„Land gerät aus den Fugen“Staatssekretärin auf „Playboy“-Cover sorgt für hitzige Debatte in Frankreich

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Französische Staatssekretärin für Sozial- und Solidarwirtschaft und Vereinswesen: Marlene Schiappa (Archivbild)

Französische Staatssekretärin für Sozial- und Solidarwirtschaft und Vereinswesen: Marlene Schiappa (Archivbild)

Frankreich wird von Massenprotesten erschüttert – und eine beigeordnete Ministerin lässt sich im „Playboy“ ablichten. Das gefällt nicht jedem.

Die französische beigeordnete Ministerin Marlene Schiappa ist in ihrer eigenen Partei in die Kritik geraten, nachdem sie sich auf dem Cover der französischen Ausgabe des „Playboys“ hat ablichten lassen. 

Anlass für das Titelfoto war ein zwölfseitiges Interview über Frauen- und LGBT-Rechte, das Schiappa dem für Nacktfotos bekannten Magazin gegeben hat. Die Staatssekretärin für Sozial- und Solidarwirtschaft und Vereinswesen wurde für das Cover in einem weißen Kleid fotografiert.

Frankreich: Marlene Schiappa sorgt mit „Playboy“-Cover für Kritik

Schiappa setzt sich seit langem für Frauenrechte ein und wurde 2017 zur ersten Gleichstellungsministerin des Landes ernannt. In dieser Funktion setzte sie sich erfolgreich für ein neues Gesetz gegen sexuelle Belästigung ein.

Das Foto auf dem Cover des Magazins sorgt nun jedoch für Kritik. So wies die französische Premierministerin Elisabeth Borne Schiappa wegen des Titelbildes zurecht. Der Auftritt im „Playboy“ sei „nicht angemessen, besonders in dieser Zeit“, erklärte Borne laut dem Sender BFM TV.

Aufregung in Frankreich über Marlene Schiappa: „Wo bleibt der Respekt vor dem französischen Volk?“

Wegen der Rentenreformpläne von Präsident Emmanuel Macron befindet sich Frankreich derzeit in einer politischen Krise. Tausende Franzosen protestierten in den letzten Wochen immer wieder gegen die Pläne der Regierung.

Grünenpolitikerin und Frauenrechtsaktivistin Sandrine Rousseau kritisierte das Timing von Schiappas Magazin-Auftritt. „Wo bleibt der Respekt vor dem französischen Volk?“, fragte sie im Gespräch mit BFM TV – und verwies auf die Massenproteste im Land. Sie habe kein Problem damit, wenn Frauen ihren Körper zeigten, erklärte Rousseau. „Aber es gibt einen sozialen Kontext“.

Der französische Politiker Jean Luc Mélenchon, der bei den Präsidentschaftswahlen 2022 den dritten Platz belegt hatte, kritisierte unterdessen sowohl Schiappas Auftritt im „Playboy“ als auch die Entscheidung Macrons, der Kinderzeitschrift „Pif Gadget“ ein Interview zu geben. „Frankreich gerät aus den Fugen“, schrieb der Linkspopulist am Samstag auf Twitter.

Marlene Schiappa kontert Kritiker: „In Frankreich sind die Frauen frei“

Schiappa antwortete am Wochenende ebenfalls mit einem Tweet auf ihre Kritiker und erklärte: „Das Recht der Frauen zu verteidigen, die Kontrolle über ihren Körper zu haben, das gibt es überall und immer. In Frankreich sind die Frauen frei. Bei allem Respekt für die Verleumder und Heuchler.“

Der französische Innenminister Gérald Darmanin nahm Schiappa in einem Interview mit dem französischen Nachrichtensender CNews am Sonntag unterdessen in Schutz und nannte sie eine „Frau mit Charakter“.

„Playboy“-Herausgeber verteidigt Marlene Schiappa

„Ich wollte sagen, dass Marlene Schiappa eine mutige Politikerin ist, die ihren eigenen Charakter und ihren eigenen Stil hat, der nicht meiner ist, den ich aber respektiere“, erklärte Darmanin demnach.

Auch der französische „Playboy“ verteidigte das Cover wenig überraschend. Schiappa sei die „‚Playboy‘-kompatibelste“ Regierungsvertreterin, erklärte Herausgeber Jean-Christophe Florentin gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Schiappa setze sich für die Rechte der Frauen ein und habe verstanden, „dass das Magazin kein Magazin für alte ‚Machos‘ ist, sondern ein Instrument für die feministische Sache sein kann.“

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