2,4 Millionen Euro wertStar-Geigerin vergisst Stradivari im Regionalexpress

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Eine Stradivari wurde in einem Regionalexpress vergessen (Symbolbild)

Eine Stradivari wurde in einem Regionalexpress vergessen (Symbolbild)

Saarbrücken –  Ausgerechnet eine äußerst wertvolle Stradivari hat eine Geigerin im Saarland im Zug vergessen. Die junge Frau - es soll sich nach „Bild“-Informationen um Jennifer Koh handeln - ließ das 2,6 Millionen Dollar (2,4 Millionen Euro) teure Instrument am Dienstag beim Aussteigen aus einem Regionalexpress in Saarbrücken im Gepäckfach liegen, wie die Bundespolizei am Donnerstag mitteilte.

Erfüllter Traum

Anne-Sophie Mutter, das deutsche Geigenwunder, besitzt tatsächlich beide (!) von ihr gespielte Stradivaris: die „Emiliani“, die in den Karajan-Aufnahmen zum Einsatz kam, und die „Lord Dunn-Raven“, die derzeit ihre bevorzugte Konzertvioline ist. Eine Stradivari, so Mutter, klinge, wie sie es sich immer erträumt habe: „Wenn ich auf der Bühne stehe, sind wir musikalisch eins.“

Lebenslänglich

Die japanisch-amerikanische Stargeigerin Midori spielte zunächst die Guarneri „ex-David“, die ihr 1985 leihweise durch Mary Galvin überlassen wurde. Später erwarb sie das Instrument von Galvin. Um 1992 kaufte die Unternehmer-Familie Hayashibara für Midori die Stradivari „Jupiter“, die sich dann aber als wenig geeignet für sie herausstellte. Etwa seit 2000 spielt Midori die Guarneri „ex-Huberman“ von 1734, die ihr von der Hayashibara-Stiftung lebenslänglich zur Verfügung gestellt wird.

Wunderbares Funkeln

Der französische Violinvirtuose Renaud Capuçon spielt eine die Guarneri „Panette“, die zuvor Isaac Stern gehört hatte und von der Banca Svizzera Italiana für ihn gekauft wurde. Über sein Instrument sagt er: „Ich liebe die Art, wie es spricht. Es ist nicht laut oder stark, sondern einfach groß. Ich liebe seine dunklen Farben, obwohl es auch wunderbar funkeln kann – für Mozart ist es ideal.“

Wie eine Ehe

Die Münchner Geigerin Julia Fischer spielte früher eine Guarneri, eine Leihgabe der „Blue de Brasil“ der Fazenda Ipiranga, sowie die „Booth“ Stradivari, eine Leihgabe der Nippon Music Foundation. Fischer: „Aber da ich bei der Stradivari wusste, ich muss sie eh wieder hergeben, konnte ich nicht diese tiefe Beziehung zu dem Instrument aufbauen. Die Beziehung zur Geige ist wie eine Ehe.“ Heute spielt Fischer eine Guadagnini und eine Geige von Philipp Augustin (2011).

Spottpreis für ein Cello

Der aus Riga gebürtige und heute in Brüssel lebende Cellist Mischa Maisky kam auf denkwürdige Weise an sein Instrument: Nach dem Debütkonzert in der New Yorker Carnegie Hall 1972 zeigte ihm ein Bewunderer ein Montagnana-Cello von 1720 und bot es ihm für einen Spottpreis zum Kauf an. Zunächst erwarb eine Stiftung das Cello, später konnte Maisky es dank eines Bankkredits übernehmen. Er spielt es bis heute.

Die Seele des „Herrn Gabetta“

Die in der Schweiz lebende argentinische Cellistin Sol Gabetta spielt ein Guadagnini-Cello von 1759, das rund zwei Millionen Euro wert ist. Ermöglicht wurde ihr das durch ein großzügiges privates Stipendium des Zürcher Musikmäzens Hans Konrad Rahn, der das Instrument in den 90er Jahren für sie kaufte. Die Tatsache, dass sie es als „Herr Gabetta“ anredet, verweist auf ihre besondere Beziehung zu diesem Cello: „So ein Instrument entwickelt sich und verbindet sich mit dem Geist der Person. Es hat eine Seele und eine Persönlichkeit.“ (MaS)

Doch die Geigerin hatte Glück: Nachdem sie den Verlust bei der Polizei gemeldet hatte, bekam sie ihre Violine schnell zurück. Die Beamten fanden zunächst heraus, dass der betreffende Wagen an einen Zug in Richtung Mannheim angehängt worden war. Eine Minute vor Abfahrt des Zuges wurde das Instrument gefunden.

Nach einer Prüfung der Eigentumsverhältnisse bekam es die Künstlerin zurück - und dürfte mehr als erleichtert gewesen sein. Schließlich handelte es sich bei der 1727 gebauten Geige um eine aus der Werkstatt des italienischen Meisters Antonio Stradivari. Dessen Instrumente sind wegen ihres einmaligen Klangs weltweit begehrt und sehr teuer. (afp)

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