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Nahost-NewsblogAngriffe auf „Terrorziele“ – Israel weitet Einsatz auf Südwest-Libanon aus

Lesezeit 16 Minuten
A Lebanese flag waves on a fishing boat docked at the harbour in the southern Lebanese city of Sidon on October 8, 2024.  (Photo by Mahmoud ZAYYAT / AFP)

Fischerboote im Hafen von Sidon im Südlibanon. Israel hat angekündigt, seine Angriffe ausweiten zu wollen.

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik.

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Dienstag, 8. Oktober

+++ Israel weitet Einsatz auf Südwest-Libanon aus +++

ie israelische Armee hat ihren Einsatz gegen die Hisbollah-Miliz auf den Südwesten des Libanon ausgeweitet. Die 146. Division der Armee habe bereits am Montag „gezielte“ Angriffe auf „Terrorziele“ und „Infrastruktur“ der Hisbollah im Südwesten des Libanon ausgeführt, erklärte die israelische Armee am Dienstag im Onlinedienst Telegram. Demnach sollen die Angriffe der israelischen Armee nun auch Stellungen der pro-iranischen Miliz an der libanesischen Mittelmeerküste treffen.

Die 146. Division sei die erste Reservedivision, die beim Einsatz gegen die Hisbollah im Libanon agiere, erklärte das Militär. Der Verband war zuvor im Gazastreifen und im von Israel besetzten Westjordanland im Einsatz.

Die Armee rief zudem Zivilisten in der Küstenregion dazu auf, ihre Häuser zu verlassen. Bereits am Montag hatten die Streitkräfte angekündigt, ihren Einsatz auf am Meer gelegene Gebiete südlich des Flusses Al-Awali auszuweiten. Zudem erklärten sie auf israelischer Seite das Küstengebiet um die Kleinstadt Schlomi zum „militärischen Sperrgebiet“.

Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Hamas-Großangriff vom 7. Oktober 2023 mit Luftangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Infolge der Angriffe mussten auf beiden Seite der Grenze zahlreiche Menschen ihre Häuser verlassen, allein auf israelischer Seite sind davon zehntausende Menschen betroffen.

Erklärtes Ziel der Angriffe gegen die Hisbollah ist es laut Israels Armee, die Nordgrenze zum Libanon zu sichern - und so von Evakuierungen betroffenen Menschen die Rückkehr in ihre Häuser im Norden Israels zu ermöglichen.

Israel hatte seit Ende September seine Angriffe gegen Hisbollah-Ziele verstärkt, dabei wurden Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und andere hochrangige Kommandeure der Miliz getötet. Vor rund einer Woche gab Israel zudem den Beginn von „begrenzten und gezielten“ Bodeneinsätzen gegen die Hisbollah im Südlibanon bekannt.

Das israelische Militär hat keine Zahlen darüber veröffentlicht, wie viele seiner Soldaten im Libanon im Einsatz sind. Das Nachrichtenportal „Times of Israel“ berichtete, es seien „wahrscheinlich mehr als 15.000“ Soldaten.

+++ Netanjahu schwört Israelis auf weitere Kämpfe ein +++

Ein Jahr nach dem Massaker vom 7. Oktober hat sich der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu siegesgewiss gezeigt. „Gemeinsam werden wir weiter kämpfen, und gemeinsam - mit Gottes Gnade - werden wir siegen“, sagte er in einer Videobotschaft. Gleichzeitig feuerte die Schiiten-Miliz Hisbollah nach Angaben der israelischen Streitkräfte am Jahrestag des Überfalls der islamistischen Hamas und anderer Extremisten rund 190 Geschosse aus dem Libanon auf Israel. Die israelische Luftwaffe flog ihrerseits nach eigenen Angaben Dutzende Angriffe auf Ziele im Libanon.

„Wir haben die Kriegsziele festgelegt und wir erreichen sie“, versprach der israelische Regierungschef Netanjahu. Diese seien: Die Herrschaft der Hamas zu brechen, alle Geiseln nach Hause zu bringen, jede künftige Bedrohung aus dem Gazastreifen unmöglich zu machen und eine sichere Rückkehr der Bewohner des Südens und des Nordens in ihre Häuser zu ermöglichen.

Montag, 7. Oktober

+++ Erneut Luftangriffe auf südliche Vororte Beiruts +++

Der Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut ist am Abend erneut von Explosionen erschüttert worden. Wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete, wurden die meist als Dahieh bezeichneten südlichen Vororte von einer Reihe aufeinanderfolgender Luftschläge getroffen. Orangefarbener Rauch hüllte Teile der Stadt ein, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Das israelische Militär sprach unterdessen von Dutzenden Luftangriffen im ganzen Libanon innerhalb einer Stunde.

