Ricarda Lang zeigt sich auf ihrem Instagram-Account kampfeslustig und veröffentlicht beleidigende Kommentare, die sie erhalten hat.
„Keinen Bock mehr“Ricarda Lang zeigt Pöblern und Hatern den Stinkefinger

Ricarda Lang (Bündnis 90/Die Grünen) im November im Bundestag
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Ricarda Lang ist für ihre klaren Worte bekannt: In Debatten, aber auch auf Social Media nimmt die Grünen-Politikerin kein Blatt vor den Mund. Politische Gegner sehen sich mit Schlagfertigkeit und präzisen Analysen konfrontiert. Auch mit Humor spitzt die 31-Jährige Themen gern zu – und schont sich dabei auch selber nicht. Auf ihrem Instagram-Kanal postet die Bundestagsabgeordnete regelmäßig politische Inhalte, ab und an gibt es aber auch private Einblicke für ihre Follower.
Nun hat sich Lang, die immer wieder auch Ziel von Hass und Hetze im Netz wurde, mit diffamierender Kritik an ihr auseinandergesetzt. In sehr offener Weise zeigt sie Screenshots von Kommentaren, die sie erreicht haben und die sich vor allem auf ihr Äußeres beziehen. Vier massiv beleidigende Äußerungen hat sie herausgegriffen, in denen von „Hängebauchschwein“, „Mastsau“ oder „Pommespanzer“ die Rede ist. Die Absender der Kommentare verstecken sich ganz offensichtlich hinter Pseudonymen.
Lang schreibt dazu ironisch: „Hasskommentare werden auch nicht gerade kreativer. Aber dafür lauter und mehr. Damit sorgen sie dafür, dass viele sich aus dem Netz zurückziehen.“ Darauf habe sie aber „keinen Bock mehr“, denn das Netz gehöre allen. Sie wirbt für die gemeinnützige Organisation Hate Aid, die Betroffene unterstützt. Lang selbst zeigt sich auf dem Foto in offensiver Pose mit Stinkefinger.
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Unterlegt ist der Post mit dem Lied „Lass dich nicht ficken“ von Axel Bosse, dem die Politikerin auch explizit dankt. In Bosses neuem Song geht es um digitale Gewalt, unter der eine Freundin von ihm fast zusammengebrochen sei, wie der Musiker schreibt. Er habe das Wort im Titel bewusst gewählt, denn es sei eines der am häufigsten benutzten Wörter bei „Beschimpfungen gegen weiblich gelesene Personen im digitalen Raum“. Sexismus sei hier alltäglich.
Ruth Moschner und Heidi Reichinnek unterstützen Ricarda Lang
Ricarda Lang bekommt für ihren Post viel Zustimmung, auch von Prominenten. So wird sie von Moderatorin Ruth Moschner und Schauspielerin Lisa Kestel bestärkt, auch Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek signalisiert Zustimmung. Mehr als 30.000 Personen haben den Beitrag bis zum Dienstagvormittag geliked.
Auf das Problem von Hetze und Hass gegen ihre Person hatte Ricarda Lang schon häufiger aufmerksam gemacht. Insbesondere, als sie noch Parteivorsitzende war, fokussierten sich Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen auf ihre Person. Kurz nach ihrem Rücktritt thematisierte sie dies in der ARD-Sendung „Hart aber fair“. „Wenn dir jemand schreibt: ‚Du fettes Miststück, ich will Dich in meinem Keller aufhängen, halb tot prügeln und dann zuschauen, wie Du ausblutest‘, dann finde ich, ist das etwas, daran muss sich niemand gewöhnen müssen“, erklärte Lang im Dezember 2025 kämpferisch.
Insbesondere Frauen werden vom Hass getroffen, und Politikerinnen stehen hier extrem unter Beobachtung. Dabei beschränkt sich die Herabwürdigung keinesfalls nur auf anonyme Kommentare im Internet. Längst beklagen vor allem weibliche Abgeordnete, dass auch im Bundestag der Ton deutlich rauer geworden sei. Dies liegt offenbar vor allem am Erstarken der AfD, deren Abgeordnete immer wieder durch Zwischenrufe und Pöbeleien auffallen.
Nina Warken kritisiert AfD-Abgeordnete
Davon betroffen sind längst nicht nur Politikerinnen aus dem linken Spektrum. Unlängst beklagte auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) eine Verrohung der Atmosphäre im Bundestag. Von der AfD kämen immer wieder „unterirdische Kommentare, gerade gegen weibliche Abgeordnete“. Diese „erschreckenden Beleidigungen“ seien herablassend und herabwürdigend und beträfen oft das Äußere und die Kleidung der Abgeordneten. „Wir müssen so ein Verhalten im Parlament gemeinsam ächten. Keine Bundestagsabgeordnete sollte sich davon einschüchtern lassen“, so Warken im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Ricarda Lang hatte sich erst kurz zuvor auf Instagram an ihre Hater gewendet und auf ironische Weise deren Verhalten thematisiert. Sie verteilte „3 schnelle Tipps für alle, die keinen Bock mehr haben, ‚diese dumme Alte‘ auf ihrer Timeline zu sehen“. Wenn man sie und ihre Inhalte nicht möge, solle man doch einfach weiterscrollen und nicht etwa kommentieren. Eine Reaktion hätte immer zur Folge, dass man noch mehr Content von ihr ausgespielt bekomme.

