Sie sangen für Deutschland beim ESC – doch was wurde aus Cascada, Jendrik, Malik Harris & Co.? Bei manchen ging's steil bergab.
Von Lena bis CascadaDas wurde aus den 15 deutschen ESC-Stars – Wer verschwand in der Versenkung?

Lena Meyer-Landrut freut sich über den Sieg beim Eurovision Song Contest 2010. (Archivbild)
Copyright: dpa
Seit Lena Meyer-Landrut 2010 mit „Satellite“ den Eurovision Song Contest in Oslo gewann, tut sich Deutschland schwer beim größten Musikwettbewerb der Welt. Beim Eurovision Song Contest 2025 wird Deutschland von Abor & Tynna mit dem deutschsprachigen Titel „Baller“ vertreten. Doch was wurde aus den Künstlerinnen und Künstlern, die seit 2010 für Deutschland antraten? Eine Bilanz zwischen großen Erfolgen, kurzen Chartblitzen, Rückzügen aus der Öffentlichkeit, Namensänderungen und Karrieren abseits des Rampenlichts.
2024: Isaak Guderian - „Always on the Run“ (Platz 12 von 25)

Isaak Guderian (Archivbild)
Copyright: dpa
Die Freude war groß, dass Deutschland zum ersten Mal seit 2018 wieder in der vorderen Hälfte des Tableaus gelandet war. Der stimmgewaltige Sänger Isaak Guderian, der zuvor vor allem als Straßenmusiker unterwegs war, schaffte es sogar auf einen guten 22. Platz in den Single-Charts. Mehr war allerdings nicht drin. Seit dem ESC-Finale 2024 ist es wieder ruhig um ihn geworden. Weitere Singles wurden kaum wahrgenommen. 2025 erschien zusammen mit dem DJ David Puentez die Single „Peace in the Pieces“.
2023: Lord of the Lost - „Blood & Glitter“ (Platz 26 von 26)

Lord of the Lost (Archivbild)
Copyright: Getty Images
Der ESC-Flop hat der schon vor dem Contest sehr erfolgreichen Band bisher nicht geschadet. Ihr Beitrag zum ESC 2023 verpasste zwar den Einstieg in die offiziellen Single-Charts, erreichte aber – nach dem Auftritt bei „Unser Lied für Liverpool“ – immerhin Platz fünf der deutschen Single-Trend-Charts. Als Metal-Band sind Lord of the Lost aber ohnehin eher am Albenmarkt interessiert, wo das zehnte Album der Band souverän den ersten Platz für die Band erreichte. Im Sommer 2023 tourten sie mit Iron Maiden und veröffentlichten im Dezember bereits ein neues Album: „Weapons of Mass Seduction“. Lord of the Lost sind nach wie vor viel live unterwegs.
2022: Malik Harris - „Rockstars“ (Platz 25 von 25)

Malik Harris (Archivbild)
Copyright: picture alliance/dpa/dpa-POOL
Alte Teppiche und wenig Stimmung beim Finale in Turin. Malik Harris ballte nach seinem Sieg beim ESC-Vorentscheid noch die Faust. Nach dem Flop im internationalen Finale machte sich schnell Ernüchterung breit. Das deutsche Publikum nahm ihm die Niederlage nicht übel. Sein Song war ein Top-10-Hit. Seitdem hat er neue Singles veröffentlicht und mit „Dreamer“ einen weiteren Hit im Radio und auf Spotify. Malik Harris tritt weiterhin auf. Seine aktuelle Single im Mai 2025 heißt „Daydreaming“.
2021: Jendrik - „I Don't Feel Hate“ (Platz 25 von 26)

Jendrik (Archivbild)
Copyright: picture alliance/dpa/ANP
Sänger Jendrik fiel nach seinem vorletzten Platz in ein tiefes Loch und bekam genau das zu spüren, was er mit seinem Song besingen wollte: Hass in den sozialen Netzwerken. Im Sommer 2022 war der ausgebildete Musicalsänger in der „Komödie mit Banküberfall“ im Hamburger St. Pauli Theater zu sehen. Seit 2024 ist er ohne großen Erfolg mit mehreren Singles und zwei Alben, „The-Acoustic-Birthday-ExP“ und „The-German-Winter-ExP“, wieder präsent.
2020: Ben Dolic - „Violent Thing“ (Eurovision Song Contest abgesagt)

Ben Dolic (Archivbild)
Copyright: picture alliance/dpa
Eigentlich sollte Ben Dolic für Deutschland beim ESC 2020 singen, doch wegen der Corona-Pandemie wurde der ESC abgesagt. Der Elektropop-Song war gut, aber sein Auftritt in der Ersatzshow ließ Böses ahnen. Seitdem ist es ruhig um den Sänger geworden. Er veröffentlichte eine Reihe von Singles, zuletzt 2023 „Headspace“ und „How I'm Feeling“, die aber kaum wahrgenommen wurden. Im Dezember 2024 erschien „Colours“.
2019: S!sters - „Sister“ (Platz 25 von 26)