Der Süden Beiruts gilt als Hochburg der mit dem Iran verbündeten Schiitenmiliz Hisbollah, die Israel bekämpft. Einige Stunden zuvor hatten sich in Beirut bereits zwei Explosionen in der Nähe des Flughafens ereignet. Israelische Kampfflugzeuge hatten die Bewohner zudem mit dem Durchbrechen der Schallmauer über der Stadt in Schrecken versetzt.

+++ Trauer und Wut bei Gedenken in Israel an Massaker +++

Bei Veranstaltungen am ersten Jahrestag des schlimmsten Massakers in der Geschichte des Staates Israel haben Menschen in Tel Aviv der Opfer gedacht. Viele Menschen weinten bei einer Zusammenkunft von Angehörigen im Jarkon-Park, hielten sich in den Armen und trugen Fotos der Getöteten und Verschleppten.

Für die noch als Geiseln im Gazastreifen festgehaltenen etwa 100 Israelis stiegen Ballons auf. Tausende riefen immer wieder das Wort „achschaw“, was auf Hebräisch „jetzt“ heißt und für die Forderung nach der sofortigen Freilassung der Verschleppten steht. Auch im Zentrum der Stadt versammelten sich Hunderte Menschen.

Immer wieder wurde jedoch auch eine Untersuchung gefordert, wie die israelischen Sicherheitskräfte vor einem Jahr so überrumpelt werden konnten. Regierungschef Benjamin Netanjahu wurde vorgeworfen, einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg und damit die Freilassung der Geiseln verhindert zu haben.

+++ Israel: Rakete aus dem Jemen abgefangen +++

Die israelische Armee hat nach eigener Darstellung eine aus dem rund 2000 Kilometer entfernten Jemen abgefeuerte Boden-Boden-Rakete abgefangen. Am ersten Jahrestag des Massakers von Bewaffneten der islamistischen Hamas und anderer Organisationen aus dem Gazastreifen heulten im Zentrum des Landes mit der Wirtschaftsmetropole Tel Aviv schon zum zweiten Mal die Sirenen.

Auch Menschen, die der rund 1.200 Todesopfer des Überfalls aus dem Gazastreifen am 7. Oktober vergangenen Jahres und der etwa 250 damals in den Küstenstreifen verschleppten Menschen gedachten, mussten in Schutzräume laufen oder sich flach auf die Erde legen, wie eine dpa-Reporterin aus Tel Aviv berichtete.

Über mögliche Opfer oder Schäden durch herabfallende Raketentrümmer wurde zunächst nichts bekannt. Israel ist aus Jemen schon wiederholt von der mit dem Iran verbündeten Huthi-Miliz mit Raketen und Drohen beschossen worden.

+++ Angriff auf Israel - EU-Parlament hält Schweigeminute +++

Die Abgeordneten des Europaparlaments haben zum Jahrestag des Terror-Überfalls eine Schweigeminute in Straßburg abgehalten. „Es gibt nichts, was den wahllosen Massenmord, die Vergewaltigung, die Entführung und die Folter, die vor einem Jahr stattfanden, jemals rechtfertigen könnte“, sagte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola zuvor.

Sie erinnerte an junge Menschen, die während eines Musikfestivals überfallen wurden. „Geiseln, darunter Kinder und ältere Holocaust-Überlebende, wurden aus ihren Häusern verschleppt“, sagte sie. Zu wenige seien bislang zu ihren Angehörigen zurückgekehrt.

Einige Angehörige verfolgten die Eröffnung der Plenarwoche von den Besucherrängen. Als Metsola darauf hinwies, standen die Abgeordneten auf und applaudierten ihnen. Metsola betonte auch, die Angriffe hätten einen Kreislauf von Krieg, Tod und Verwüstung ausgelöst, der im Gazastreifen Tausende von Toten gefordert habe.

+++ Explosionen nahe dem Flughafen von Beirut +++

Zwei aufeinanderfolgende Explosionen haben ein Viertel im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut, nahe dem Flughafen, erschüttert. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge soll es sich dabei um israelische Luftschläge gehandelt haben. Das israelische Militär teilte mit, es führe einen gezielten Schlag gegen eine „terroristische Hochburg“ der mit dem Iran verbündeten Schiitenmiliz Hisbollah im Beiruter Stadtviertel Dahieh aus.

Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von hohen Rauchsäulen, die in dem Gebiet aufstiegen. Der Flughafen ist trotz der seit Tagen anhaltenden israelischen Angriffe weiterhin geöffnet. In der im Südlibanon gelegenen Region Tyros wurden libanesischen Sicherheitsbehörden zufolge mehr als 30 Dörfer von israelischen Kampfflugzeugen angegriffen.

+++ Israel gedenkt der Opfer des Angriffs vor einem Jahr - Hamas feuert erneut Raketen ab +++

Schweigeminuten, Gedenkfeiern, Ansprachen und viele Tränen: Am Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel haben die Menschen in dem Land und weltweit am Montag der Opfer der brutalen Attacke gedacht. Am Gedenkort des Nova-Musikfestivals im Süden des Landes hielten die Anwesenden im Beisein von Israels Präsident Isaac Herzog um genau 06.29 Uhr - dem Beginn des Massakers vor einem Jahr - eine Schweigeminute ab. Weltweit bekundeten Regierungsvertreter ihre Solidarität mit den Opfern. Das Gedenken in Israel wurde allerdings überschattet von erneuten Hamas-Raketenangriffen.

Vor Beginn der Schweigeminute nahe des Kibbuz Reim, wo vor einem Jahr fast 400 Festivalteilnehmer getötet wurden, waren minutenlang die hypnotischen Klänge des letzten Musikstücks zu hören, das an jenem Morgen gespielt wurde - bevor die Musik abrupt abbrach. Unter den Teilnehmern der Veranstaltung waren zahlreiche Angehörige der Opfer, viele in Tränen. Väter sprachen das Totengebet für ihre bei dem Festival getöteten Kinder, Trauernde entzündeten Kerzen.

Unweit von Reim strömten derweil Tausende Menschen zu einer Zeremonie im Kibbuz Nir Oz. Von dessen einst 400 Bewohnern wurde bei dem Hamas-Angriff vor einem Jahr jeder vierte entweder getötet, in den Gazastreifen verschleppt oder gilt seither als vermisst.

Vom Gazastreifen aus feuerte die radikalislamische Hamas nach eigenen Angaben nur wenige Minuten nach Beginn der israelischen Gedenkfeiern erneut Raketen auf den Süden Israels ab. Die israelische Armee fing nach eigenen Angaben drei Raketen ab, eine vierte schlug demnach auf unbewohntem Gebiet ein. Zudem habe die Luftwaffe Raketen-Abschussbasen der Hamas und „unterirdische terroristische Infrastruktur“ im gesamten Gazastreifen beschossen, erklärte ein Armeesprecher.

+++ Erdogan: Israel wird für „Völkermord“ im Gazastreifen bezahlen +++

Zum ersten Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erneut Israel verbal angegriffen und Partei für die Palästinenser ergriffen. Israel werde „früher oder später für diesen Völkermord im Gazastreifen bezahlen, den es seit einem Jahr verübt und der weitergeht“, erklärte Erdogan am Montag im Onlinedienst X.

Der türkische Präsident ist seit Beginn des Krieges im Gazastreifen einer der schärfsten Kritiker Israels. Die radikalislamische Hamas betrachtet Erdogan als „Widerstandsgruppe“, den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu verglich er mit Adolf Hitler. Am Montag zog er erneut einen solchen Vergleich: „Wie Hitler von einer Allianz der Menschlichkeit gestoppt wurde, so werden auch Netanjahu und sein Mörder-Netzwerk gestoppt werden“, schrieb er.

+++ Beirut: Zehn Feuerwehrleute bei israelischem Angriff im Libanon getötet +++

Im andauernden Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon sind am Montag erneut mehrere Menschen getötet worden. Laut libanesischem Gesundheitsministerium wurden zehn Feuerwehrleute bei einem nächtlichen israelischen Angriff auf eine Feuerwache in Baraaschit im Südlibanon getötet. Die Einsatzkräfte machten sich demnach gerade bereit, um die Wache für einen Rettungseinsatz zu verlassen. An dem „stark beschädigten Gebäude“ wurden laut Ministerium Aufräumarbeiten eingeleitet.

Damit wurden laut einer auf offiziellen libanesischen Zahlen basierenden Berechnung der Nachrichtenagentur AFP binnen eines Jahres mindestens 115 Mitglieder von Einsatz- und Rettungskräften im Libanon bei dem militärischen Konflikt zwischen der pro-iranischen Hisbollah und der israelischen Armee getötet.

