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Nach Absturz und SkandalenWas macht eigentlich 80er-Star Den Harrow? – So sieht er heute aus

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Den Harrow bei einem Auftritt in Berlin in den 1980er-Jahren.

Den Harrow bei einem Auftritt in Berlin in den 1980er-Jahren. (Archivbild)

Mit Hits wie „Don’t Break My Heart“ wurde er zum Star. Dann folgten Skandale, Pleiten und Abstürze als Stripper. Das macht Harrow heute.

In den 1980er-Jahren gehörte Den Harrow zu den prägenden Stars der Italo-Disco-Welle. Mit seinen Hits wie „Don’t Break My Heart“ blieb er vielen Fans in ganz Europa im Ohr. Harrow, bürgerlich Stefano Zandri, steht auch 2025 immer noch regelmäßig auf internationalen Bühnen. Auf Instagram kündigte er kürzlich Auftritte bei Italo-Disco-Events an, darunter das „Over 30 Festival“ am 7. Dezember 2025.

Den Harrow rechnet mit der Branche ab: „Ich wurde ausgenutzt und landete am Boden“

Andere Videos zeigen den heute 63-Jährigen bei Clubshows in Italien, umringt von Fans, die seine Hits der 1980er-Jahre mitsingen. Zudem wurde er für das „Little Italy Festival“ am 11. und 12. September 2026 in Saint-Jean-de-Maurienne angekündigt – gemeinsam mit Sabrina, Ryan Paris, Gazebo, Ivana Spagna und anderen Größen der damaligen Szene.

Dabei hatte er erst vor wenigen Monaten bekannt gegeben, dass der Charakter „Den Harrow“ für ihn persönlich abgeschlossen sei. In einem Interview mit dem italienischen Online-Magazin „MOW“ sprach Zandri 2025 offen über seine Sicht auf die eigene Karriere. Er beschrieb, wie seine Produzenten die Figur Den Harrow geschaffen hätten und dass er nur das Gesicht des Projekts war: „Sie haben mich entdeckt, aber nicht geschützt.“ Er sagte, die Musikindustrie habe ihn „ausgenutzt“ und er sei „am Boden gelandet“.

Millionenhits und ein Kunstprodukt: Der Aufstieg in den 1980er-Jahren

Dabei war er mehrere Jahre lang das Posterboy-Gesicht einer ganzen Disco-Generation: In den 1980ern sprang Den Harrow mit blondierter Tolle und engen Oufits über die TV-Bühnen, während seine Songs durch Europas Clubs liefen. Hits wie „Catch the Fox“, „Don’t Break My Heart“, „Bad Boy“ oder „Day by Day“ machten die Kunstfigur zum Dauergast bei „Formel Eins“, „Peters Popshow“ und in Jugendmagazinen. 1987 erhielt er den Goldenen Bravo-Otto als beliebtester Sänger des Jahres; im Vorjahr hatte er bereits den Silbernen gewonnen.

Den Harrow in seiner Glanzzeit bei einem Auftritt während der IFA-Funkausstellung in Berlin.

Den Harrow in seiner Glanzzeit bei einem Auftritt während der IFA-Funkausstellung in Berlin. (Archivbild)

Wie das alles begann, fasste Zandri gegenüber „MOW“ nüchtern zusammen: „Ich war 19, ging tanzen, und sie sahen Potenzial in meinem Image.“ Die Produzenten legten ihm fertige Songs vor – eingesungen von Studiostimmen. Zandri übernahm die Auftritte, wurde europaweit bekannt und spricht von bis zu 20 Millionen verkauften Tonträgern. Erst 1988 durfte er mit „Born to Love“ erstmals selbst singen. „Warum sie mich nicht früher singen ließen – der Song funktionierte doch“, sagt er rückblickend.

Nach den Hits der Absturz: Jahre als Stripper und Türsteher

Ende der 80er wurde öffentlich, dass viele Den-Harrow-Hits nicht von Stefano Zandri selbst gesungen worden waren, sondern von Studiostimmen wie Tom Hooker – ein Bruch, der seiner Karriere erheblich schadete. Doch es kam noch schlimmer. Nach nach eigenen Angaben hatte er rund 13 Milliarden Lire verdient (heute rund 5–6 Millionen Euro), verlor das Vermögen jedoch vollständig, weil sein Steuerberater über Jahre keine Steuern abgeführt hatte.

Über die Aufdeckung des Playback-Konzepts sagte Zandri: „Er [Tom Hooker] hat gegessen auf meine Kosten und dann öffentlich gesagt, dass er die Stimme ist. Das war für mich sehr verletzend.“ Zugleich erklärte er, er habe nie Sänger werden wollen. „Singen hat mir immer zuwidergestanden“, sagt er. „Ich wollte ein Performer sein, kein Sänger.“

Nach dem Einbruch seiner Karriere zum Ende der 1980er Jahre und finanziellen Problemen zog Zandri für mehrere Jahre in die USA. Dort arbeitete er in San Diego als Stripper und Türsteher, wie er offen berichtet: „Ich konnte in Italien nicht einfach als Kellner anfangen, ich war noch zu bekannt.“ Er beschreibt die Zeit als notwendig, um seinen Lebensunterhalt zu sichern und Abstand von der italienischen Medienlandschaft zu gewinnen.

Im Interview erzählte Zandri, dass er nach dem Tod seiner Mutter und den finanziellen Verlusten in eine schwere Phase geraten war und zeitweise darüber nachgedacht hatte, alles aufzugeben. Seine Autobiografie „Nani – Il bimbo da 6 milioni di dollari“ (Nani war sein Spitzname, der Titel lautet übersetzt „Das 6-Millionen-Dollar-Kind“) schilderte diese Krisen ausführlich.

Harrow nahm 2006 und 2012 auch an „L’Isola dei Famosi“ teil, einer italienischen Reality-Show nach dem Prinzip von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. In der Staffel 2012 geriet er in eine Auseinandersetzung, brach in Tränen aus und verließ kurz darauf die Sendung. Die Szene sorgte damals für einen viel beachteten TV-Aufreger in italienischen Boulevardmedien.

Den Harrow privat: Die Distanz zur alten Kunstfigur

Zandri lebt heute weitgehend zurückgezogen und zeigt auf Social Media vor allem Eindrücke von Auftritten, Proben, Soundchecks sowie viel Archivmaterial, darunter alte „Bravo“-Cover und Fotos von einst. Häufig erinnert er dort an verstorbene Idole und Weggefährten wie Mitglieder von Milli Vanilli, Bobby Farrell von Boney M., Leif Garrett oder Patrick Juvet.

Im Interview sagte er, er halte sein Privatleben bewusst aus der Öffentlichkeit heraus. Über eine mögliche Rückkehr als Den Harrow erklärte er: „Ich möchte ein ruhiges Leben führen. Wenn Madonna meine Songs produzieren würde, könnte man darüber reden – aber das wird nicht passieren.“

Zugleich betonte er, dass er zwar weiterhin auftritt, die Kunstfigur Den Harrow aber nicht mehr verkörpert. Zu den Erwartungen des Publikums sagte er: „Du kannst hundert Dinge gut machen und eine Sache nur mittelmäßig – und am Ende erinnern sie sich nur an diese eine.“