„Martin Sonneborn ist aus der Zeit gefallen“Nico Semsrott tritt aus Die Partei aus

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Nico Semsrott

Nico Semsrott

Köln – Satiriker und Mitglied des EU-Parlaments Nico Semsrott hat seinen Austritt aus Die Partei bekanntgegeben. Der Schritt folgt als Reaktion auf den Umgang von Parteichef Martin Sonneborn mit Rassismusvorwürfen. Sonneborn hatte zuvor in den Sozialen Medien ein vermeintlich witziges Foto gepostet, das von vielen als rassistisch aufgefasst worden war.

In einer Erkärung zu seinem Parteiaustritt schreibt Semsrott: „Wenn er (Anm. d. Red.: Martin Sonneborn) der Kritik keinen Raum geben kann, den gesellschaftlichen Kontext (Rassismus, fortschreitender Rechtsruck) ausblendet, und beleidigt seine Machtposition ausnutzt, sobald Betroffene sich gegen Beleidigungen wehren und stattdessen den Schwerpunkt fälschlicherweise darauf legt, dass andere nur zu doof seien, seine Kunst zu verstehen, sich also selbst zum Opfer stilisiert, sollte er gehen, weil er aus der Zeit gefallen und am falschen Ort ist.“ Semsrott macht in seiner Erklärung deutlich, dass er von Sonneborn Mitgefühl und Respekt gegenüber den Betroffenen erwartet hätte. Seine Verantwortung an der Spitze einer Partei mit 900.000 Wählerinnen und Wählern ginge „weit über das hinaus, was ein Titanic-Chefredakteur vor 20 Jahren können musste“.

Nicht die ersten Rassismus-Vorwürfe gegen Martin Sonneborn

Sonneborns Reaktion auf die Kritik sei in Semsrotts Augen „falsch und inakzeptabel“. „Das ging mir in der Vergangenheit schon in anderen Fällen so. Daraus ziehe ich jetzt meine Konsequenzen.“

Sein Mandat im EU-Parlement, das er seit 2019 inne hat, werde er bis zum Ende parteilos ausführen, so Semsrott.

Für Sonneborn ist es nicht das erste Mal, dass er mit vermeintlich satirischen Aktionen Rassismusvorwürfe auf sich zieht. 2011 war er mit Blackface in Anlehnung an den damaligen US-Präsidenten Barack Obama auf einem Wahlplakat abgebildet. In seinem jüngsten kritisierten Beitrag auf Twitter hatte der frühere Titanic-Chefredakteur sich mit einem Shirt gezeigt, auf dem eine Aussage in klischeehaft asiatischem Akzent prangte. Sonneborn ist seit 2014 Mitglied im EU-Parlament.

Update: Am Mittwochabend hat Martin Sonneborn auf Semsrotts Austritt und die Kritik reagiert. In einem Beitrag, den er unter anderem bei Twitter postete, erklärte er: „Die Wirkung dieses Shirts habe ich unterschätzt. Ich war so überzeugt davon, dass die SToßrichtung des Aufdrucks klar ist, dass mir nicht bewusst war, dass sich jemand davon rassistisch diskriminiert fühlen könnte.“ Der Witz sei misslungen. „Es tut mir leid, dass Menschen durch die Reproduktion dieser Stereotype verletzt wurden.“ Nico Semsrott wünschte Sonneborn „für die Zukunft viel Erfolg“. (ken)

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