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Kommentar

Stadtbild-Aussage
Merz wird dem Auftrag seines Amtes nicht gerecht

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2 min
20.10.2025, Niedersachsen, Hannover: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht beim Kongress der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) im Hannover Congress Centrum (HCC). Der Gewerkschaftskongress ist das höchste beschlussfassende Organ der IGBCE und findet alle vier Jahre statt. Foto: Michael Matthey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) beharrt auf seiner umstrittenen Aussage zum „Problem im Stadtbild“.

Das Bösartige an Merz' Aussage zu „diesem Problem im Stadtbild“ ist die Assoziationskette in den Köpfen, die sie in Gang setzt.

Wie daneben seine Rede von „diesem Problem im Stadtbild“ war, weiß Friedrich Merz wohl selbst. Sonst würde der CDU-Chef weitere Erklärungen nicht unwirsch mit dem Hinweis verweigern, jeder wisse doch, was er gemeint habe, als er vom Erfordernis noch konsequenterer Abschiebungen sprach.

Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass es vielerorts – nicht nur in den Städten – Angsträume gibt, an denen Menschen sich zurecht unwohl fühlen. Mit seiner Formulierung tut Merz aber so, als ließe sich das beheben, indem (optische) Fremdkörper entfernt würden. Im Kontext muss das an Menschen denken lassen, die „anders“ aussehen – unpassend, störend.

Merz mit Haudrauf-Rhetorik

Diese Assoziationskette in den Köpfen ist das Bösartige an Merz' Worten. Und wieder einmal tut er nichts dafür, die falschen, spalterischen Verbindungslinien zu kappen, die er mit seiner Haudrauf-Rhetorik selbst gezogen hat. Hätte Merz sich dafür entschuldigen können, statt in der ihm eigenen Rechthabermanier sogar noch eins draufzusetzen? Nur, wenn er es tatsächlich nicht so gemeint hätte.

Deshalb ist sein Beharren bezeichnend, und deshalb geht auch der Vorwurf an seine Kritiker ins Leere, sie wollten ihn bewusst missverstehen oder nicht sehen, worum es Merz „eigentlich“ gehe. Ein verantwortungsvoller Politiker muss sorgsam sprechen. Merz tut das nicht – und will es offenbar auch nicht. Dem Auftrag seines Amtes wird er damit nicht gerecht.