S!sters (Archivbild)
Copyright: picture alliance/dpa/Lehtikuva
Das Duo fand sich eigentlich nur für die Auftritte rund um den Eurovision Song Contest zusammen. Ihr Song war ein kommerzieller Flop. Carlotta Truman (links) und Laura Kästel (rechts) gingen ein Jahr nach dem ESC offiziell getrennte Wege, was sie in der Zwischenzeit gemacht haben, ist nicht bekannt. Carlotta Truman tritt inzwischen mit dem Sänger Simon Leander Raschen als Duo Amos Fleur auf, die beiden machen düsteren Elektropop. Als Schauspielerin hatte sie 2024 Gastauftritte bei „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ und „Löwenzahn“. Laura Kästel nennt sich mittlerweile Laurita Spinelli und hat versucht, eine Solokarriere zu starten. Bislang ohne nennenswerten Erfolg.
2018: Michael Schulte - „You Let Me Walk Alone“ (Platz 4 von 26)

Michael Schulte (Archivbild)
Copyright: Getty Images
Michael Schulte hat für seinen starken Auftritt beim ESC 2018 viel Lob bekommen. Sein Song schaffte es in Deutschland in die Top 10. Schulte ist nach wie vor sehr gut im Musikgeschäft etabliert und hat eine Reihe von Singles auf Englisch, aber auch auf Deutsch veröffentlicht. Mit „Back to the Start“ und „For a Second“ hatte er weitere Hits, die mit Gold ausgezeichnet wurden. Außerdem geht er regelmäßig auf Tour. Ende 2023 erschien sein neues Album „Remember Me“, das erstmals in seiner Karriere in die Top 10 einstieg. Auf Spotify hat er mehr als 3,6 Millionen regelmäßige Zuhörer.
2017: Levina - „Perfect Life“ (Platz 25 von 26)

Levina (Archivbild)
Copyright: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa
Immerhin schaffte es „Perfect Life“ für zwei Wochen in die deutschen Single-Charts. Nach dem Finale verschwand der Song schnell wieder in der Versenkung. Auch Levina versuchte mit mehreren erfolglosen Singles über das ESC-Debakel hinwegzukommen. Zwischenzeitlich versuchte sie es sogar mit einem anderen Künstlernamen: Izza (angelehnt an ihren bürgerlichen Namen Isabella). Ihr zweites Album „Thinking in the Dark“ erschien 2021 wieder unter dem Namen Levina. Ende 2022 veröffentlichte sie die düstere Single „Battleground“. Weitere Singles verhallten fast ungehört.
2016: Jamie-Lee - „Ghost“ (Platz 26 von 26)

Jamie-Lee Kriewitz (Archivbild)
Copyright: picture alliance / dpa
Auch der koreanische Modestil Decora Kei konnte diesen Beitrag nicht retten: Der Elektropop-Song erreichte zwar Platz 11 der deutschen Single-Charts, scheiterte aber letztlich im Wettbewerb. Danach setzte die damals 18-jährige Jamie-Lee ihre Karriere mit starker Stimme fort, veröffentlichte ein hörenswertes Album und änderte vor allem optisch mehrfach ihren Stil. In einem Video auf YouTube äußerte sie sich 2020 sehr positiv über ihre Zeit beim ESC. Im März verabschiedete sie sich von ihrem Namen Jamie-Lee, löschte alte Videos in ihrem YouTube-Kanal und gab bekannt, dass sie von nun an unter dem Künstlernamen MaLee auftreten werde. Zur TV-Serie „Uferpark“ erschien die Single „Nicht müde“, die allerdings keinen Erfolg hatte. Auch die regelmäßigen Videos mit Coverversionen erreichen keine hohen Klickzahlen.
2015: Ann Sophie - „Black Smoke“ (Platz 27 von 27)

Ann Sophie Dürmeyer (Archivbild)
Copyright: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Ein besonders tragischer Fall, denn eigentlich hatte Andreas Kümmert den Vorentscheid gewonnen, kniff aber in letzter Sekunde. Ann Sophie wurde mit unseren österreichischen Nachbarn beim ESC-Finale nach hinten durchgereicht, ihre Single „Black Smoke“ war nur kurz in den Charts. Sowohl die Plattenfirma als auch der NDR hätten sie daraufhin eiskalt fallen lassen, sagte sie ein Jahr später dem „Stern“. Ann Sophie sang in den Jahren danach erfolgreich in Musicals wie „Flashdance“ und erreichte 2021 hochverdient das Halbfinale von „The Voice of Germany“. Im März 2023 war sie im Musical „Mata Hari“ zu sehen. Im Dezember folgte das Album „Under My Skin“. Sie ist weiterhin als Musicalsängerin erfolgreich.
2014: Elaiza - „Is It Right“ (Platz 18 von 26)

