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„Zu hart für ihn“Deswegen verließ Haftbefehl plötzlich die Netflix-Premiere – Rolle der Mutter geklärt

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Produzent Elyas M'Barek und Aykut Anhan auf der Premiere.

Mit „Babo - Die Haftbefehl-Story“ ist Produzent Elyas M'Barek und Aykut Anhan ein Mega-Erfolg gelungen. 

Viele Szenen aus der Haftbefehl-Doku sorgen für Gesprächsstoff. Jetzt hat sich Regisseur Moreno zu Wort gemeldet. 

Eine Woche nach der Premiere von Haftbefehls Netflix-Doku „Babo - Die Haftbefehl-Story“ hat sich Regisseur Juan Moreno am Dienstag (4. November) im „Spiegel“-Podcast „Short Cut“ zu seinem Werk geäußert. Der „Spiegel“-Autor gewährte nicht nur exklusive Einblicke in die Dreharbeiten, sondern erzählte auch, wie der beispiellose Absturz des deutschen Rappers Aykut Anhan ihn selbst an seine Belastungsgrenzen brachte.

Moreno gab auch eine ausführliche Auskunft über Haftbefehls Mutter, die ihren Auftritt in der schockierenden Netflix-Dokumentation erst im letzten Moment abgesagt hatte. Zudem verriet der Reporter, warum der vermummte Haftbefehl bei der Premiere in Berlin den Kinosaal plötzlich verlassen musste.

Netflix-Doku „Babo - Die Haftbefehl-Story“: Aykut Anhan kannte Urlaubsvideos seines Vaters nicht

Haftbefehls Flucht aus dem Berliner Kino hatte weniger mit seinen Drogenexzessen oder Abstürzen zu tun, die in der Doku gezeigt wurden, sondern mit den alten Urlaubsvideos aus seiner Kindheit. „Dieser Film zeigt Material aus seiner Kindheit und enthält auch Material von seinem verstorbenen Vater. Aykut kannte dieses Material nicht, weil seine Mutter es irgendwann in den 90ern aufgezeichnet hat, und Aykut hat seinen verstorbenen Vater zum ersten Mal in diesem Dokumentarfilm gesehen (...) und er musste während dieser Szenen rausgehen, weil sie einfach zu hart für ihn waren“, erzählte Moreno, der im Kinosaal direkt hinter dem Rapper mit kurdischen Wurzeln saß.

Viele Fans fragten sich, warum die Mutter von Haftbefehl in der Netflix-Doku nicht zu Wort kam und gar nicht in Erscheinung trat, während seine zwei Brüder wichtige Rollen einnahmen. Auch hierfür lieferte Moreno, der einst den Geschichtenfälscher Claas Relotius beim „Spiegel“ entlarvte, eine Erklärung.

Haftbefehl-Doku: Mutter von Aykut Anhan wollte nicht mitmachen

„Wir hatten eigentlich vereinbart, dass wir ein Interview mit ihr führen würden. Wir hatten sogar das Setting bereit, wir hatten das Team vorbereitet, wir sind losgefahren, und dann hat sie mich in einer herzlichen Nachricht, einer Sprachnachricht, gefragt, ob ich vielleicht darauf verzichten könnte, sie im Film zu zeigen, weil es zu schwer wäre, über ihren verstorbenen Mann und den aktuellen Zustand ihres Sohnes zu sprechen“, berichtete Moreno. Zuvor hatte er Haftbefehls Mutter als fantastische und wunderbare Frau beschrieben.

Pacco-Luca Nitsche (l-r), Sinan Sevinç, Juan Moreno und Elyas M'Barek in Berlin.

Die Macher der Haftbefehl-Doku: Pacco-Luca Nitsche (l-r), Sinan Sevinç, Juan Moreno und Elyas M'Barek in Berlin.

Die Filmemacher um den Produzenten Elyas M'Barek mussten für einige Szenen, die Drogenmissbrauch, Depressionen und die „Dämonen“ von Haftbefehl ungeschönt zeigten, viel Kritik einstecken. Moreno räumte ein, auf viele heftige Szenen verzichtet zu haben. Er rechtfertigte sich wie folgt: „Natürlich haben wir Haftbefehl beim Kokain-Konsum gefilmt, und natürlich wird das nicht im Film gezeigt (...) Natürlich wäre das viral gegangen und hätte den Film noch verrückter gemacht, aber es gibt Grenzen, die man respektieren muss.“

Die schockierende Doku über Haftbefehl, die Elyas M'Barek produziert hat, ist ein großer Erfolg. Die deformierte Nase des Rapstars sorgte dabei für viel Aufsehen. Auch Moreno selbst war von der Arbeit mit dem süchtigen Haftbefehl sehr mitgenommen. Zahlreiche Panikattacken waren die Folge, wie 53-Jährige selber zugab.

Über zwei Jahre begleiteten die Regisseure Juan Moreno und Sinan Sevinç den Musiker. Die Bilanz der erschütternden Doku „Babo - Die Haftbefehl-Story“ ist mehr als ordentlich: Platz eins in Deutschland, Österreich und der Schweiz und 4,1 Millionen Abrufe innerhalb von sechs Tagen auf der Streamingplattform Netflix. (mbr)