Die israelische Armee gab am Montag den Tod eines weiteren Soldaten „bei Kämpfen an der libanesischen Grenze“ bekannt. Bereits am Morgen hatte die Armee den Tod eines Soldaten gemeldet. Zunächst war nicht klar, ob die Soldaten bei demselben Vorfall getötet wurden. Die Armee kündigte später auch „bedeutende“ Luftangriffe im Süden des Libanon auf Hisbollah-Ziele an. Die israelische Armee erklärte am Montag auch, sie habe ihre Truppenstärke im Libanon um eine weitere Division zur Bekämpfung der Hisbollah-Miliz verstärkt.

+++ Scholz fordert Waffenstillstand in Nahost +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel mit rund 1.200 Toten und dem danach folgenden Gaza-Krieg einen Waffenstillstand und einen politischen Prozess gefordert. „Liebe Freunde in Israel, wir fühlen mit Euch (…), wir stehen an Eurer Seite“, betonte der SPD-Politiker bei der Eröffnung der Nachhaltigkeitskonferenz in Hamburg. Gleichzeitig benannte er auch das Leid der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen nach einem Jahr Krieg. „Die tägliche Erfahrung von Gewalt und Hunger ist keine Grundlage, aus der Gutes erwachsen kann“, mahnte er. Menschen brauchten Hoffnung, Perspektiven.

„Deshalb setzt sich die Bundesregierung für einen Waffenstillstand ein, für eine Befreiung der Geiseln, für einen politischen Prozess, auch wenn der heute ferner liegt denn je“, sagte Scholz. Für ihn könne am Ende nur eine Zweistaatenlösung stehen, bei der „Israelis und Palästinenser dauerhaft in Frieden miteinander leben können“. Das funktioniere aber nur, wenn ein Flächenbrand in der Region verhindert werde. Die Hisbollah im Libanon und der Iran müssten ihre Angriffe einstellen, forderte Scholz.

+++ Israel schickt weitere Bodentruppen in den Libanon +++

Israels Armee schickt weitere Bodentruppen in den Libanon. Soldaten der 91. Division hätten Einsätze im Süden des Landes begonnen, teilte das israelische Militär mit. Die Armee veröffentlichte ein Video, das ihre Soldaten in libanesischem Gebiet zeigen soll. Eine Division der israelischen Armee kann mehrere Tausend Soldaten umfassen.

Die genaue Zahl der Soldaten hält Israel bei seiner ersten Invasion im Libanon seit Jahrzehnten ebenso geheim wie bei den laufenden Einsätzen im Gazastreifen. Im Libanon scheint sich die Armee bisher auf ein Gebiet in Nähe der Orte Udaissa und Kafr Kila im Südosten sowie um Bint Dschubail im Süden des Libanon zu konzentrieren. In den Gebieten kam es offenbar zu weiteren Gefechten zwischen Hisbollah-Kämpfen und israelischen Soldaten. Die Hisbollah erklärte, sie habe mit Raketen unter anderem eine Ansammlung von Soldaten im Grenzort Marun al-Ras angegriffen.

+++ Netanjahu: „Müssen Geiseln zurückholen“ +++

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat anlässlich des Jahrestags des Hamas-Großangriffs auf Israel die Notwendigkeit betont, die verbliebenen Geiseln aus dem Gazastreifen zu retten. „An diesem Tag gedenken wir an diesem Ort und an vielen Orten in unserem Land unserer Toten, unserer Geiseln, die wir zurückholen müssen“, erklärte Netanjahu am Montag. Zudem werde der „Helden“ gedacht, „die bei der Verteidigung des Vaterlandes und der Nation gefallen sind“. „Wir haben vor einem Jahr ein schreckliches Massaker erlebt“, fügte Netanjahu hinzu.

+++ Angehörigen-Forum in Israel meldet Tod einer weiteren Hamas-Geisel im Gazastreifen +++

Genau ein Jahr nach dem brutalen Hamas-Überfall auf Israel hat das Forum der Geisel-Familien den Tod einer weiteren Hamas-Geisel bekanntgegeben. Das Forum der Geisel-Familien trauere um Idan Schtivi, erklärte das Angehörigen-Forum am Montag, dem Jahrestag des Hamas-Angriffs vor einem Jahr. Demnach wurde der 28-Jährige am 7. Oktober vergangenen Jahres vom Nova-Musikfestival in den Gazastreifen verschleppt. Seine Leiche werde „immer noch von der Hamas festgehalten“.

