Ex-BundesaußenministerGabriel bezeichnet EU als „letzten Vegetarier der Weltpolitik“

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„Wenn wir Europäer uns behaupten und souverän bleiben wollen, werden wir das nur gemeinsam schaffen. Dazu gehört auch eine gemeinsame Verteidigung.“

Wien – Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) glaubt, dass die EU an ihren inneren Widersprüchen scheitern könnte. Europa sei zerklüftet und mehrfach gespalten. „In der Finanzpolitik zwischen Nord und Süd, in Fragen der Rechtsstaatlichkeit zwischen Ost und West“, sagte Gabriel der österreichischen Zeitung „Presse am Sonntag“. Die zweite große Gefahr bestehe im Brexit, der die Position der EU gegenüber dem Rest der Welt verschlechtern werde. „Wir sind die letzten Vegetarier der Weltpolitik in dieser Welt der Fleischfresser. Wenn die Briten gehen, dann glauben alle, wir seien Veganer.“

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Es werde in der Zukunft von außen weitere Versuche geben, die Risse in der EU zu vertiefen, glaubt der SPD-Politiker. „Wir haben keinen Chef in Europa, der Kleine hat bei uns genau so viel zu sagen wie der Große. Und das finden die Trumps, die Xi Jinpings, die Putins und die Erdoğans dieser Welt komisch.“ Insgesamt gebe es ein Führungsvakuum in der EU. „Wir werden einfach als Schwächlinge wahrgenommen, wenn wir nicht einmal unseren Laden zusammenhalten können.“ Gabriel konstatiert in dieser Hinsicht eine „Großmannssucht der Berliner Republik“. Die Bonner Republik habe die Gleichwertigkeit aller Europäer noch besser repräsentiert.

Unbequeme Welt

Gabriel vermisst zudem eine geopolitische Strategie der Europäischen Union. Man könne etwa den Chinesen nicht vorwerfen, dass sie eine solche Strategie hätten. „Wir müssen uns vorwerfen, dass wir keine haben.“ Die Welt werde unbequemer. „Wenn wir Europäer uns behaupten und souverän bleiben wollen, werden wir das nur gemeinsam schaffen. Dazu gehört auch eine gemeinsame Verteidigung.“ (dpa)

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