Erneute Anhörung der Sea-Watch-KapitäninRackete richtet Appell an die EU

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Carola Rackete nach ihrer Anhörung durch die Staatsanwaltschaft in Agrigent am Donnerstag gemeinsam mit ihren Anwälten Alessandro Gamberini (l.) und Leonardo Marino

Rom – Carola Rackete hat die EU aufgefordert, eine Lösung bei der Verteilung von Migranten zu finden. „Wir haben Tausende von Flüchtlingen in einem Bürgerkriegsland, die dort eigentlich dringend evakuiert werden müssten“, sagte die ehemalige Sea-Watch-Kapitänin nach einer erneuten Anhörung durch die Staatsanwaltschaft in Agrigent auf Sizilein.

„Und ich erwarte von der Europäischen Kommission insbesondere, dass sie sich möglichst schnell dazu einigt, wie diese Bootsflüchtlinge in Europa aufgeteilt werden sollen.“ Bei einem Treffen der EU-Innenminister in Helsinki gab es in der Frage am Donnerstag allerdings keine Lösung. 

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Rackete ist inzwischen nicht mehr Kapitänin der aktuellen Crew des Rettungsschiffs „Sea-Watch 3“ und erwägt eine Rückkehr nach Deutschland. „Carola ist nicht mehr Mitglied der derzeitigen Besatzung der Sea-Watch, sie macht jetzt also etwas anderes“, sagte ihr Anwalt Alessandro Gamberini am Donnerstag nach der Vernehmung Racketes durch in Agrigent.

„In ihrem Leben hat sie nicht nur die Kapitänin der Sea-Watch gemacht, sondern ganz viel anderes.“ Auf die Frage, ob sie nach Deutschland zurückkehren würde, sagte Rackete selbst: „Ja“.

Seenotretter tauschen Crew nach Einsätzen aus

Generell ist es normal, dass die Seenotretter ihre Crew nach Einsätzen austauschen. Die „Sea-Watch 3“ liegt zudem derzeit in Sizilien an der Kette und kann nicht ausfahren.

Die 31-Jährige aus Niedersachsen war Ende Juni mit 41 Migranten an Bord ohne Erlaubnis der Regierung in Rom in italienische Gewässer und in den Hafen der Insel Lampedusa gefahren. Dabei hatte sie ein Schiff der Finanzpolizei, die zu den Streitkräften gehört, in Bedrängnis gebracht. Sie wurde daraufhin festgenommenund unter Hausarrest gestellt – anschließend aber wieder freigelassen. 

Entscheidung über Prozess erst nach dem Sommer

Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Beihilfe zu illegaler Einwanderung und Widerstand gegen ein Kriegsschiff vor. Die Befragung dauerte am Donnerstag rund vier Stunden. Eine schnelle Entscheidung, ob es zu einem Prozess kommt oder die Vorwürfe fallen gelassen werden, zeichnete sich aber nicht ab. 

Der Staatsanwalt hatte bereits zuvor angekündigt, dass dies erst nach dem Sommer entschieden werde. Sie habe den Strafverfolgern die Geschehnisse beim Rettungseinsatz dargelegt, sagte Rackete. (dpa) 

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