Video erschüttert in den USAWeiße jagen und erschießen schwarzen Jogger

Lesezeit 3 Minuten
Brunswick1

Keith Smith spricht zu Demonstranten, die wegen der Tötung von Ahmaud Arbery aufgebracht sind. Arbery wurde am 23. Februar in Brunswick im US-Bundesstaat Georgia unbewaffnet von mindestens zwei Weißen verfolgt, gestoppt - und erschossen.

Washington – Ahmaud Arbery wollte nur joggen gehen - dann wurde der 25-jährige Schwarze von mindestens zwei Weißen in einem Pritschenwagen verfolgt, gestoppt und erschossen. Der Fall vom 23. Februar in Brunswick im US-Bundesstaat Georgia hat Erschütterung ausgelöst. Besondere Brisanz gewinnt er nun durch die Veröffentlichung eines Handy-Videos, das die Tat zeigen soll. Georgias Kriminalamt GBI teilte mit, Staatsanwalt Tom Durden habe die Behörde beauftragt, den Tod Arberys zu untersuchen. Gouverneur Brian Kemp schrieb auf Twitter, die Menschen in Georgia verdienten Antworten.

Arbery wird in Medienberichten als Athlet beschrieben, der regelmäßig trainierte. Die vom Anwalt seiner Familie, Lee Merritt, auf Twitter verbreitete Aufnahme zeigt, wie ein Jogger auf einen stehenden Pick-up zuläuft. Als dieser um das Fahrzeug herumläuft, wird er in ein Handgemenge mit einem Mann mit einem Gewehr verwickelt. Ein weiterer Mann auf der Ladefläche scheint zugleich eine Handfeuerwaffe in Anschlag zu bringen. Schüsse sind zu hören. Der Aussage eines Verdächtigen im Polizeibericht zufolge brach Arbery nach den Schüssen auf der Straße zusammen. Merritt nannte die Täter „Rassisten“.

Früher Polizist und Sohn in Verdacht

Nach US-Medienberichten handelt es sich bei den Verdächtigen um einen früheren Polizisten (64) und dessen Sohn (34). Nach dem von der „New York Times“ veröffentlichten Polizeibericht sagte der Vater aus, der Jogger habe einem Einbrecher ähnlich gesehen, der zuvor auf Videokameras in der Nachbarschaft aufgenommen worden sei. Er habe daraufhin seinen Sohn gerufen, beide hätten sich bewaffnet. Sie seien Arbery in ihrem Pickup hinterhergefahren und hätten ihm zugerufen, sie wollten mit ihm sprechen. Dann hätten sie angehalten.

Brunswick2

Dieses Videostandbild soll Ahmaud Arbery (l) zeigen, wie er am 23. Februar 2020 auf einer Straße außerhalb von Brunswick beim Joggen verfolgt wird.

Im Polizeibericht heißt es, der Sohn sei mit seinem Gewehr ausgestiegen. Der Vater habe angegeben, Arbery habe den Sohn dann angegriffen, es sei zu einem Kampf ums Gewehr gekommen. Der Sohn habe zweimal geschossen. Arbery sei an den Verletzungen gestorben. Opfer-Anwalt Merritt warf den Verdächtigen in einer Mitteilung „Mord“ vor: „Arbery hatte kein Verbrechen begangen und es gab keinen Grund für diese Männer zu glauben, dass sie das Recht hätten, ihn mit Waffen zu stoppen oder tödliche Gewalt anzuwenden.“

Staatsanwalt „zutiefst beunruhigt“ von dem Video

Der Anwalt forderte, die Verdächtigen müssten bis zur Anklageerhebung in Untersuchungshaft genommen werden. Zwar habe Staatsanwalt Durden angekündigt, den Fall vor ein Geschworenengericht zu bringen. Wegen der Corona-Pandemie sei die Zusammenkunft von Geschworenengerichten derzeit aber ausgesetzt. Georgias Generalstaatsanwalt Chris Carr zeigte sich „zutiefst beunruhigt“ von dem Video.

Anwalt Merritt sprach am Mittwoch (Ortszeit) von drei Verdächtigen. Der Vater, der Sohn und ein dritter Verdächtiger „jagten und töteten“ Arbery, „weil sie Rassisten sind“, schrieb er auf Twitter. Sie sollten im Gefängnis sitzen - mit lebenslangen Haftstrafen ohne Aussicht auf Bewährung. In US-Medienberichten war nur von zwei Verdächtigen die Rede: Dem Ex-Polizisten und seinem Sohn.

Klare Worte von Promis

Der Fall sorgte auch in der US-Hauptstadt Washington für Entsetzen. US-Senatorin Kamala Harris - eine von nur zwei schwarzen Senatoren in der Parlamentskammer - teilte mit, das Video mache sie „krank bis ins Mark“. Sie schrieb auf Twitter: „Es sollte kein Todesurteil sein, als Schwarzer Sport zu betreiben.“ Der Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, nannte den Vorfall „herzzerreißend und widerwärtig“. Arberys Familie habe Gerechtigkeit verdient. „Es muss eine vollständige, unparteiische und schnelle Untersuchung geben.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch Prominente wie Basketball-Superstar LeBron James fanden klare Worte zu dem Vorfall. „Wir werden JEDEN TAG/JEDES MAL buchstäblich gejagt, wenn wir unsere eigenen vier Wände verlassen! Können nicht mal joggen gehen“, schrieb der Profi der Los Angeles Lakers am Mittwochabend (Ortszeit) zu einem Bild Arberys auf Instagram. „Was zum Teufel, Mann, soll das ein Witz sein?!?!?!?!?!?“ US-Sänger und Schauspieler Justin Timberlake (39, „Cry Me A River“) zeigte sich ebenfalls empört: „Wenn Ihr nicht aufgebracht seid, solltet Ihr es sein. Gerechtigkeit für Ahmaud Arbery.“ (dpa)

KStA abonnieren