+++ Telekommunikationsdienste im Libanon gestört +++

Im Libanon sind die Telekommunikationsdienste nach wiederholten israelischen Angriffen in mehreren Landesteilen gestört. Betroffen seien unter anderem Netzwerke in der Hauptstadt Beirut und in den Gebieten um Tyros, Sidon und Nabatijeh, teilte die Organisation NetBlocks mit, die vor allem für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist. In diesen regionalen Netzwerken sei es zu Verlusten der Internetverbindungen gekommen. Wegen der Flucht vieler Anwohner vor Angriffen gehe die Internetnutzung zusätzlich zurück.

Die Infrastruktur der Kommunikationsnetze im Libanon galt schon vor dem aktuellen Konflikt als schwach. Wegen der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise fehlt es an Investitionen, zudem ist der Zugang zum Internet im Vergleich zu anderen Ländern der Region teuer. Im Konflikt der libanesischen Hisbollah mit Israel gibt es auch Befürchtungen, dass Israel die Unterseekabel zum Libanon stören könnte, über die – zusammen mit Satelliten – ein großer Teil des Internetverkehrs läuft.

+++ Israel beginnt Gedenktag – Erneut Raketen aus Gaza +++

In Israel haben die Gedenkveranstaltungen zum ersten Jahrestag des Hamas-Massakers im Grenzgebiet zum Gazastreifen begonnen. Israels Präsident Izchak Herzog legte laut örtlichen Medienberichten am frühen Morgen eine Schweigeminute in einem Kibbuz am Ort des Nova-Musikfestivals zu dem Zeitpunkt ab, als dort Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 das Massaker verübt hatten.

Genau zum Beginn des Gedenkens versuchte die Hamas nach Angaben der israelischen Armee, Israel mit Raketen aus dem abgeriegelten Gazastreifen anzugreifen.

Israelische Kampfflugzeuge hätten den Angriff jedoch vereitelt, indem sie kurz zuvor Abschussanlagen und unterirdische Tunnel der Hamas im gesamten Gazastreifen bombardierten, wie die Armee weiter mitteilte. Von den vier aus dem südlichen Gazastreifen abgefeuert Geschossen seien drei abgefangen worden. Ein Projektil sei in offenes Gelände gefallen.

+++ Israels Botschafter sieht „Wendepunkt“ für geopolitischen Neuaufbau in Nahost +++

Die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah im Libanon durch Israel hat aus Sicht des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor, einen „Wendepunkt“ im Nahen Osten herbeigeführt. Die Tötung des Chefs der vom Iran unterstützten Schiiten-Miliz könne „der Anfang für eine neue regionale Struktur sein“, sagte Prosor im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.

Nach dem Eindruck von Schwäche bei dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober vor einem Jahr habe Israel in den vergangenen Wochen nach außen hin seine Schlagfähigkeit wiederhergestellt. „Diese militärischen Erfolge müssen wir nun auch diplomatisch nutzen“, betonte Prosor.

„Jetzt gibt es die Gelegenheit zu zeigen, wie diese Region grundsätzlich anders strukturiert werden kann“, sagte der Botschafter. Für einen „Neuaufbau in der Region“ seien Europa und Deutschland, insbesondere aber auch „pragmatische arabische Staaten“ wie Saudi-Arabien gefragt.

+++ Gedenkveranstaltungen in Berlin und Hamburg am Jahrestag des Hamas-Angriffs +++

Am Jahrestag des Großangriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel wird auch in Deutschland der Opfer gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält am Montagnachmittag (17.00 Uhr) nach einem interreligiösen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin eine Rede; danach nimmt er an der zentralen Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde in der Hauptstadt teil.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nimmt am Abend (19.30 Uhr) in Hamburg an der Gedenkzeremonie der dortigen Jüdischen Gemeinde teil. Kurz vor Beginn ist ein Statement des Kanzlers geplant.

+++ Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft fordert Lieferstopp für Waffen an Israel +++

Der Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Nazih Musharbash, hat die Forderung von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron nach einem Lieferstopp für Waffen an Israel als einen „überfälligen Schritt zur Beendigung von Krieg und Gewalt“ bezeichnet. „Auch von der Bundesregierung und den USA erwarte ich einen ähnlichen Entschluss“, sagte Musharbash der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Nur durch werde Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dazu veranlasst, „diplomatische Wege und Gespräche für einen umfassenden Frieden statt Kriegsführung zu verfolgen“.

