MorddrohungenMutmaßlicher Verfasser von „NSU 2.0“-Schreiben in Untersuchungshaft

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NSU 2.0

Demonstration für die Opfer der rechtsextremen Drohschreiben im Juli 2020 in Wiesbaden

Wiesbaden – Der Verdächtige im Fall der „NSU 2.0“-Morddrohungen ist in Untersuchungshaft genommen worden. Ein Richter am Amtsgericht Berlin Tiergarten habe den Haftbefehl in Vollzug gesetzt, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag mit. Der arbeitslose Deutsche, der am Montagabend festgenommen worden war, soll seit August 2018 eine Serie von Drohschreiben verschickt haben, die mit „NSU 2.0“ unterzeichnet waren in Anspielung an die Mordserie der rechtsextremen Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU).

Die Staatsanwaltschaft erklärte, es sei naheliegend, dass sich der 53-Jährige am Telefon als Behördenmitarbeiter ausgegeben hat, um bei verschiedenen Polizeirevieren nicht öffentlich zugängliche Personendaten für die Drohschreiben zu erfragen.

Verdächtiger hatte sich schon Anfang der 90er als Polizist ausgegeben

Wegen der Abfragen an den Polizeicomputern in Frankfurt, Wiesbaden und Berlin war die Polizei unter großen Druck geraten. Auch bei der Chefredakteurin der Tageszeitung „taz“ habe ein Mann angerufen, der sich als Polizist ausgegeben habe, um an die Handynummer eines späteren Opfers zu kommen.

Der Beschuldigte hatte sich der Staatsanwaltschaft zufolge 1992 schon einmal als Kriminalpolizist ausgegeben und wurde deshalb wegen Amtsanmaßung verurteilt. Auf die Spur kamen die Ermittler dem Mann nach eigenen Angaben über die Auswertung und Überwachung rechtspopulistischer Plattformen und Foren.

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Dabei sei ein User des Forums „PI-News“ aufgefallen, dessen Beiträge in Form und Duktus den Drohschreiben ähnelten. Eine sprachwissenschaftliche Analyse des BKA habe den Verdacht erhärtet. Über ein namensgleiches Profil in einer Schachplattform und die IP-Adresse sei man schließlich auf den Verdächtigen gekommen. (dpa)

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