Kölner SchulenBezirksregierung erwägt Samstagsunterricht

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In Köln gibt es einen eklatanten Mangel an Gesamtschulplätzen. Fast 1000 Kinder wurden zuletzt abgelehnt.

In Köln gibt es einen eklatanten Mangel an Gesamtschulplätzen. Fast 1000 Kinder wurden zuletzt abgelehnt.

Köln – Regierungspräsidentin Gisela Walsken hält die Wiedereinführung von Samstagsunterricht an Kölns Schulen für möglich. Wäre der Samstag wieder ein regulärer Schultag, würden die Räume einer Schule besser genutzt, um mehr Schüler aufzunehmen. Auch andere – nicht bei jedermann auf Zustimmung stoßende – Ideen gegen den Kölner Schulnotstand müssten erwogen werden, so Walsken im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Walsken weist Kritik zurück

Den in der Kölner Stadtverwaltung immer wieder zu hörenden Vorwurf, dass die Bezirksregierung als Schulaufsichtsbehörde nicht flexibel genug sei, wies die Regierungspräsidentin zurück. So hatte die städtische Schulverwaltung im zuständigen Ratsausschuss gesagt, dass sich die Bezirksregierung mit der Gründung von Dependancen bestehender Gesamtschulen schwertue. Sie erlaube nur so genannte „horizontale Teilungen“ und verhindere so, dass eine Schule an zwei Orten alle Jahrgangsstufen anbieten könne. Dem widersprach Walsken: „Wir genehmigen auch vertikale Teilungen.“

Im Schulausschuss war die Möglichkeit diskutiert worden, aus der Sülzer Elsa-Brändström-Realschule die Dependance einer bestehenden Gesamtschule zu machen. Die Schule möchte gerne eine Gesamtschule werden, ist dafür aber zu klein. Eine neue eigenständige Gesamtschule müsste vierzügig sein. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat eine Sondergenehmigung bislang abgelehnt.

Oberstufenzentren denkbar

Auch die Gründung von Oberstufenzentren für mehrere Schulen ist aus Sicht von Regierungspräsidentin Walsken eine Möglichkeit, wenn die ausreichende Zahl an Fachräumen für die angehenden Abiturienten zur Verfügung stünde. Solche Oberstufenzentren in Gebäuden, die eigentlich nicht für den Schulbetrieb gebaut wurden, würden es ermöglichen, dass in Gesamtschulen und Gymnasien Räume für untere Klassen frei würden.

Die Stadt könnte zum Beispiel Bürogebäude nutzen. Der Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, Reinhold Goss, fordert seit längerem, etwa das Gebäude der Volkshochschule am Neumarkt für den Oberstufenunterricht von Innenstadt-Schulen zu nutzen.

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Die Interessenvertretung der Kölner Elternschaft hat die Regierungspräsidentin in einem offenen Brief aufgefordert, sich mehr in die Kölner Schulpolitik einzumischen. „Wir bitten Sie dringend, mit geeigneten Mitteln auf die Verwaltung der Stadt Köln einzuwirken, da sowohl die Oberbürgermeisterin als auch der Stadtvorstand den Ernst der Lage offensichtlich verkennen und die pflichtige Selbstverwaltungsaufgabe Schulträgerschaft sowie die Schulentwicklungsplanung nicht angemessen priorisieren“, so die Stadtschulpflegschaft.

Eltern sprechen von „eklatanten Verstößen“

Wie es scheine, würden in der Stadt „munter sonstige Bauvorhaben vorangetrieben, als stünden diese den pflichtigen schulischen Aufgaben gleich“. Die Eltern sprechen von „eklatanten Verstößen“ der Stadt gegen ihre Pflichten.

Bei der Auflistung möglicher Maßnahmen, die ergriffen werden könnten, nennen die Elternvertreter auch die „Anordnung eines Zweischichtbetriebs“ in den Schulen. Auch diese Idee wollte Walsken im Gespräch mit dieser Zeitung zumindest für ältere Schüler nicht völlig ausschließen. Die Aufforderung aber, sich als Aufsichtsbehörde stärker in die Kölner Belange einzumischen, wies sie zurück. Der Schulbau sei kommunale Aufgabe und es gelte der Grundsatz der kommunalen Selbstverwaltung.

960 Absagen an künftige Fünftklässler

Anlass für den offenen Brief der Eltern an die Bezirksregierung ist die neue Rekordzahl bei den Ablehnungen zukünftiger Fünfklässler an Gesamtschulen. 960 Familien hatten einen negativen Bescheid bekommen. Zurzeit laufen die Anmeldeverfahren an den anderen weiterführenden Schulen. Wegen des Platzmangels an den Gesamtschulen wird bei ihnen das Anmeldeverfahren vorgezogen, damit sich abgelehnte Kinder dann anschließend bei Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien anmelden können.

Wie sich hier die Zahlen entwickeln, ist noch völlig offen. Der neue Kölner Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Jörg Mährle, übte im Zusammenhang mit den Problemen beim Kölner Bildungsangebot auch Kritik an Bund und Land. „Rat und Verwaltung haben unbestritten eine Mitverantwortung. Wer aber in Köln eine gute Schule für sein Kind haben möchte, darf das Land und den Bund nicht aus der Verpflichtung entlassen“, so der DGB-Vertreter.

Mährle forderte den Stadtrat auf, seine Aufgaben zu priorisieren. „Nicht alles, was notwendig oder sinnvoll ist, kann finanziert werden.“ Die Stadt solle einen Schwerpunkt auf den Schulbau und hier vor allem auf neue Gesamtschulen legen.

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