EKD-Spitzenvertreterin Heinrich„Weihnachten ist ein cooles Fest“

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Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode

  • Die 25 Jahre alte Anna-Nicole Heinrich leitet seit Mai 2021 die EKD-Synode, das Parlament der evangelischen Kirche.
  • Heinrich spricht über die Bedeutung von Weihnachten und erklärt ihre Beziehung zu Gott mit Hilfe von Whatsapp.
  • Im Interview erklärt sie, warum die Kirche als Institution für den Glauben wichtig ist, aber auch eine Hürde sein kann.

Frau Heinrich, wie feiern Sie Weihnachten? Anna-Nicole Heinrich: Also, wir sind an Weihnachten normalerweise ständig unterwegs. Die family meines Mannes kommt aus Sachsen, meine ursprünglich aus Thüringen. Meine Mutter und meine kleine Schwester sind im Bayerischen Wald zuhause. Möglichst viele zu treffen bedeutet für uns also immer, im Zug oder im Auto zu sitzen und viel herumzufahren. Aber ich mag es, in dem kurzen, geballten Zeitraum alle zu sehen, die familiär eng mit uns verbunden sind, und an den verschiedenen Orten auch die Besonderheiten mitzunehmen.

Welche Besonderheiten?

Es wird zum Beispiel an Heiligabend überall etwas anderes gegessen. Bei mir gibt’s traditionell Würstchen, bei meinem Mann in der Heimat Ente. Indem wir rotieren, kommt abwechselnd jeder zu „seinem“ Heiligabendessen. Dieses Jahr ist alles ein bisschen anders: Wir werden Weihnachten in Regensburg verbringen – nur mit der family vor Ort. Und über Neujahr haben mein Mann und ich in Österreich eine Hütte gemietet, ab von jeglicher Zivilisation.

Ohne WLAN?

Tatsächlich ja. Man muss sogar zum Telefonieren raus auf die Straße gehen, weil in der Hütte kein Handyempfang ist.

Die Präses der EKD-Synode beschreibt ihr Weihnachten, ohne Kirchgang oder Gottesdienst zu erwähnen.

Stimmt. Ich gehe an Heiligabend nur alle zwei, drei Jahre – dann, wenn ich in der Heimat bei meiner Mutter bin. Meine restliche Familie ist nicht getauft und hat mit Kirche nichts am Hut. Da gehört Kirche an Weihnachten einfach nicht zu den Familienritualen.

Aber Sie könnten ja trotzdem hingehen.

Könnte ich, aber wenn ich in Thüringen bin, dann ist mir die Quality time mit der family an den Feiertagen einfach superwichtig. Außerdem gibt es rund um Weihnachten andere Formate, die ich sehr gerne besuche.

Welche?

Ein befreundeter Pfarrer in München zum Beispiel macht seit einigen Jahren am Abend des 23. Dezember eine Digitalandacht für alle, die vor Weihnachten nochmal adventliche Stimmung mitnehmen wollen und an den Feiertagen zu beschäftigt oder zu viel unterwegs sind. Ich schätze, dass es dieses Jahr auch wieder eine Einladung geben wird. Und Neujahreskonzerte, die mag ich auch immer gern.

Was bedeutet Ihnen der Gottesdienst an Weihnachten?

Für mich persönlich ist der Gottesdienstbesuch an Heiligabend in dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, total wertvoll. Abgesehen von der Botschaft und dem Fest, das wir als Christ:innen begehen, liebe ich es, dass ich dort Menschen treffe, die ich sonst das ganze Jahr nicht sehe. Es ist schön, anschließend zusammenzustehen und Beziehungen aufzuhellen.

Und die Bedeutung für die Kirche generell?

Dass an Heiligabend so viele Menschen im Gottesdienst zusammenzukommen – unabhängig davon, ob sie der Kirche stark oder weniger verbunden sind –, das gibt uns als Kirche die riesige Chance, sie alle abzuholen mit guten Formaten, mit schönen Gottesdiensten, und vielleicht sagen einige dann „Das ist ein cooles Fest, das wir hier feiern – vielleicht lohnt es sich auch sonst, mal vorbeizuschauen.“ Das Schöne an Weihnachten ist: Egal ob wir Christinnen und Christen sind oder nicht – wir rücken alle ein Stück weit zusammen.

