Bamf verpasst FristAmt versäumte Abschiebung des Kölner Geiselnehmers

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In der Apotheke am Breslauer Platz verschanzte sich ein Geiselnehmer. 

Köln – Der Geiselnehmer vom Hauptbahnhof hätte offenbar viel früher abgeschoben werden können, wenn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) nicht geschlampt hätte. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat das Bamf vor drei Jahren eine Frist versäumt und es verpasst, den Syrer nach Tschechien zu überstellen.

Wie zu erfahren war, soll Mohammad A.R. Anfang 2015 in die Europäische Union eingereist sein und einen Asylantrag in Prag gestellt haben. Von dort soll er am 2. März nach Deutschland weitergereist sein. Zwei Wochen später stellte er erneut einen Asylantrag beim Bamf.

Bamf soll Frist versäumt haben

Gemäß dem sogenannten Dublin-Abkommen in der EU, wonach derjenige Staat verpflichtet ist, das Asylverfahren durchzuführen, in dem der Asylsuchende zum ersten Mal die EU-Grenzen betritt, hätte Deutschland den Syrer nach Tschechien zurücküberstellen müssen. Aber das Bamf soll die entsprechende Frist versäumt haben. Nach Ablauf war eine Rücküberstellung dann nicht mehr möglich. Mit Entscheidung vom 12. Juni 2015 erkannte das Bamf die Flüchtlingseigenschaft des Syrers an: Mohammad A.R. lebt seitdem legal in Deutschland und seit Juli 2015 in Köln.

Das Bamf in Nürnberg gab auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bislang keine Stellungnahme ab, stellte diese aber in Aussicht. Die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Ermittlungen gegen den Syrer wegen der Geiselnahme und des Brandanschlags führt, wollte sich ebenfalls nicht äußern. Zum ausländerrechtlichen Status des Beschuldigten gebe man keine Auskunft, sagte ein Sprecher dieser Zeitung.

Unterdessen sind neue Einzelheiten zum Großeinsatz im Hauptbahnhof am Montag bekanntgeworden. Demnach hatte die Polizei zu keinem Zeitpunkt während der zweistündigen Geiselnahme in der Apotheke Blickkontakt zum Täter. Man habe Hinweise gehabt, dass er sich im hinteren Bereich aufhalte. „Aber wir wussten nicht: Bedroht er die Geisel? Hat er ihr schon etwas angetan? Zündet er sie an? Wir wussten nur, dass jede Sekunde zu spät sein könnte“, sagte Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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