Elaiza (Archivbild)
Copyright: picture alliance / dpa
Elaiza setzten sich im Vorentscheid gegen Favoriten wie Unheilig oder Santiano durch. Die Überraschung sorgte für einen Top-5-Hit in Deutschland und große Hoffnungen. Nach dem Scheitern im ESC-Finale hatte die Band noch zwei weitere Singles in den Charts und veröffentlichte bis 2016 zwei Alben. Leadsängerin Ela Steinmetz hat inzwischen als „ela.“ eine erfolgreiche Solokarriere gestartet. Das Album „Liebe & Krieg“ lief 2020 gut, Songs wie „Irgendwann“ oder „Ehrlich kompliziert“ wurden millionenfach auf Spotify gestreamt. 2023 erschien ihr zweites Soloalbum „Es ist immer jemand wach“. Außerdem komponiert sie für Helene Fischer oder Beatrice im Schlagerbereich.
2013: Cascada - „Glorious“ (Platz 21 von 26)

Natalie Horler von Cascada (Archivbild)
Copyright: picture alliance / dpa
Cascada und ihre Leadsängerin Natalie Horler waren bis zu ihrer ESC-Teilnahme international sehr erfolgreich und sollen rund 30 Millionen Tonträger verkauft haben. Bis 2013 hatten sie mehrere große Hits, darunter den britischen Nummer-eins-Hit „Evacuate the Dancefloor“ von 2009. Das Scheitern beim ESC 2013 setzte der ohnehin schwächelnden Karriere des Dance-Projekts langfristig zu. Bis heute wurden mehrere Singles veröffentlicht, die alle mehr oder weniger floppten. „Glorious“ blieb der letzte Top-10-Hit. 2024 folgte das Comeback-Album „Studio 24“. Natalie Horler ist seit 2015 Mutter. Dennoch sind Cascada weiterhin international unterwegs. Der Tourkalender 2025 ist europaweit gut gefüllt.
2012: Roman Lob - „Standing Still“ (Platz 8 von 26)

Roman Lob mit seinem Echo. (Archivbild)
Copyright: picture alliance / dpa
Der Kölner Roman Lob hatte zwar mit dem von Jamie Cullum geschriebenen Song „Standing Still“ einen Hit, der bis heute im Radio gespielt wird, und wurde mit einem Echo ausgezeichnet, doch danach ging es auf und ab. Sein Debütalbum „Changes“ schaffte es 2012 in die Top 10, sein zweites Album „Home“ fiel 2014 durch. Lob sang zwei Jahre in der Revue „The One Grand Show“, heiratete 2016 und sattelte schließlich um. Als Leadsänger der kölschen Band StadtRand, die 2020 mit „Orjenal“ vom Album „Fründschaff“ einen Hit in Köln landete, läuft es wieder rund. Mit „Ahle Kess“ gelang der Gruppe 2023 im Rahmen von „Loss mer singe“ ebenfalls ein Erfolg.
2010: Lena - „Satellite“ (Platz 1 von 25) und 2011: „Taken by a Stranger“ (Platz 10 von 25)

Lena Meyer-Landrut ist bis heute sehr erfolgreich im Showgeschäft. (Archivbild)
Copyright: dpa
Sieg für Deutschland! Dieser unglaubliche Triumph machte die 19-jährige Newcomerin Lena über Nacht zum Star. „Satellite“ war nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen skandinavischen Ländern und der Schweiz ein Nummer-eins-Hit. Darüber hinaus platzierte sich der Song europaweit in den Charts, sogar in Großbritannien. Auch ihr Elektropop-Song „Taken by Stranger“, der bei ihrer erneuten ESC-Teilnahme 2011 auf Platz zehn landete, war in den Charts sehr erfolgreich. Bis heute ist Lena eine feste Größe im deutschen Showgeschäft. Ihre sechs Studioalben erreichten alle die Top 10, zwei davon sogar Platz 1.
Beim Eurovision Song Contest 2025 wird Deutschland von Abor & Tynna mit dem deutschsprachigen Titel „Baller“ vertreten. Das Duo setzte sich im Vorentscheid „Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?“ durch, der in Zusammenarbeit von ARD, RTL und Stefan Raab organisiert wurde. Der Eurovision Song Contest 2025 wird in Basel stattfinden. Die Halbfinalshows finden am 13. und 15. Mai statt, das große Finale am 17. Mai. Insgesamt nehmen 37 Nationen teil, 26 davon sind im Finale vertreten. Deutschland ist als Mitglied der „Big Five“ automatisch qualifiziert.