In der Pandemie ist das – wörtlich genommen – gerade schwierig. 

Im vergangenen Jahr wurden die meisten Gottesdienste wegen der Pandemie digital gefeiert. Heute sind die meisten Menschen geimpft und wir haben Lernerfahrungen und wissen, wie wir Gottesdienste verantwortungsvoll durchführen können. Es wird unterschiedliche Angebote geben – mit Präsenz in der Kirche oder im Freien, hybrid und digital.

Zur Person

Anna-Nicole Heinrich, geb. 1996, ist seit 2021 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Sie hat Philosophie an der Universität Regensburg studiert und ist dort seit 2020 Wissenschaftliche Hilfskraft an der Fakultät für katholische Theologie bei der Pastoraltheologin Ute Leimgruber.

Heinrich kommt aus einem nicht-christlichen Elternhaus und ließ sich als Schülerin taufen. Danach war sie in der Jugendarbeit der evangelischen Kirche aktiv. (jf)

Alle sollen so feiern können, wie sie sich wohlfühlen. Vielleicht bleibt jemand auch lieber zu Hause und singt im Digitalgottesdienst lauthals mit, statt mit Maske in der Kirche zu sitzen und nur zuhören zu dürfen. Ich freue mich jedenfalls auf ein sehr vielfältiges Weihnachten und bin anschließend auf die Auswertung gespannt, welche Formate über den Präsenzgottesdienst hinaus besonders gut angenommen wurden.

Auch mit digitalem Abendmahl?

Meinetwegen gern. Habe ich auch schon mitgefeiert. Ich weiß, dass Theologinnen und Theologen darüber unterschiedlicher Ansicht sind. Ich betrachte das mehr von der praktischen Seite: Mir gibt ein digitales Abendmahl ein ähnliches Gefühl wie die klassische Form im Präsenz-Gottesdienst. Deswegen mache ich es gern und muss es nicht theologisch totreden.

Die Kirche, sagen Sie, begeht ein Weihnachten ein „cooles Fest“. Was soll das heißen?

Wenn in der Kirche gesagt wird: „Uns ist heute der Heiland geboren“ übersetze ich das so: Die Geburt dieses Jesus bringt unterschiedlichste Menschen zusammen. An der Krippe haben alle Platz, niemand bleibt außen vor. Jesus ist einer, der Gemeinschaft stiftet. Diese Kernbotschaft lässt sich auch anhand der Weihnachtsgeschichte gut erklären mit Maria und Josef, den Hirten, den drei Weisen. Sogar Ochs und Esel dürfen dabei sein.

Was unterscheidet Jesus dann von einem begabten Kommunikator, einem Animateur, einem Vereinsvorsitzenden?

Dass kein Vereinsvorsitzender solche Ausstrahlung hätte entwickeln können. Aber da gibt es natürlich noch viel mehr …

So etwas wie die „Menschwerdung Gottes“ als Kern der christlichen Botschaft…

… ganz klar, das ist der Kern der Weihnachtsbotschaft, auch wenn das Menschen außerhalb der Kirche vielleicht nicht direkt berührt. Ich erlebe nicht, dass sie nach so etwas fragen. Es sind aber auch keine Fragen, die man sich ohne Weiteres stellt Warum feiere ich Weihnachten? Warum gibt mir das etwas? Dafür braucht es zunächst einmal einen Bezug zu meiner Lebensrealität.

Und dieser Bezug ist das Gemeinschaftserlebnis?

Wir feiern, dass Jesus als eine Person zur Welt gekommen ist, an der wir uns orientieren können. „Uns ist er geboren.“ Das heißt für uns als Kirche: Wir kommen zusammen aus unterschiedlichsten Richtungen, mit unterschiedlichen Meinungen– und trotzdem sind wir eine Gemeinschaft.

Steckt darin auch eine Botschaft an die Gesellschaft?

Natürlich: Kommt heraus aus der Polarisierung! Setzt euch an einen Tisch! Redet miteinander! Wir sollten aber auch nicht jedes Jahr versuchen, Weinachten mit Deutungen zu überhöhen, sondern den Menschen den Raum lassen, für sich das herauszuziehen, was sie möchten, und einen Raum schaffen, wo man sich mal wieder richtig berührt fühlen kann – sich besinnen kann.

