Kommunalwahl 2020Die spannendsten Duelle und Besonderheiten in NRW

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Wahlkoffer werden ausgestattet. Darin sind auch Desinfektionsmittel.

Wahlkoffer werden ausgestattet. Darin sind auch Desinfektionsmittel.

  • Am Sonntag sind 14 Millionen Wähler in NRW zur Stimmabgabe aufgerufen.
  • Erstmals könnten auch einige Oberbürgermeisterposten an die Grünen gehen.
  • Eine Übersicht der Besonderheiten und spannendsten Duelle der Kommunalwahl 2020.

Düsseldorf – Am Sonntag, kurz nach 18 Uhr, ist im WDR die erste Prognose zum Ausgang der Kommunalwahlen in NRW zu sehen. Welche Balken gehen nach oben, welche zeigen nach unten? Der Ausgang wird mit Spannung erwartet. Vor dem CDU-Parteitag im Dezember blickt das politisch interessierte Deutschland darauf, wie die Christdemokraten im bevölkerungsreichsten Bundesland abschneiden. Auch für SPD steht viel auf dem Spiel. Größere Verluste könnten als Indikator dafür gewertet werden, dass die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz der Partei keinen neuen Schub bringt.

Ein paar Zahlen zur Vorbereitung: 2014 ging die CDU mit 37,5 Prozent vor der SPD, die 31,4 Prozent erhielt, als Siegerin aus der Kommunalwahl hervor. Das Ergebnis wurde von der CDU als Wunsch nach einem Machtwechsel im damals noch rot-grün regierten NRW gedeutet, der dann 2017 tatsächlich vollzogen werden konnte. Das Ergebnis von 2014 ist allerdings eine hohe Messlatte. Umfragen zufolge dürfte es für die Union schwer werden, erneut so stark zu werden.

SPD wohl weiter im Abwärtstrend

Auch die SPD liegt laut Meinungsforschern deutlich hinter dem Ergebnis von 2014. In den Parteizentralen bemüht man sich deshalb schon jetzt, die Bedeutung des Wahlausgangs zu relativieren. „Keine andere Wahl entscheidet sich aufgrund ihrer regionalen Begebenheiten so sehr vor Ort wie die Kommunalwahl“, sagte SPD-Landeschef Sebastian Hartmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Hier komme es auf Persönlichkeiten an. Wem traue man zu, die politischen Aufgaben vor Ort anzupacken? Gerade deshalb hätten Kommunalwahlen „einen sehr eigenständigen Charakter“.

So sieht es auch Josef Hovenjürgen, Generalsekretär der NRW-CDU. „Die Kommunalwahl ist keine Testwahl für den Bund“, sagte der Politiker aus Haltern unserer Zeitung. Die Wahlentscheidung hänge von den Personen ab, die vor Ort zur Wahl stünden. „Aus dem gleichen Grund wäre es auch an den Haaren herbeigezogen, aus dem Ergebnis der Kommunalwahl Schlussfolgerungen für den Ausgang der Wahl für den CDU-Parteivorsitz zu ziehen“, sagte Hovenjürgen.

Allein die Grünen sind zuversichtlich, einen Wahlsieg feiern zu können. 2014 lag ihr Ergebnis bei 11,7 Prozent, bei der Europawahl erzielten sie mit 20,5 Prozent ein Rekordergebnis und wurden zweitstärkste Kraft im Land. Doch auch NRW-Landeschef Felix Banaszak warnte vor übersteigerten Rückschlüssen aus der Kommunalwahl. „Natürlich ist sie trotzdem ein Indikator für die politische Stimmung in NRW zwei Jahre vor der nächsten Landtagswahl“, sagte der Politiker aus Duisburg.

Wegen der Corona-Pandemie fanden vor der Wahl diesmal keine Großkundgebungen statt. Ein Umstand, der das Ergebnis so spannend wie selten zuvor macht. „Der Ausgang der Kommunalwahl ist für mich eine Wundertüte“, so CDU-General Josef Hovenjürgen. Es fehlten die großen Veranstaltungen, „bei denen man einen Eindruck von der Stimmungslage bekommen hätte“. Die Rückmeldungen vom Haustürwahlkampf seien aber „ganz positiv“.

Der Blick richtet sich nach Düsseldorf

Rund 14 Millionen Wähler in NRW sind am Sonntag zum Urnengang aufgerufen. Dies sind die spannendsten Duelle: In Düsseldorf könnte es der CDU gelingen, erstmals wieder in der Landeshauptstadt eines großen Flächenlands den Oberbürgermeister (OB) zu stellen. Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD) hat mit der Einführung von stauverursachenden Umweltspuren für Kontroversen gesorgt. Herausforderer für die CDU ist Kölns Stadtdirektor Stephan Keller.

In Wuppertal haben sich CDU und Grüne auf einen OB-Kandidaten mit grünem Parteibuch verständigt. Der Wirtschaftswissenschaftler Uwe Schneidewind war vor seiner Kandidatur Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Für die SPD tritt Amtsinhaber Andreas Mucke (SPD) an.

In Aachen haben die Grünen gute Chancen, den Chefsessel im Rathaus zu holen. Die Bewerberin Sybille Keupen liegt in Umfragen weit vorn. Eine Niederlage der Union in der Heimatstadt von Laschet dürfte für hämische Kommentare sorgen.

In der ehemaligen SPD-Hochburg Essen stehen die Chancen von CDU-Amtsinhaber Thomas Kufen nicht schlecht, schon im ersten Wahlgang erneut gewählt zu werden. Das dürfte Laschet besonders freuen. Ihn verbindet mit Kufen ein enges Vertrauensverhältnis. Der OB von Essen war von 2005 bis 2010 Integrationsbeauftragter der damaligen Landesregierung.

Laschet will um 12 Uhr seine Stimme in Aachen abgeben

In Dortmund setzt die CDU auf Andreas Hollstein, bisher Bürgermeister in Altena im Sauerland. Hollstein wurde bundesweit bekannt, als er sich in der Flüchtlingskrise dafür einsetzte, mehr Menschen aufzunehmen und deshalb von einem psychisch erkrankten Mann mit einem Messer angegriffen wurde. Bei der SPD tritt Amtsinhaber Ulrich Sierau nicht mehr an.

NRW-Ministerpräsident Laschet will am Sonntag um 12 Uhr in Aachen seine Stimme abgeben. „Schneidet die CDU besser ab als erwartet, wird sich Laschet am Wahlabend mit breitem Kreuz vor das Ergebnis stellen und verkünden, dass er Wahlen gewinnen kann“, prognostiziert der Kölner Politik-Professor Thomas Jäger. Dies sei schließlich die wichtigste Eigenschaft für einen Aufstieg in der Union, die „in den Erfolg verliebt“ sei. Eine weitere Chance, sich zu beweisen, habe Laschet bis zur Bundestagswahl nicht mehr.

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