Wie effektiv waren die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen? Trump behauptete, Irans Atomanlagen zerstört zu haben, doch es gibt Zweifel.
„Operation Mitternachtshammer“Iranische Atomanlagen wohl doch nicht „ausgelöscht“ – Pentagon rudert zurück

Als „Operation Midnight Hammer“ bezeichneten die USA die Angriffe auf die Atomanlagen im Iran. (Archivbild)
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US-Präsident Donald Trump hatte behauptet, die Luftangriffe auf den Iran hätten dessen Atomanlagen „ausgelöscht“. Doch am Mittwoch räumte das US-Verteidigungsministerium ein: Das iranische Atomprogramm sei nur um ein bis zwei Jahre zurückgeworfen.
Pentagon: Irans Atomplan um bis zu zwei Jahre verzögert
Pentagonsprecher Sean Parnell berief sich vor Journalisten auf interne Auswertungen von Geheimdiensterkenntnissen. Danach sei das Anreicherungsprogramm des Iran „um mindestens ein bis zwei Jahre zurückgeworfen“, sagte Parnell. Das Verteidigungsministerium gehe allerdings eher von zwei Jahren aus.
Im Rahmen des von Trump angeordneten Einsatzes „Mitternachtshammer“ hatten die USA in der Nacht zum 22. Juni drei Atomanlagen im Iran mit bunkerbrechenden Bomben angegriffen. Dabei handelte es sich um die Anlagen Fordo, Natans und Isfahan. Trump verglich die Wirkung danach mit den US-Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945.

Dieses Satellitenbild zeigt die Schäden an der Anreicherungsanlage Fordo am 24. Juni 2025 nach Angriffen der USA.
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Im Anschluss daran hat der Bürgermeister von Hiroshima Trump aufgefordert, sich die Folgen von Atombomben vor Ort anzusehen. „Es wirkt auf mich, als würde er nicht komplett verstehen, was die Abwürfe von Atombomben bedeuten“, sagte Kazumi Matsui am Mittwoch vor Journalisten. „Ich wünschte, Präsident Trump würde das zerbombte Gebiet besuchen, um die Wirklichkeit des Atombombenabwurfs zu sehen und den Geist von Hiroshima zu spüren“, fügte er hinzu.
Internationale Atombehörde besorgt um Uranvorräte
Irans Außenminister Abbas Araghtschi hatte erklärt, die Schäden an den iranischen Atomanlagen nach den israelischen und US-Angriffen seien „erheblich“. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) geht dennoch davon aus, dass der Iran bald wieder mit der Urananreicherung beginnen könnte. Die Iraner könnten „binnen Monaten“ oder sogar „weniger“ wieder mit einigen Kaskaden von Zentrifugen Uran anreichern, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi zuletzt dem Sender CBS News.
US-Angriffe im Iran – weniger zerstörerisch als von Trump angegeben?
Abgesehen davon sei unbekannt, was nach den Bombardements aus den schätzungsweise gut 408 Kilogramm Uran geworden sei, die der Iran bereits auf einen hohen Grad von 60 Prozent angereichert hatte. Ein Teil davon sei womöglich bei den Angriffen zerstört worden, „aber etwas davon könnte fortgebracht worden sein“, sagte Grossi.
US-Präsident Donald Trump geht nach eigener Aussage nicht davon aus, dass der Iran vor den US-Angriffen auf seine Atomanlagen angereichertes Uran in Sicherheit gebracht hat. Medienberichte über möglicherweise verlagerte Uranmengen wies der Republikaner in einem Interview des Senders Fox News zurück. „Sie haben nichts weggebracht“, sagte Trump.
Die IAEA ist nach den US-Angriffen daran interessiert, dem Verbleib des Urans nachzugehen. „Wir wissen nicht, wo sich dieses Material befinden könnte“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi zuletzt dem Sender CBS News.
Irans Außenminister Abbas Araghtschi hatte Grossi am vergangenen Freitag vorgeworfen, die Forderung, die bombardierten Anlagen für eine Sicherheitsinspektion besuchen zu wollen, sei nur ein Vorwand. Die Absichten des IAEA-Chefs seien „möglicherweise sogar boshaft“, erklärte Araghtschi im Onlinedienst X.
Iran pausiert Zusammenarbeit mit IAEA
Der Iran setzte mittlerweile die Zusammenarbeit mit der Atomenergiebehörde offiziell aus. Das US-Außenministerium kritisierte dies als „inakzeptabel“, das deutsche Außenministerium spricht von einer„ verheerenden Botschaf“t. Wie groß die Bestände an angereichertem Uran noch sind, lässt sich somit nicht unabhängig überprüfen.
Der Iran besitzt einem IAEA-Bericht zufolge unter anderem mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem beinahe waffentauglichen Reinheitsgrad von 60 Prozent. Nach Angaben von Diplomaten könnten damit einige Atomwaffen hergestellt werden, falls das Material noch weiter auf 90 Prozent angereichert würde. Die Führung in Teheran beharrt darauf, keine Atomwaffen bauen zu wollen, doch in vielen Ländern wuchs zuletzt die Sorge, dass die Islamische Republik immer näher an die Fähigkeit rückt, Kernwaffen herzustellen. (vxr mit dpa, afp)