebenslänglich.

Betty Broderick mit blonden Haaren, die aufmerksam seitlich blickt

Betty Broderick vor Gericht im Jahre 1991. (Archivbild)

Seit 1992 ist Betty Broderick im California Institute for Women inhaftiert. Ihre Anträge auf vorzeitige Entlassung auf Bewährung wurden in den Jahren 2010 und 2017 abgelehnt. Die Bewährungskommission begründete dies damit, dass sie keine Reue zeige und ihr Herz „immer noch verbittert“ sei.

Auch ihre Kinder sind gespalten. Während eine Tochter ihre Freilassung befürwortet, hält ihr Sohn sie weiterhin für eine Gefahr. Betty selbst sieht sich als Opfer häuslicher Gewalt und als „politische Gefangene“. Ihre nächste Anhörung zur Bewährung ist für das Jahr 2032 angesetzt, dann wird sie 84 Jahre alt sein.

True Crime: Wie Betty Broderick zur bekanntesten Mörderin Kaliforniens wurde

Der US-Fernsehfilm „Bis daß ein Mörder uns scheidet“ (Originaltitel: „A Woman Scorned: The Betty Broderick Story“) aus dem Jahr 1992 erzählt die dramatischen Ereignisse rund um den Fall. In den Hauptrollen sind Meredith Baxter und Stephen Collins zu sehen.

Der US-Fernsehfilm „Bis daß ein Mörder uns scheidet“ (Originaltitel: „A Woman Scorned: The Betty Broderick Story“) aus dem Jahr 1992 erzählt die dramatischen Ereignisse rund um den Fall. In den Hauptrollen sind Meredith Baxter und Stephen Collins zu sehen. (Archivbild)

Die Geschichte von Betty Broderick faszinierte die US-Medien über Jahrzehnte hinweg und inspirierte zahlreiche filmische Umsetzungen. Bereits 1992 erschien der Fernsehfilm „Bis daß ein Mörder uns scheidet“ (Originaltitel: „A Woman Scorned: The Betty Broderick Story“) mit Meredith Baxter („Familienbande“) in der Hauptrolle. Ihre eindringliche Darstellung der kalifornischen Hausfrau, die zur Mörderin wurde, brachte ihr eine Emmy-Nominierung ein.

1993 folgte die Fortsetzung „Her Final Fury: Betty Broderick, The Last Chapter“, die sich auf den Prozess und die Verurteilung konzentrierte. Auch später blieb der Fall in der US-amerikanischen True-Crime-Kultur präsent: Zahlreiche Dokumentationen auf Sendern wie „Court TV“, „Investigation Discovery“ und „Oxygen True Crime“ beleuchteten die Hintergründe neu. 2020 erzielte die Anthologie-Serie „Dirty John: The Betty Broderick Story“ mit Amanda Peet in der Hauptrolle internationale Aufmerksamkeit und machte die Geschichte für ein jüngeres Publikum erneut greifbar.