Warum gelingt das den Kirchen generell immer weniger, ihre Botschaft zu verbreiten?

Weniger Kirchenmitglieder bedeutet zunächst einmal, dass wir tendenziell auch weniger Menschen haben, die überzeugt davon sprechen, was es heißt, Christ und Christin zu sein, überzeugt im Glauben zu leben. Der Multiplikator-Effekt wird geringer. Ein Problem ist sicher, dass sich die Gesellschaft und ihre Kommunikationswege rasant weiterentwickelt haben und wir als Kirche in den letzten Jahren oft zu langsam gewesen und hinterhergelaufen sind. Wir haben uns nicht ausreichend darauf eingelassen, die Menschen in ihren Lebensweisen, Sozialräumen und Kommunikationsformen abzuholen. Zuletzt haben die Monate der Pandemie viele Möglichkeiten zum Experimentieren geboten. Das ist eine Chance, die Menschen neu anzusprechen und zu berühren.

Wie sprechen Sie vom Glauben?

In unserer deutschen Gesellschaft wird der Glaube als etwas Privates gesehen, über das man nicht redet. Irgendwie ist das ja nicht gerade üblich, jemanden zu fragen: „Wie ist deine Beziehung zu Gott?“ Seit ich Präses bin, werde ich sowas jetzt aber durchaus häufiger gefragt. Und auch ich dachte anfangs: „Krass! Leute, das ist doch meins!“ Inzwischen sage ich mir: Der Glaube ist etwas Persönliches, aber nichts Privates. Wenn wir als Christ:innen Menschen für das Evangelium begeistern wollen, müssen wir sie auch daran teilhaben lassen, was es uns bedeutet. Wir müssen eine mutige Sprachfähigkeit entwickeln, um das Christsein sozusagen auch ein bisschen raushängen zu lassen.

Und wenn ich Sie jetzt frage: Wie ist Ihre Beziehung zu Gott?

Dann sage ich: Ambivalent. Ich weiß, es gibt ein Gegenüber, an das ich mich wenden kann. Und trotzdem struggle ich oft damit, dass ich keine direkten Antworten bekomme, dass dieses Gegenüber nicht verfügbar ist und ich in einer sehnsüchtigen Beziehung zu ihm leben muss.

Aber woher wissen Sie, dass dieses Gegenüber überhaupt da ist?

Das könnte man jetzt lang theologisch entfalten. Aber ich illustriere es lieber so: Mit Gott ist es wie mit jemandem, der bei Whatsapp die doppelten Häkchen, aber nicht die blauen Häkchen aktiviert hat. Wenn ich so jemandem eine Nachricht sende, dann sehe ich: Die Nachricht wurde übermittelt, sie ist angekommen, und eigentlich geh ich auch davon aus, dass sie gelesen wurde. Aber gewiss kann ich mir da nicht sein. Denn die Häkchen werden nicht blau.

Steht die Institution Kirche dem Glauben im Weg?

Meinem Glauben war die Institution Kirche sehr dienlich. Ohne sie gäbe es diesen Glauben gar nicht. Und da bin ich sicher nicht die Einzige. Erst durch den Religionsunterricht bin ich mit mehr Glück als Verstand in die ganze Glaubenssache reingerutscht, dann durch die Konfirmandenarbeit, Gemeindearbeit, Jugendarbeit, die sich der Kirche zugehörig und verbunden fühlen - mit immer neuen Impulsen und Beziehungen bereichert worden. Ohne all das wäre ich da nicht hängen geblieben. Die Institution dient dazu, für Menschen da zu sein, wie etwa in ihren diakonischen Bezügen, und dazu, Menschen in den Austausch über die Botschaft, über das Evangelium zu bringen und ihnen Input zu geben: Wie hältst du’s mit dem Glauben? Wie betest du? Und kann ich mir davon vielleicht etwas abschauen? Dafür braucht es einen Rahmen. Die Ausgestaltung dieses Rahmens – die kann allerdings hinderlich sein. Darum mag ich es, evangelisch zu sein, weil wir die Institution eher für wandelbar halten.

