Im Fusionsreaktor ist es heißer als auf der SonneEntsteht im Rheinischen Revier das Kraftwerk der Zukunft?

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Tagebau Inden, gesehen vom Aussichtspunkt Düren-Merken: Vor graublauem Himmel sind die Bauten des Kraftwerks zu sehen.

Die Braunkohleproduktion in NRW soll 2030 enden. Von Kernfusionskraftwerken verspricht sich die Wissenschaft klimaneutrale und Energie in großem Umfang.

Die Fusion gilt in der Forschung als Zukunftsenergie. Die FDP fordert, dass NRW eine Vorreiterrolle einnimmt und Mittel für den Strukturwandel im Rheinischen Revier in ein Versuchskraftwerk investieren.  

Sichern Kernfusionskraftwerke die Energieversorgung in der Zukunft? Bislang ist noch unklar, ob es tatsächlich möglich ist, mit der hochkomplexen Technologie profitabel Strom erzeugen zu können. Die FDP schlägt jetzt vor, ein Demonstrationskraftwerk im Rheinischen Revier anzusiedeln.

„Nordrhein-Westfalen soll zentraler Standort für die Forschung und Entwicklung sowie Nutzung von Fusionstechnologien werden“, sagt Henning Höne, Chef der FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Die Liberalen fordern, dass das Forschungszentrum Jülich zu einem „Exzellenzcluster“ für die Kernfusionsforschung ausgebaut wird.

Reaktormüll ist schwach radioaktiv

Im Gegensatz zu einem Atomkraftwerk werden bei der Kernfusion die Kerne nicht gespalten, sondern verschmolzen. Das Problem: Die Kerne verschmelzen nicht von allein. Damit die positiv geladenen Atomkerne der Wasserstoffsorten Deuterium und Tritium ihre Abstoßung überwinden, muss Plasma auf 150 Millionen Grad erhitzt werden. Das Entzünden des „Fusionsfeuers“ ist eine enorme Herausforderung –  es wäre zehnmal heißer als die Sonne.

Tatsächlich sind Versuche, durch Kernfusion Energie zu erzeugen, zuletzt vielversprechend verlaufen. Die Energiebilanz war aber bislang wenig zufriedenstellend, weswegen Umweltorganisationen davor warnen, allzu große Hoffnungen in die Technologie zu setzen. Sie fordern stattdessen, die Forschungsgelder in den Ausbau der Erneuerbaren zu investieren – und verweisen darauf, dass auch bei der Kernfusion Atomabfall entsteht, der allerdings „nur“ schwach radioaktiv verseucht ist.

Die FDP will jetzt einen Antrag in den Landtag einbringen, in dem die schwarz-grüne Landesregierung aufgefordert wird, sich klar zur Fusionstechnik zu bekennen. „Aus einem Gramm Fusionsbrennstoff lässt sich ungefähr so viel Energie gewinnen wie aus elf bis 13 Tonnen Öl oder Steinkohle“, heißt es in der Beschlussvorlage. Gefährliche, unkontrollierte Kettenreaktionen seien „physikalisch unmöglich“.

Anschub mit einer Milliarde Euro

Fraktionschef Höne fordert, dass von den 14,8 Milliarden Euro, die als Strukturfördermittel für das Rheinische Revier bereitstehen, „mindestens eine Milliarde Euro für Investitionen in die Realisierung eines Demonstrationskraftwerks bereitgestellt werden“. Gerade in NRW sei ein „sehr leistungsfähiges Ökosystem“ aus Forschungseinrichtungen, Industrie und Universitäten vorhanden, das Schlüsseltechnologien für Fusionsanlagen entwickeln könne.

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