Mord an EnthüllungsjournalistinZwei weitere Verdächtige auf Malta angeklagt

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Valletta – Im Fall der ermordeten maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei weitere Verdächtige erhoben. Sie stehen im Verdacht, die Autobombe beschaffen zu haben, mit der die Journalistin im Oktober 2017 getötet wurde. Erst am Dienstag hat sich ein Angeklagter in dem Prozess überraschend schuldig bekannt.

Nach dem Mord organisierte die Nicht-Regierungsorganisation „Forbidden Stories" das „Daphne Project“, in dessen Rahmen Enthüllungsjournalisten aus verschiedenen Ländern die Recherchen von Caruana Galizia fortführen. 

15 Jahre Haft für den Mann, der die Bombe plazierte

Die nun Angeklagten Robert A. und Jamie V. sind der Polizei wegen mutmaßlichen Verbindungen zur organisierten Kriminalität bereits bekannt. Gegen sie wurde nun auch Anklage im Fall eines ermordeten Anwalts im Jahr 2015 erhoben. 

Die erste Gefängnisstrafe im Mordfall Caruana Galizia wurde am Dienstag verhängt. Vincent M. muss 15 Jahre in Haft, weil er die Bombe beschafft, platziert und gezündet haben soll. Im Strafmaß wurde berücksichtigt, dass er sich nach langem Leugnen für Schuldig bekannt hat. Die Brüder George und Alfred D., die im Dezember 2017 zusammen mit M. verhaftet wurden. Beide beteuern immer noch ihre Unschuld, die Urteile gegen sie stehen noch aus. Als möglicher Auftraggeber für den Mord gilt der einflussreiche Geschäftsmann Yorgen Fenech, der 2019 bei einem Fluchtversuch auf seiner Jacht vor der Küste Maltas festgenommen wurde.  

45 Journalisten arbeiteten am „Daphne Project“

Die 53-Jährige Enthüllungsjournalistin wurde am 16. Oktober 2017 auf Malta bei einem Bombenanschlag ermordet. Sie hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte in ihrer Heimat, in denen auch Mitglieder der Regierung involviert waren. Sie war auch an den Recherchen zu den Panama Papers beteiligt.

Der Mord an Caruana Galizia sorgte weltweit für Aufsehen. Eine Reihe von hochrangigen maltesischen Politikern musste im Anschluss zurücktreten, darunter auch der damalige Regierungschef Joseph Muscat. Ihm war eine Verschleppung der Ermittlungen vorgeworfen worden. Zudem sollen Vertraute von ihm womöglich in den Mord verwickelt gewesen sein. 

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Organisiert durch die Plattform „Forbidden Stories“ schlossen sich nach dem Mord 45 internationale Journalisten zu einem großen Rechercheprojekt zusammen: „The Daphne Project“. Unter den Journalisten waren auch Reporter von NDR, WDR und der „Süddeutschen Zeitung“. Über fünf Monate führten sie die Recherchen von Caruana Galizia fort, rekonstruierten den Tag des Mordes und übten Kritik an den Ermittlungsbehörden. 

„Forbidden Stories“ wurde als Reaktion auf den Anschlag auf die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ gegründet. Ziel des Projekts ist es, die Arbeit von Journalisten, die durch Drohungen, Gefängnisstrafen oder einen Mord gestoppt wurden, zu vollenden. 

(lh/afp)

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