+++ Beschuss zwischen Israels Armee und Hisbollah geht weiter +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die Geheimdienstzentrale der Hisbollah-Miliz in der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Wie das Militär in der Nacht mitteilte, hätten Kampfflugzeuge zudem Kommandozentralen sowie weitere „terroristische Infrastruktur“ der proiranischen Schiitenmiliz attackiert. Zuvor seien außerdem erneut Waffenlager der Hisbollah in der Umgebung der Hauptstadt bombardiert worden. Keine der Angaben konnte zunächst unabhängig überprüft werden.

Die Hisbollah wiederum setzte ihren Beschuss des Nordens Israels fort. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden am Abend zunächst ungefähr fünf Raketen auf die Hafenstadt Haifa abgefeuert. Trotz Abwehrfeuer seien Projektile in dem Gebiet eingeschlagen. Der Fall werde untersucht, hieß es. Laut der „Times of Israel“ wurden fünf Menschen in Haifa durch Granatsplitter verletzt. Bilder zeigten Schäden auf einer Straße. Darauf folgten weitere 15 Raketen aus dem Libanon, von denen einige laut dem Militär abgefangen wurden. Andere gingen nieder. In der Stadt Tiberias wurde laut der „Times of Israel“ eine Person verletzt.

+++ Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel: Papst erneuert Forderung nach Waffenruhe +++

Kurz vor dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel hat Papst Franziskus seine Forderung nach einer Waffenruhe für den Nahen Osten und nach Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen erneuert. „Ich verlange eine sofortige Waffenruhe an allen Fronten, auch der libanesischen“, sagte Franziskus am Sonntag nach dem Angelusgebet im Vatikan. „Morgen ist der erste Jahrestag des terroristischen Angriffs gegen die Bevölkerung in Israel, der ich erneut meine Unterstützung ausspreche“, fügte er hinzu.

Weiterhin würden viele Geiseln im Gazastreifen festgehalten, diese dürften nicht vergessen werden und müssten befreit werden. Der Papst forderte zudem mehr humanitäre Hilfe für die Palästinenser. Die meisten Betroffenen seien „unschuldige Zivilisten“, betonte er.

Sonntag, 6. Oktober

+++ Netanjahu besucht israelische Soldaten an der Grenze zu Libanon +++

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat am Sonntag die israelischen Soldaten an der Grenze zum Libanon besucht. Wie es in einer Erklärung seines Büros hieß, besuchte er den Stützpunkt der 36. Division.

Der Besuch erfolgte rund eine Woche nach dem Beginn von Bodeneinsätzen der israelischen Armee gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon.

+++ Behörden im Gazastreifen melden 26 Tote bei israelischem Luftangriff auf Moschee +++

Bei einem israelischen Luftangriff auf eine als Notunterkunft genutzte Moschee im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben 26 Menschen getötet worden.

Zudem seien bei dem Angriff in Deir al-Balah im Zentrum des Palästinensergebietes viele weitere Menschen verletzt worden, erklärte das Gesundheitsministerium im Gazastreifen am Sonntag. Zuvor war von 21 Toten die Rede gewesen.

+++ Iranischer Plan für Gegenangriff auf israelischen Angriff „fertig“ +++

Die Führung in Teheran hat iranischen Medienberichten zufolge für den Fall eines israelischen Gegenangriffs bereits Vorbereitungen für einen weiteren iranischen Angriff auf Israel getroffen. Der „Plan für die notwendige Antwort auf eine mögliche Aktion“ Israels sei „komplett fertig“, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim am Sonntag unter Berufung auf Militärkreise. „Wenn Israel handelt, wird der iranische Gegenangriff ausgeführt“, zitierte das Medium Militärkreise.

Demnach verfügt der Iran über „eine Liste mit vielen israelischen Zielen“. Der iranische Großangriff vom vergangenen Dienstag habe „gezeigt, dass wir jeden Punkt, den wir wollen, dem Erdboden gleichmachen können“, hieß es in Militärkreisen laut Tasnim weiter.

+++ Israel bereitet neuen Fluchtaufruf für Gaza-Bewohner vor +++

Die israelische Armee hat zur Vorbereitung möglicher neuer Fluchtaufrufe an Bewohner im Norden des Gazastreifens nach eigener Dartstellung zwei Fluchtrouten in den Süden geöffnet. Während Bodentruppen mit Kampfpanzern auf das Gebiet von Dschabalia im Nordosten des Küstenstreifens vorrückten, wurde mitgeteilt, dass eine sogenannte sichere Zone im Süden erweitert werde.