Luisa Neubauer hatte jahrelang Angst, über den Tod ihres Vaters zu sprechen. Nun erzählt die Klima-Aktivistin vom Schlüsselmoment, der zu einem Umdenken führte.
„Was halten deine Eltern davon?“Luisa Neubauer berichtet über den Tod ihres Vaters

Neubauers Vater starb 2016, als sie 19 Jahre alt war, an Krebs. (Archivbild)
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Im Jahr 2019 hat Luisa Neubauer ihren Vater nach einem Krebsleiden verloren. Die Klima-Aktivistin war zu dem Zeitpunkt 19 Jahre alt, hatte gerade ihr Abitur gemacht, und sorgte sich bald um den Umgang mit ihrem persönlichen Verlust in der Öffentlichkeit.
Als sie mit Anfang 20 für ihr Engagement für das Klima bekannt wurde, sei eine große Frage gewesen: „Was halten deine Eltern davon?“, erzählte die 29-Jährige im Podcast „Meine schwerste Entscheidung“ der Funke Mediengruppe.
Luisa Neubauer über ihre Angst: „Weil ich nicht weiß, ob ich das sagen kann, ohne zu heulen“
„Ich habe von Tag eins eine Wahnsinnsangst vor dieser Frage gehabt, weil ich nicht weiß, ob ich das sagen kann, ohne zu heulen“, so Neubauer. „Und das hat natürlich überhaupt nicht gepasst. Wir wollen das Klima retten, ich kann da jetzt nicht losheulen, weil mein Vater tot ist.“
Deshalb habe sie die ersten Jahre um diese „offensichtliche Frage herum navigiert“, obwohl es die große Frage war, die auch Greta Thunberg so oft hatte beantworten müssen. Neubauer versuchte Gespräche über ihr Elternhaus lieber auf ihre Mutter zu lenken.
Auch völlig verfehlte Kommentare in den sozialen Netzwerken hätten ihr zu schaffen gemacht, weil es beispielsweise hieß: „Die hat ja diesen reichen Vater, der macht alles für sie.“ Dabei habe Neubauer sich zu dem Zeitpunkt gewünscht, überhaupt einen Vater zu haben.
Reich sei ihr Vater unterdessen nie gewesen, er habe vor seinem Tod ein kleines Altenpflegeheim mit ihrer Mutter geleitet. „Wer sich in der Pflege auskennt, weiß, was da los ist. Er war Soziologe, er hat sich den ganzen Tag für Menschen eingesetzt.“
Luisa Neubauer: „Als ich zwei, drei Tage später wiederkam, war er nicht mehr da“
Die Klimaschutzaktivistin und Publizistin erzählt auch konkret aus der Zeit, in der sie ihren Vater verlor – als sie kurz vor ihrem 20. Geburtstag für ein Wochenende nach Berlin fuhr, um Jugendbotschafterin einer Entwicklungsorganisation zu werden.
Sie habe mit ihrem damals schwer kranken Vater gesprochen und gesagt, „ich bin drei Tage nicht da. So, halt durch“. „Als ich zwei, drei Tage später wiederkam, ja, war er nicht mehr da.“
Nach einem Schlüsselmoment habe sie aber die „sehr, sehr schwere Entscheidung“ getroffen, öffentlich über den Tod ihres Vaters zu sprechen. „Das kann so nicht weitergehen“, habe sie sich gedacht, nachdem sie in der Talkshow „3 nach 9“ zusammen mit Caroline Bosbach und ihrem Vater Wolfgang gesessen hatte.
Die beiden hatten über ihr Vater-Tochter-Verhältnis gesprochen und Neubauer erwartete, dass eine Frage zu ihrem Vater auch auf sie zukommen würde. „Es hat sich für mich nach zwölf Stunden angefühlt, weil ich dachte, jede Sekunde fragt mich Giovanni di Lorenzo. Und ich wusste, ich kann das nicht ohne zu weinen. Es war so körperlich schrecklich, weil ich das Gefühl hatte, ich habe gar kein Training darin, darüber zu sprechen.“
Nach der Sendung habe sie den Entschluss gefasst, darüber zu sprechen. „Obwohl ich weiß, es ist privat, es ist irgendwie ungewohnt in der deutschen Öffentlichkeit. Trauer hat wenig Platz in der Regel.“ (mit dpa)
