Reaktionen zum RücktrittKölner Abgeordneter lobt Spiegel – Böhmermann „wundert“ sich

Lesezeit 3 Minuten
Spiegel Ministerium DPA 110421 (1)

Die ehemalige Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) mit Staatssekretärin Ekin Deligöz und Staatssekretär Sven Lehmann.

Der Rücktritt von Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat am Montag für zahlreiche Reaktionen in den sozialen Netzwerken und in der deutschen Politik gesorgt. Die 41-Jährige hatte ihren Posten nach großer Kritik an ihrem Verhalten während der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz räumen müssen.

Die Grünen-Politikerin war während der Flut im Ahrtal Umweltministerin und Vize-Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Spiegel stand bereits seit Wochen in der Kritik, nachdem SMS-Chatverläufe aus der Flutnacht öffentlich geworden waren. Demnach sei Spiegel mehr um ihr Image besorgt gewesen als um die Arbeit im Katastrophengebiet.

Am Sonntag waren nun weitere Details ans Licht gekommen, wonach Spiegel anderthalb Wochen nach der Flutkatastrophe in einen vierwöchigen Frankreich-Urlaub gefahren war. Ihre Kinder, die sehr unter der Corona-Pandemie gelitten hätten, und ihr gesundheitlich angeschlagener Mann hätten den Urlaub gebraucht, begründete Spiegel ihre Reise am Abend in einem TV-Interview.

Kölner Grünen-Abgeordneter Sven Lehmann über Anne Spiegel

„Anne Spiegel tritt zurück, um Schaden vom Amt der Familienministerin abzuwenden. Mit ihr geht eine Ministerin, die immer mit Leidenschaft gearbeitet hat. [...] Liebe Anne, ich danke Dir von Herzen für die außergewöhnlich enge Zusammenarbeit“, twitterte der Kölner Grünen-Abgeordnete Sven Lehmann, Staatssekretär in Spiegels Familienministerium. Wer in der Politik keine Maschinen wolle, bekomme Menschen, hatte Lehmann bereits nach Spiegels emotionalem Statement geschrieben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang sagte am Montagmittag bei einer Pressekonferenz im schleswig-holsteinischen Husum: „Hinter uns als ganze Partei liegen schwierige Stunden. Stunden, die uns noch einmal gezeigt haben, mit welche Herausforderungen öffentliche Ämter bieten. Wir danken Anne Spiegel für ihr mutiges Statement, das uns allen sehr nahe gegangen ist“

Ihr Co-Vorsitzender Omid Nouripur erklärte: „Der Rücktritt ist bei aller Härte und Schwierigkeit richtig. Wir danken ihr für ihre unglaublich gute Arbeit, die sie als Familienministerin geleistet hat.“

Außenministerin Annalena Baerbock zeigte sich ebenfalls beeindruckt vom Rücktritt Spiegels: „Anne Spiegel ist durch eine extrem harte, persönlich unglaublich schwere Zeit gegangen. Mit dem heutigen Tag ist für sie nicht nur politisch, sondern auch persönlich ein Weg beschritten worden, wer glaube ich deutlich macht, wie brutal Politik sein kann.“

Jan Böhmermann und CDU twittern über Causa Anna Spiegel

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte in einem Statement: „Vor der Entscheidung von Familienministerin Anne Spiegel habe ich großen Respekt. Wir hatten eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ihre Wort gestern Abend haben mich persönlich bewegt und betroffen gemacht. Alles Gute für die Zukunft nach dieser schweren Zeit.“

FDP-Parteichef Christian Lindner wünschte Spiegel „und ihrer Familie alles Gute“, sagte Lindner der „Rheinischen Post“

Bereits vor einigen Tagen hatte TV-Moderator Jan Böhmermann ein wenig spöttisch getwittert: „Warum hat die Union so eine Angst vor Anne Spiegel?“ Zahlreiche Unions-Politiker hatten am Sonntag bereits Spiegels Rücktritt gefordert. Der CDU-Parteivorsitzende Friedrich Merz hatte schon am Sonntag Spiegels Rücktritt gefordert. „Sie muss als Ministerin entlassen werden“, schrieb das Team des Fraktionsvorsitzenden auf Twitter.

Auch Tilman Kuban, Vorsitzender der Jungen Union, fand deutliche Worte: „Anne Spiegel, ich kann sagen wie man 'abbindet", wenn man nur einen Hauch Anstand hat: 'Ich trete deshalb aus Respekt vor den Flutopfern von meinem Amt als Bundesministerin zurück'.“ Kuban spielte damit auf Spiegels Formulierung im TV-Livestream an, in dem sie sagte, sie müsse das Statement nun noch abbinden. Offenbar war der Grünen-Politikerin nicht klar, dass sie live auf Sendung war.

KStA abonnieren