Kommentar zu WoelkiEin guter und ein schlechter Tag

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Der Kardinal Rainer Woelki zieht mit weißer Mitra, dem Bischofshut, und Hirtenstab zu einem Gedenkgottesdienst für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. in den Kölner Dom ein. Im Hintergrund wird er von Gläubigen beobachtet.

Kardinal Rainer Woelki

Ein weiterer Verhandlungstermin über Kardinals Woelkis Wissensstand bei der Beförderung eines missbrauchsverdächtigen Priesters offenbart das Dilemma des Erzbischofs. 

Ein guter Tag für Rainer Woelki: Vor dem Kölner Landgericht konnte die „Bild“-Zeitung ihre Behauptung nicht erhärten, dass der Kardinal über bestimmte Details zu Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pfarrer aus dessen Personalakte Bescheid wusste, als er den Geistlichen 2017 auf einen herausgehobenen Posten beförderte.

Immer wenn es hier – bildlich gesprochen – zum Schwur kam, musste der von der „Bild“ aufgebotene Zeuge passen. Und Woelkis Anwalt Carsten Brennecke tat alles dafür, weitergehende Fragen nach Woelkis Kenntnisstand als „ausforschend“ zu deklarieren und für unzulässig erklären zu lassen.

Woelki mit allen relevanten Fakten versorgt

Ein schlechter Tag für den Kölner Erzbischof: Derselbe Zeuge, der sich bei seinen Aussagen zu dem presserechtlichen Streit eng an den „Beweisbeschluss“ des Gerichts halten musste, machte mehr als deutlich, dass er Woelki mit den maßgeblichen Fakten über den Priester versorgt und dass dessen Fall in der Bistumsleitung als besonders brisant gegolten habe.

Abseits juristischer Spitzfindigkeiten wird hier erneut Woelkis Dilemma sichtbar: Einerseits bestreitet er vehement, über Missbrauchsverdächtige im Bild gewesen zu sein. Andererseits lagen die Informationen vor, und es wäre ein Leichtes gewesen, sie zu registrieren und sich dann ein Bild zu machen. Seit Jahren geriert sich Woelki als konsequentester Aufklärer in der Geschichte des Erzbistums Köln. Aber immer, wenn es – bildlich gesprochen – zum Schwur kommt, will er nichts gewusst haben oder nicht befasst worden sein. Das passt einfach nicht zusammen.

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