Pläne der NRW-Regierung zu G9Es soll keinen Samstags-Unterricht geben

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G9

Schluss mit G8 – demnächst soll Unterricht am Gymnasium wieder neun Jahre dauern.

Köln – An den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen ist kein regulärer Samstags-Unterricht geplant. Das erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer bei der Vorstellung der Eckpunkte zum Abiturs nach neun Jahren (G9) in Düsseldorf, das 2019/20 starten soll. Die Schulen könnten auf den Samstags-Unterricht verzichten, sagte sie. Allerdings sei dies eine Entscheidung, die in den Schulkonferenzen und vom Schulträger gefällt und nicht vom Ministerium vorgegeben würden.

Regierungspräsidentin Gisela Walsken hatte im „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt, dass sie die Wiedereinführung für Unterricht am Samstag an Kölner Schulen für möglich hält. So könnten die Räume besser genutzt werden. Damit hatte sie eine hitzige Debatte ausgelöst. Den Vorschlag hatte unter anderem der Philologen-Verband Köln als „aus der Zeit gefallen“ kritisiert. Für eine Ausdehnung der Schulzeit gebe es keine pädagogischen Gründe. Die hausgemachte Misere dürfe nicht auf dem Rücken von Schülern und Eltern abgeladen werden.

Lehrpläne

Die Abkehr vom Turbo-Abitur wird keine Rückkehr zum alten G9-Modell sein, sagte Gebauer. Hierzu hätten sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren zu sehr verändert. Für die Kernfächer müssten neue Lehrpläne erarbeitet werden. „Hieran arbeiten wir mit Hochdruck“, sagte sie, „auch um die Lehrer zu entlasten.“ Dass man nicht den Wünschen der Elternverbände nachkommen könne, die alten Vorgaben einfach zu übernehmen, verdeutlichte sie am Fach Informatik: „Der Lehrplan stammt aus dem Jahr 1993“, so Gebauer. „Also aus dem Zeitalter der CD-Roms und Disketten.“

Aber auch in Mathematik oder den Naturwissenschaften müsse einiges entstaub werden. Zudem würde die Digitalisierung quer durch alle Fächer eine Rolle spielen. Und auch das Fach Politik/Wirtschaft solle zugunsten der Wirtschaft aufgewertet werden. Zudem wird die zweite Fremdsprache in allen Sekundarstufen, auch Real- und Sekundarschulen, erst wieder ab Klasse 7 unterrichtet. Man benötige einen Modernisierungsschub, sagte die Ministerin. Insgesamt müssen 25 Lehrpläne überarbeitet werden.

Mittlere Reife

Desweiteren wird ab dem Jahr 2024 die Mittlere Reife auch für Gymnasiasten ab der 10. Klasse eingeführt. Sie müssen hierfür eine Zentrale Prüfung in Mathematik, Deutsch und Englisch ablegen. Die Prüfung ist auch in anderen Schulformen wie Sekundar- und Realschule obligatorisch.

Ein weiterer Unterschied zum Turbo-Abitur: Gymnasien können in Zukunft auf Nachmittagsunterricht verzichten. „Dies war der Wunsch vieler Eltern“, sagte Gebauer. Dafür sorgt das Modell der 180 Stundenwoche in der Sekundarstufe I, was für die Schüler 30 Unterrichtsstunden pro Woche, folglich sechs Stunden pro Schultag bedeutet.

Hinzu kommen in den Klassenstufen fünf bis zehn insgesamt acht freiwillige Stunden, die für die Profilbildung der Schulen – etwa als sprachlich, musikalisch oder naturwissenschaftlich ausgerichtetes Gymnasium – genutzt werden können.

Ganztag

Auch der Ganztagsschulbetrieb an Gymnasien kann aufrechterhalten bleiben. Hierbei kommen zu den 188 Stunden etwa 20 Prozent Schulstunden hinzu. Anteilig werden auch die Lehrkräfte zur Verfügung gestellt.

Fehlender Jahrgang

Noch in der Diskussion sind Modelle, wie mit Schülern, die von der Real- oder Sekundarschule auf das Gymnasium gehen sollen, umgegangen wird, wenn durch den Wechsel von G8 auf G9 im Schuljahr 2023/24 ein Jahrgang fehlt. Das gleiche gilt für Sitzenbleiber, unter denen eine Stufe durch den Wechsel fehlt.

Kosten

Die Kosten für den Rückgang zu G9 veranschlagte die Ministerin bei nicht weniger als 500 Millionen Euro. Allerdings wird erst ein Gutachterteam genaue Daten liefern können.

Die Gesamtkosten würden keinesfalls vom Land allein gedeckt werden, so Gebauer. Auch die Träger müssen Mittel bereitstellen, die sie über die sogenannte Schulpauschale erhalten. Für die Modernisierung gebe es einen großen finanziellen Rahmen: „Geld ist genug da“, sagte Gebauer. Was fehle, seien vor allem genügend Lehrkräfte.

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