Aber den Unmut über die katholische Kirche bekommt auch die evangelische Kirche ab. Bei den massenhaften Austritten der jüngsten Zeit, heißt es, seien Sie in einer Haftungsgemeinschaft. Wie sehen Sie das?

Das ist Ihre Einschätzung. Wir müssen zunächst einmal akzeptieren, dass vielen Menschen die Bezugspunkte zur Kirche abhandengekommen sind, so dass sie sagen: Nein, diese Institution brauche ich für mein Leben nicht mehr. Aber wir müssen uns auch neu mit der Frage der Zugehörigkeit beschäftigen: Macht die sich nur an der Kirchenmitgliedschaft fest? Gibt es vielleicht auch Bindungen jenseits der formalen Zugehörigkeit? Und wie holen wir dann die Leute ab, die gesagt haben, „Mir ist der Glaube wichtig, aber ich brauche die Kirche nicht dafür“? Damit sollten wir uns als evangelische Kirche ernsthaft auseinandersetzen.

Eine Ausgetretenen-Pastoral?

Eine Zuhörigkeitspastoral! Es gibt außerhalb der Kirche ja nicht nur die Ausgetretenen, sondern auch diejenigen, die nie zur Kirche gehört haben, aber trotzdem irgendwie in Kontakt stehen. Der Kircheneintritt bleibt für manchen eine Hürde – und trotzdem haben sie ein Zugehörigkeitsgefühl zu uns.

Bislang haben Sie von allgemeinen Trends geredet, die zur Abkehr von der Kirche führen. Aber was ist mit konkreten Missständen? Nehmen wir aus gegebenem Anlass mal den Missbrauchsskandal.

Wir haben uns als evangelische Kirche schuldig gemacht, in dem wir Menschen, die uns anvertraut waren, nicht den notwendigen Schutz geboten haben. Das müssen wir weiter aufarbeiten. Und das tun wir ja auch seit vielen Jahren. Ich verstehe aber auch, wenn Menschen sagen, das kommt alles zu spät und geht zu langsam. Umso mehr müssen wir uns ranhalten.

Sehen Sie eine spezifisch evangelische Schuld, ein evangelisches Vorzeichen für Missbrauch?

Wir haben eine umfangreiche wissenschaftliche Studie auf den Weg gebracht, die genau das klären soll und Auskunft über systemische Ursachen geben soll. Ganz klar ist, dass dabei genau in den Blick genommen werden muss, wo Machtgefälle bestanden haben, die Abhängigkeiten geschaffen und damit sexualisierte Gewalt begünstigt haben. Und wir müssen mit guten Schutzkonzepten dafür sorgen, dass solche Abhängigkeiten nicht entstehen.

Machtgefälle und Abhängigkeiten – damit würde sich die evangelische Kirche dann nicht von allen anderen Institutionen unterscheiden, in denen es zu sexuellem Missbrauch kommt. Bloß die katholische Kirche hätte es dann noch mit ein paar Sonderproblemen zu tun?

Das lässt sich erst beantworten, wenn wir das Thema sexualisierter Gewalt auch gesamtgesellschaftlich noch breiter diskutieren und tatsächlich auch Institutionen und Organisationen einbezogen sind, in denen sexualisierte Gewalt noch nicht in dem Maße aufgearbeitet wird, wie es in der katholischen oder auch der evangelischen Kirche geschieht. Aufarbeitung auch andernorts vergleichbar aufzustellen, ist eine große Aufgabe, bei der es auch einen starken unabhängigen Partner auf Seiten des Staates braucht.

Wieso findet all das bei Ihnen so sehr im Windschatten der katholischen Kirche statt? Auch zeitlich hängen Sie bei der Aufarbeitung hinterher.

Wir sind lange dran an dem Thema, und vieles, was wir s auf den Weg gebracht haben, ist bereits umgesetzt. Manches hat hingegen nicht funktioniert. Die Sackgassen, in die wir gelaufen sind, etwa bei der Betroffenenbeteiligung, werden genau angeschaut, um daraus zu lernen und dann mit den gewonnenen Erfahrungen zielgerichtet und gemeinsam mit den Betroffenen voranzukommen. Wir haben gemeinsam ein Ziel. Alle wollen, dass es nicht mehr zu sexualisierter Gewalt kommt. Dafür ist es wichtig, dass alle sich öffnen und ihre Strukturen durchleuchten lassen – um dann bessere Strukturen zu schaffen. Auch dafür ist es wichtig, nicht bei den Kirchen stehenzubleiben.

