Kommentar zur EKDDas gleiche toxische Gebräu wie bei der katholischen Kirche

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Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), spricht auf der EKD-Synode in Ulm.

Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), spricht auf der EKD-Synode in Ulm.

Der Umgang katholischer und evangelischer Spitzenfunktionäre mit Missbrauchsfällen ist in vielem erschreckend ähnlich – mit einem wesentlichen Unterschied.

Von Kindern heißt es, sie müssten erst selbst auf die heiße Herdplatte fassen, um zu begreifen, dass man sich daran verbrennt. Offenbar gilt dieses Lernen allein aus eigener (schmerzlicher) Erfahrung auch für Institutionen. Die evangelische Kirche hatte im Missbrauchsskandal viele, viele Jahre Zeit, am Negativbeispiel der katholischen Kirche die Logiken der Abwehr, der Verdrängung und Abschottung zu studieren – und es besser zu machen. Stattdessen greifen, wenn es darauf ankommt, dieselben Mechanismen.

Das zeigt der Fall der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus. Die Strategie zur Verteidigung gegen Vorwürfe eines verfehlten Umgangs mit Fällen sexuellen Missbrauchs ist das gleiche toxische Gebräu aus Unwissenheitsbeteuerungen, Verharmlosung und Verantwortungsdiffusion, das Kardinal Rainer Woelki in Köln angerührt hat und aus dem er bis heute mit der vollen Kelle schöpft.

Kleben an Führungsposten

Was bei katholischen Hierarchen unerträglich ist, ist es auch, wenn es von protestantischer Seite kommt. Mit einem wesentlichen Unterschied: Evangelische Würdenträger können sich nicht so penetrant ihrer Verantwortung gegenüber den Gläubigen, der Öffentlichkeit und – in diesem Fall das Entscheidende – gegenüber den Betroffenen entziehen wie katholische Bischöfe und Kardinäle.

Die kleben seit Jahr und Tag an ihren Posten. Sie behaupten, in ihrer Amtsführung am Ende nur Gott oder allenfalls dem Papst Rechenschaft schuldig zu sein, spielen auf Zeit und setzen wenn nicht auf das Vergeben, so doch auf das Vergessen. Wie in Köln zu besichtigen, ist damit ganz gut durchkommen.

Doch wer will und wer braucht am Ende solche Führungspersönlichkeiten? Dann doch lieber welche, die vom Lernen aus Fehlern und von Konsequenzen nicht nur reden.

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