Untersuchung startet Kritiker bezweifeln Fortschritte im Vermisstenfall Emanuela Orlandi

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Vatikan, Vatikanstadt: Demonstranten halten beim „Marsch für Wahrheit und Gerechtigkeit für Emanuela“ auf dem Petersplatz Bilder von der seit 1983 verschwundenen 15-jährigen Tochter eines Vatikan-Hofdieners, Emanuela Orlandi, in die Höhe, während Papst Benedikt XVI ein Gebet liest. (Archivbild)

Demonstranten halten Bilder von der seit 1983 verschwundenen 15-jährigen Tochter eines Vatikan-Hofdieners, Emanuela Orlandi, in die Höhe. (Archivbild)

Italiens Parlament startet einen Untersuchungsausschuss im Fall  Emanuela Orlandi. Die damals 15-jährige Vatikanbürgerin ist vor 40 Jahren verschwunden. Der Papst hatte im vergangenen Jahr neue Ermittlungen vorangetrieben.

Der seit vier Jahrzehnten ungeklärte Vermisstenfall der Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi erhält wieder Aufmerksamkeit. Italiens Parlament leitet neue Untersuchungen ein.

Italiens Parlament plant, den Entführungsfall Emanuela Orlandi intensiv zu untersuchen. Wie das Online-Portal Rai News berichtet, hat der Untersuchungsausschuss am Donnerstag Andrea De Priamo von der Partei Fratelli d'Italia als Vorsitzenden bestimmt.

Das undatierte Foto zeigt die italienische Teenagerin Emanuela Orlandi, Tochter eines Vatikan-Hofdieners. Die damals 15-Jährige verschwand 1983 nach der Musikschule. Bis heute ist unklar, was mit ihr passierte. (Archivbild)

Das undatierte Foto zeigt die italienische Teenagerin Emanuela Orlandi, Tochter eines Vatikan-Hofdieners. Die damals 15-Jährige verschwand 1983 nach der Musikschule. Bis heute ist unklar, was mit ihr passierte. (Archivbild)

Zusätzlich zu dem Fall von Emanuela Orlandi wird auch an der Aufklärung des Falls Mirella Gregori gearbeitet, ein weiteres Mädchen, das im Jahr 1983 im Alter von 15 Jahren in Rom auf mysteriöse Weise verschwunden ist.

Fälle Orlandi und Gregori:  Verschwinden der Mädchen führt zu immer neuen Spekulationen

Das Parlament hat im November die Einrichtung des Untersuchungsausschusses gebilligt, nachdem auch der italienische Senat seine Zustimmung gegeben hat. Bis heute ist unklar, was mit Emanuela Orlandi, der Tochter eines Vatikan-Angestellten, geschehen ist. Ihr Verschwinden vor 40 Jahren führt in Italien immer wieder zu neuen Spekulationen und Untersuchungen.

Die italienische Staatsanwaltschaft hat bereits mehrere Male vergeblich ermittelt, wobei das Verfahren im Jahr 2015 eingestellt wurde. Im Jahr 2023 hat Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi auf Weisung von Papst Franziskus die Untersuchungen wieder aufgenommen und seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der italienischen Justiz erklärt.

Im Vatikan leiden wir noch immer sehr unter dem Verschwinden einer unserer Bürgerinnen
Papst Franziskus

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa zitiert den Papst aus seiner Autobiographie, die Im März erscheint: „Im Vatikan leiden wir noch immer sehr unter dem Verschwinden einer unserer Bürgerinnen, Emanuela Orlandi, die damals fünfzehn Jahre alt war, vor mehr als vierzig Jahren. Ich bete weiterhin für sie und ihre Familie, insbesondere für ihre Mutter.“ 

Pietro Orlandi (l), Bruder der 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi, spricht 2019 in Rom gemeinsam mit seiner Anwältin Laura Sgro (r) mit Medienvertretern.

Pietro Orlandi, Bruder der 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi, mit seiner Anwältin Laura Sgro (Archivbild)

Der Fall Emanuela Orlandi sorgte nicht nur in Italien für großes Aufsehen. Sogar eine eigene vierteilige Netflix-Serie („Vatican Girl“) aus dem Jahr 2022 gibt es. Denn was mit ihr geschah, ist noch immer unklar. Eine Leiche wurde nie gefunden. Seither kursieren viele, teils abenteuerliche Theorien um ihr Verschwinden.

Spekulationen: „Geheimdienste involviert“

Es wurde etwa behauptet, Orlandi sei entführt worden, um den Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca freizupressen, oder Geheimdienste wie der KGB oder die CIA seien involviert. Auch von Vertuschung von Missbrauch durch einen Kurienbeamten oder die Entführung durch die Mafia war die Rede.

Immer wieder kamen neue angebliche Hinweise udn Theorien über ihr Verschwinden auf. Gräber, unter anderem auf dem deutschen Friedhof in Rom (Campo Santo Teutonico), wurden geöffnet. Auch im Ausland wurde nach ihr gesucht. 

Bruder Pietro Orlandi kämpft für Aufklärung

Seit dem Verschwinden kämpft vor allem ihr nun über 60 Jahre alter Bruder Pietro für Aufklärung - an seiner Seite die Anwältin Laura Sgrò. Nach etlichen Versuchen der Aufklärung sind nicht nur sie davon überzeugt, dass der Vatikan weiß, was mit Emanuela passiert ist.

Der neu gebildete Untersuchungsausschuss ist jedoch nicht frei von Kritik. Skeptiker glauben nicht, dass der Ausschuss neue Erkenntnisse zu den ungeklärten Vermisstenfällen liefern kann. (kna, dpa, cba)

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