Wäre eine komplett externe Aufarbeitung nach dem Vorbild Irlands oder Australiens nicht der beste Weg? Mit dem Argument: Eine Täterorganisation kann sich nicht selbst aufklären.

Dazu gibt es immer auch die Gegenposition, die sagt: „Ihr habt es als Kirche verbockt. Also habt ihr jetzt auch die Verantwortung, das aufzuarbeiten. Sonst ist der Lerneffekt gleich Null.“ Als Präses der Synode sehe ich mich hier in der Rolle der Moderatorin, die einen Diskussionsraum auch für diese kontroverse Frage schafft.

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Sie wollen da also nicht treibende Kraft sein?

Mir liegt daran, das Thema voranzubringen. Als Präses habe ich dabei die Aufgabe, die Kräfte in der Synode beieinander zu halten und bestenfalls zu einem Konsens zu verbinden. Das gilt auch für den Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt. Uns als Synode ist es wichtig, bei den Vorbereitungen der Tagungen künftig auch die Betroffenen einzubeziehen. Dafür werden jetzt verlässliche Strukturen geschaffen.

Nun könnten Sie als eine Vertreterin der unter 30-Jährigen auch jemand sein, die ihre Aufgabe darin sieht, den überwiegend Älteren in Ihren Gremien Beine zu machen.

Hmm. (überlegt) Ich glaube tatsächlich nicht. Das hat weniger mit dem Alter zu tun.

Wo hat Ihr Amt als Präses denn mit dem Alter zu tun?

In Interviews. Da kommt das Thema immer, unvermeidlich.

Ich ahnte, dass Sie das sagen würden. Aber die Frage liegt doch so oder so nahe, wenn eine 25-jährige Chefin eines Kirchenparlaments von mehr als 20 Millionen Gläubigen wird.

Eigentlich nicht. Im Synodengeschehen vor meiner Wahl hat es nach meinem Eindruck keine Rolle gespielt. Ich rede vielleicht ein bisschen anders, was manche Leute dann möglicherweise irritiert. Jede:r redet halt anders, wichtig ist, dass es zur Person passt, egal wie alt sie ist. Und überhaupt ist das Kirchenparlament für mich alles andere als Neuland. Ich war ja auch schon in den Jahren zuvor Jugendsynodale und habe an Zukunftsprozessen mitgewirkt. Und dass ich gut moderieren kann, verdanke ich nicht zuletzt der Evangelischen Jugend, in der es oft weit kontroverser zuging.

Sie sind keine Theologin. Wonach suchen Sie sich Ihre fachlichen Beraterinnen und Berater aus?

Mein Hauptberatungspool ist die Synode. Da sind Menschen unterschiedlichster Prägung vertreten, von denen ich mir Feedback und Input hole.

Was war die größte Überraschung in sechs Monaten Präses?

Der produktive Mood – ich weiß grad nicht, was das beste deutsche Wort ist, vielleicht „Stimmung“ – der in aller Spannung entsteht. Ich bin es eben nicht gewohnt, dass man meinen Terminkalender führt, mir Briefe einscannt und Unterschriftenmappen vorlegt, anders als jemand, der oder die zuvor schon ein Minster:innenamt innehatte. Ich bin aber eben nun nicht nur die Anna, die mit dem Rad zum EKD-Kirchenamt fährt und beim Hereinkommen noch einen Podcast auf den Kopfhörern hat, sondern auch die Präses der Synode, die auch zusieht, dass die Aufträge der Synode umgesetzt werden.

Coole Sache?

Ach nö, Aufträge umzusetzen und kritische Nachfragen anzubringen alleine ist noch nichts, was ich als Coole Sache bezeichnen würde. Aber dadurch entstehen Räume für Gestaltung. Und die möglichst gut nutzen, das kann schon cool werden.

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