WetterWie hoch die Chancen auf ein Winter-Wunder nach der Kälte in NRW sind

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Schneekanonen sind bei strahlendem Sonnenschein in Betrieb. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet in den NRW-Hochlagen örtlich Glättegefahr durch überfrierende Nässe, in Hochlagen des Sauerlandes könne gefrierender Sprühregen nicht ausgeschlossen werden. Schnee oder Schneeregen wird zum Wochenende hin erwartet.

Schneekanonen sind bei strahlendem Sonnenschein in Betrieb.

In Winterberg wurde jeder frostige Grad ausgenutzt: Die Skilift-Betreiber produzierten Kunstschnee vor.

Ihr Lineal zur Schneehöhenmessung wird Barbara Frohnhoff, Geschäftsführerin der Monschau-Touristik, am Wochenende kaum brauchen. Die Wolkendecke hängt zu flach über der Region, nur um die 1000 Meter hoch. Das reicht nicht für ergiebigen Schneefall. „Die Wolken werden nicht kalt genug, deshalb können sich keine Eiskristalle bilden“, erklärt Meteorologe Martin Schönebeck vom Deutschen Wetterdienst. Das Resultat: Gefrierender Sprühregen oder Schneegriesel – gefährliches Glatteis statt der ersehnten Winterwelt.

Schuld ist das Hoch, das uns zuletzt so wunderbare Sonnentage beschert hat. Sein Einfluss ist noch zu spüren, es drückt von oben auf die Wolken, die mit feuchten Luftmassen von der Nordsee kommen. Die Meteorologen mache diese flache Bewölkung blind, sagt Schönebeck. Die Wetter-Radare können die Niederschläge nicht mehr erkennen, da ihre Öffnungswinkel höher ausgerichtet sind: „Wir wissen dann nur durch Boden- und Nutzermeldungen, wieviel Niederschlag es gegeben hat.“

Der Hochdruckeinfluss lasse in den nächsten Tagen jedoch nach und die feuchte Luft werde zunehmend weiter hochsteigen. „Da wird dann teilweise auch Schnee herausfallen“, prophezeit der Essener Meteorologe. In Ostwestfalen sei das am Freitag schon vereinzelt der Fall gewesen. Ein Winter-Wunder-Wochenende sei allerdings nicht in Sicht, betont Schönebeck. Für Köln sowieso nicht, aber auch im Sauerland und in der Eifel rechne er nicht mit „signifikantem Niederschlag“.

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Schönwetter-Tage sind erstmal vorbei

Erst in den Nächten zu Montag und zu Dienstag könne es im Bergland ein bis fünf Zentimeter Neuschnee geben, in Winterberg sogar bis zu zehn Zentimeter. Im Kölner Flachland bestehe höchstens in der Nacht zu Dienstag eine kleine Chance auf ein kurzes Schneevergnügen. Über alles, was danach kommen mag, will der Meteorologe nicht orakeln. „Ab Mittwoch kann es trocken sein, regnen oder gefrierenden Regen geben, es ist alles offen“, sagt Schönebeck: „Wir bewege uns da zwischen den Fronten.“

Die Schönwetter-Tage, am vergangenen Dienstag etwa mit bis zu 7,7 Sonnenstunden, sind erstmal vorbei. Am Freitag meldeten Schönebecks Systeme Null Sonnenstunden, die Prognosen für Samstag und Sonntag sehen nicht besser aus. Aus den Wolken fällt trotz der weiterhin recht niedrigen Temperaturen aber weiterhin kein nennenswerter Schnee, so manchen Rodel- oder Skilauffan wird das ärgern. Andererseits: Ist nicht alles besser als der Dauerregen im Dezember?

„Die Menschen sind froh, nach dem Regen wieder rauszukommen“

Monschau und die umliegenden Wanderparkplätze waren zuletzt stets gut besucht, erzählt Barbara Frohnhoff. „Die Menschen sind doch froh, nach den vielen Wochen Regen endlich wieder rauszukommen“, sagt sie. Nach dem Jahreswechsel habe man Schneefall gehabt, nun seien aber nur noch einige Dächer in der Altstadt und manche Stellen im Wald weiß gezuckert. An Rodeln oder Langlaufen sei nicht zu denken und der Schnee-Ticker, für den Frohnhoff die Schneehöhen mit dem Lineal misst, um diese auf der Internetseite des Eifelstädtchens bekannt zu geben, hat Pause. Zum Durchatmen bei ausgedehnten Spaziergängen lohnt die Umgebung natürlich dennoch.

