Angst vor MesserattackenPolizei geht bei Ausweis-Kontrollen auf Distanz

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Ein nicht erkennbarer Mann hält ein Klappmesser in der Hand.

Messer sind leicht erhältlich und können schwere Verletzungen auslösen.

Messerattacken sind extrem gefährlich. Die Polizei in NRW will sich jetzt besser gegen Angriffe schützen. Bei Personenkontrollen kommt der Sicherheitsabstand.

Der Angriff auf die beiden Polizisten wäre wahrscheinlich tödlich ausgegangen. Ein Mann greift die Beamten bei einer Ausweiskontrolle unvermittelt mit dem Messer an, trifft Polizeioberkommissarin Sabrina K. an der Halsarterie.  „Wenn die Schlagader getroffen wird, verblutet ein Mensch innerhalb weniger Minuten“, sagt Polizeiarzt Thomas Schleuß. Diesmal war die Attacke nur gestellt. Die Vorführung macht deutlich, dass die Gefährlichkeit von Messerangriffen oft unterschätzt wird.

Täter fühlen sich mit Messer unbesiegbar 

Seit 2021 wurden 55 Polizeibeamte durch Messerangriffe im Dienst verletzt.  „Klapp- und Springmesser scheinen beim Feiern treuer Begleiter geworden zu sein“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Vorführung in der Fortbildungsstelle des Polizeipräsidiums Düsseldorf. Mit einem griffbereiten Messer in der Hosentasche fühle sich manch einer unbesiegbar und stärker als er sei. „Da grassiert ein neuer Männlichkeitskult in den Straßen“, so der CDU-Politiker.

Das Problem: Ein Messer ist eine tödliche Waffe, die ohne Probleme zu beschaffen ist, in jedem Haushalt vorhanden. Auch ungeübte Personen können damit tödliche Stich- oder Schnittverletzungen verursachen. In der Kriminalstatistik 2021 wurden circa 4400 Fälle registriert, in denen ein Messer das Tatmittel war. Seit Dezember 2021 sind die Düsseldorfer Altstadt, die Ringe und die Zülpicher Straße in Köln zu bestimmten Zeiten Waffenverbotszonen. „Seitdem wurden dort bereits 350 Waffen eingezogen“, berichtet Reul.

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Schusswaffengebrauch kann Täter stoppen

Die Polizei will die Beamten jetzt besser auf Messerangriffe vorbereiten. Wichtig sei es, bei Personenkontrollen genug Abstand zu halten, um notfalls reagieren zu können, sagt Reul. Das sehe möglicherweise „bürgerfern“ aus, diene aber dem Selbstschutz.

Ausbilderin Anja Wagner erklärt, dass der Schusswaffengebrauch oft das einzig wirksame Mittel sei, um Messerattacken abzuwehren. Der Einsatz von Elektroschockern sei für dynamische Situationen ungeeignet.

In Dortmund war ein 16-jähriger Asylbewerber im vergangenen Jahr von der Polizei mit einer Maschinenpistole erschossen worden, nachdem er mit einem Messer auf Beamte zugestürmt sein soll. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in dem Fall dauern an. Es gilt zu klären, ob der Waffeneinsatz verhältnismäßig war.

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