Ob Monika Gruber oder Christian Dürr – Karl Lauterbach nimmt beim Thema Klimawandel auf der Plattform X derzeit keine Gefangenen.
Hitziger Schlagabtausch ums Klima„Würdelose“ Wetter-Aussagen – Lauterbach greift Schauspielerin und FDP-Chef an

Der ehemalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit einem Handy in der Hand. Der SPD-Politiker hat sich auf X zur Hitze und zum Klimawandel geäußert. (Archivbild)
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Der Kölner SPD-Politiker und ehemalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich in mehreren Beiträgen auf der Plattform X zur aktuellen Hitzewelle in Deutschland und ihren mitunter ernsten Konsequenzen geäußert. Der Ex-Minister attackierte dabei die Schauspielerin und Kabarettistin Monika Gruber, die sich zuvor über die Hitzewelle lustig gemacht hatte. Auch FDP-Chef Christian Dürr bekam deutliche Worte von Lauterbach zu hören.
„OMG! Wir werden alle sterben!!!“, hatte Gruber zuvor zu einer Zeitungsschlagzeile, die von „brüllend heißer Sahara-Luft“ und „40-Grad-Hitze“ berichtet hatte, geschrieben. Lauterbach kann derartigen Sprüchen offenbar wenig abgewinnen – und reagierte mit deutlichen Worten auf Grubers Beitrag bei X.
Karl Lauterbach kontert Spruch von Monika Gruber bei X
„Was ist so lustig daran, wenn ältere Menschen bei dieser Hitze Schlaganfälle bekommen, dement werden oder ihre Nieren versagen?“, fragte der SPD-Politiker in Richtung Grubers. „Es ist schön, dass Sie sich vielleicht keine Sorgen machen müssen. Aber Ihre Haltung ist abstoßend und würdelos“, fügte der Gesundheits-Fachmann an.
Kritik an Grubers Beitrag kam derweil nicht nur von Lauterbach. „Über Zehntausende Hitzetote, die es in Europa bei Hitzewellen gibt, Witze machen? Wie moralisch verkommen kann man sein?“, kommentierte etwa der Klimaforscher Stefan Rahmstorf Grubers Worte.
Scharfe Kritik an Monika Gruber: „Fakten statt Häme“
Auch Mediziner meldeten sich schnell zu Wort: „Bei diesen Temperaturen müssen wir in der Klinik wieder mehr ältere dehydrierte Menschen versorgen, denn wenig Durstempfinden plus Hitze kann beispielsweise zu Nierenversagen führen“, schrieb der während der Corona-Pandemie bekannt gewordene Darmstädter Arzt Cihan Celik.
Das Umweltministerium in Baden-Württemberg äußerte sich ebenfalls: „Fakten statt Häme: Jährlich sterben Tausende Menschen an Hitzefolgen“, schrieb das Ministerium an Gruber gerichtet. Deshalb fördere die Landesregierung Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise wie die Begrünung von Innenstädten, hieß es weiter.
Monika Gruber reagiert auf Kritik von Karl Lauterbach
Gruber reagierte schließlich am Dienstag (1. Juli) auf die harte Kritik und wandte sich wiederum an Lauterbach. Sie mache sich „selbstverständlich nicht über Menschen lustig, die (mit oder ohne Hitze) sterben“, sondern über die „konzertierte, infantile Panikmache vor Hitze im Sommer“, entgegnete die Schauspielerin, die aus Sendungen wie „Hubert und Staller“ bekannt ist. Eine weitere inhaltliche Argumentation vermied Gruber bei ihrer Replik jedoch.
Die Schauspielerin konzentrierte sich vielmehr auf einen Randaspekt von Lauterbachs Aussage, dazu, dass Menschen bei Hitze „dement werden“ würden. „Das dürfte auch vielen Medizinern völlig neu sein“, schrieb Gruber und verwies auf angebliche Angaben ihres Arztes. „Aber was weiß der schon, der war ja schließlich nicht in Harvard“, fügte die Kabarettistin, der in den letzten Jahren bereits mehrmals Rechtspopulismus vorgeworfen wurde, schließlich hinzu.
Studie: Hitzewellen bewirken kognitive Probleme – indirekt auch Demenz
Tatsächlich gibt es keine Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Hitzewellen und der akuten Entstehung von Demenz belegen. Eine britische Studie ergab jedoch 2024, dass „häufige und anhaltende Wetterextreme“ zu kognitiven Problemen führen können – und so indirekt auch die Entstehung von Demenz begünstigen könnten.
„Die Studie zeigt, dass eine langfristige Hitzeeinwirkung den Schlaf stören kann, was mit kognitivem Abbau und Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz in Verbindung gebracht wird“, schrieb die BBC damals zu den Erkenntnissen einer von der Universität Bristol geleiteten Untersuchung zu den Auswirkungen von langfristigen Wetterextremen.
Karl Lauterbach: „Klimawandel ist das größte Problem unserer Zeit“
Lauterbach widmete dem Thema Hitze unterdessen noch weitere Beiträge: „Der Klimawandel ist das größte Problem unserer Zeit“, schrieb er etwa zu einem Bericht über enorme Temperaturen in Spanien und die wirtschaftlichen Folgen. „Es ist ein Spiel mit dem Feuer, ob wir ihn vor den Kipppunkten erfolgreich bekämpft bekommen. Alles andere kommt und geht“, fügte Lauterbach an.
Einen Tag nach Gruber bekam dann auch der Bundesvorsitzende der FDP, Christian Dürr, eine Schelte des ehemaligen Gesundheitsministers zu hören. „Liebe Grüne, es nervt! Hört bitte auf, bei Hitze im Sommer (und bei Regen) eure gesamte Klimaerzählung zu posten“, hatte Dürr zuvor bei X geschrieben.
FDP-Chef Christian Dürr mischt sich ein – Kontra auch von Ricarda Lang
Gerade gebe es lediglich „sehr schönes Wetter“, behauptete der FDP-Politiker weiter. Den Klimawandel gebe es zwar und „wir müssen gegensteuern“, führte Dürr aus, warf den Grünen jedoch Populismus vor, der „uns nicht zum Ziel bringt“. Vielmehr seien „konkrete Lösungen gefragt“, so Dürr.
Von Lauterbach gab es dafür eine deftige Antwort: „In einem Post sieht jeder, weshalb die FDP im Bundestag nicht fehlt“, schrieb der SPD-Politiker an Dürr gerichtet. Ältere Menschen sterben an der Hitze und der Klimawandel werde immer sichtbarer, erklärte Lauterbach. Für die FDP seien „Physik und Medizin“ jedoch nur „Erzählungen“, fügte der SPD-Politiker an.
Auch bei den Grünen blieb Dürrs Vorwurf derweil nicht unbemerkt. „Realität und wissenschaftliche Erkenntnisse, einfach todesnervig“, kommentierte die ehemalige Parteivorsitzende Ricarda Lang Dürrs Anwürfe sarkastisch – und bekam dafür bis zum Dienstagnachmittag im Vergleich zum Ausgangsbeitrag des FDP-Politikers nahezu doppelt so viel Zustimmung in dem sozialen Netzwerk wie Dürr zuvor.