Weiße Landschaft findet sich aktuell in der Eifel noch im Freizeitgebiet „Weißer Stein“ in Udenbreth in der Gemeinde Hellenthal. Loipen sind allerdings auch hier nicht gespurt, dafür reicht die Schneehöhe von ein bis zwei Zentimetern nicht. Auch der Rodellift werde am Wochenende wohl geschlossen bleiben, sagt Wilfried Knips, Hauptamtsleiter der Gemeinde Hellenthal. „Wir haben keine Wintersportbedingungen“, sagt er: „Aber die verschneite Landschaft wird sicherlich trotzdem einige Leute anziehen.“ Man werde daher dafür sorgen, dass die Toiletten am Rasthaus „Weißer Stein“ am Samstag und Sonntag geöffnet sind.

Winterberg: Frostige Temperaturen für Kunstschneeproduktion genutzt

Im hochsauerländischen Winterberg schlägt man der tiefhängenden Wolkendecke dagegen mit moderner Technik ein Schnippchen – den frostigen Temperaturen sei Dank. Im einzigen Gebiet der Region, das trotz des Klimawandels mit Nachdruck auf Wintersport setzt, sollen Schneekanonen das Geschäft sichern. Das Problem: Um aus Wasser technisch erzeugten Schnee zu machen, muss es kalt sein. Mindestens minus zwei Grad, besser noch kälter.

Das war in diesem Winter bislang selten der Fall. Aber der Kälteeinbruch der letzten Tage wurde intensiv genutzt. „Die Skiliftbetreiber haben die frostigen Temperaturen der vergangenen Woche genutzt, um Schnee vorzuproduzieren und ihre Pisten zu präparieren“, sagte Susanne Schulten, Sprecherin der Wintersport-Arena Sauerland – dem Zusammenschluss von 47 Skigebieten in der Region. Folglich werde am Wochenende der Großteil der beschneiten Skigebiete geöffnet sein, mindestens 40 Lifte sollen laufen.

Rodeln und Skifahren auf Naturschnee ist dagegen noch nicht möglich. Loipen für Langläufer sind auch noch nicht gespurt. Das Skilanglaufzentrum Westfeld in Schmallenberg, das als einziges in der Region auf technische Beschneiung für Langläufer setzt, hofft, in der kommenden Woche an der Start gehen zu können.

Weihnachtssaison wurde vom Regen weggespült

Am Freitag sollte erstmals ein neuer Vierer-Sessellift im Skikarussell Altastenberg den Betrieb aufnehmen. Die vier-Millionen-Euro-Anschaffung ersetzt den Angaben zufolge zwei alte Schlepplifte und verlängert die Abfahrt auf 700 Meter. Ebenfalls ab Freitag gibt es unter anderem in Willigen, Winterberg und Neuastenberg die Möglichkeit, abends wieder unter Flutlicht die Hänge hinabzufahren. Wer einen Schlitten dabei hat, kann auf mindestens sieben präparierten Rodelhängen hinabsausen.

Die zurückliegenden und traditionell umsatzstarken Ferien hatten Skifahrern bisher kaum gute Bedingungen im Sauerland geboten. „Das Angebot ist nach Weihnachten Stück für Stück vom Regen weggespült und vom Sturm weggefegt worden“, sagte Schulten. Bis ins neue Jahr hinein habe man schließlich noch ein knappes Grundangebot von fünf beschneiten Pisten aufrecht halten können. Erst mit dem aktuellen Kälteeinbruch konnten wieder Schneekanonen laufen und Pisten beschneit und präpariert werden. Und vielleicht helfen Anfang der Woche ja auch ein paar hohe Wolken mit echtem Schnee nach. (mit dpa)

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