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Nach Schüssen in GummersbachDer niedergeschossene Angreifer ist ein bekannter Gewalttäter

Lesezeit 3 Minuten
14.11.2023
Gummersbach
Schüsse Innenstadt

Vor knapp einer Woche wurde ein bewaffneter Mann in Gummersbach niedergeschossen. Er tauchte immer wieder in den Akten der Kriminalpolizei auf.

Der in Gummersbach angeschossene Mann tauchte immer wieder in den Akten der Kriminalpolizei auf. Wie gefährlich ist der 30-Jährige?

Knapp eine Woche nach den Polizeischüssen auf einen 30-jährigen Ladendieb in Gummersbach gibt es neue Erkenntnisse in dem Fall. Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ galt der Angreifer als gewaltbereiter Straftäter. Der arbeitslose Mann, der Bürgergeld bezieht, lebte in einer städtischen Notunterkunft und soll im Trinker-Milieu verkehren. Vor seiner Messerattacke am vergangenen Dienstag auf einen Polizisten, nach der er durch mutmaßlich drei Beamte in der Innenstadt niedergeschossen worden war, listet die Justiz bereits zwei Fälle von Angriffen auf Ordnungskräfte auf.

Im Oktober 2023 verhängte das Amtsgericht Gummersbach eine Geldstrafe über 90 Tagessätze gegen den Mann für eine Tat, die sich rund ein Jahr zuvor ereignet hatte. Laut dem Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer hatte der Beschuldigte einen Mitarbeiter des Ordnungsamts attackiert und beleidigt. Der städtische Bedienstete hatte dem Mann verboten, weiterhin Alkohol in der Öffentlichkeit zu konsumieren. Daraufhin versetzte der Täter ihm einen Faustschlag ins Gesicht und beschimpfte ihn. Die milde Strafe basiert demnach auf der Tatsache, dass der Beschuldigte betrunken, und somit nur eingeschränkt schuldfähig war.

Zweite Anklage nach Gewaltausbruch im Juni

Wie diese Zeitung weiter erfuhr, hat die Staatsanwaltschaft gegen den mutmaßlichen Messerstecher vor zehn Tagen eine zweite Anklage wegen tätlichen Angriffs auf Vollzugsbeamte erhoben. Am 24. Juni gab es einen Einsatz wegen gefährlicher Körperverletzung. Im Zuge der Fahndung entdeckte eine Polizeistreife den Tatverdächtigen. Als eine Polizeibeamtin ihn überprüfen wollte, soll dieser ihr ansatzlos mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Der Kollege griff ein und versuchte, den Schläger von hinten zu fixieren.

Laut Einsatzprotokoll soll sich der Mann heftig gewehrt haben, schlug demnach wild um sich und versuchte immer wieder, die Einsatzkräfte in die Arme zu beißen. Um die Lage unter Kontrolle zu bringen, gab die Beamtin Pfefferspray auf den Delinquenten ab, nebelte aber zugleich ihren Kollegen ein. Der Polizeikommissar soll so beeinträchtigt gewesen sein, dass er einen Schlag ins Gesicht nicht abwehren konnte. Schließlich gelang es den Beamten, den Randalierer festzusetzen.

Verletzter Polizeibeamter verklagt Tatverdächtgen auf Schadenersatz

Die Bilanz des Einsatzes: Der Polizeikommissar ist seither u.a. wegen eines gebrochenen Fußes krankgeschrieben. Inzwischen hat der in Beamtendelikte erfahrene Anwalt Christoph Arnold im Namen seines Mandanten den Angeklagten auf Schadenersatz in der Höhe von 3500 Euro verklagt. „Der Schläger lief herum wie eine tickende Zeitbombe. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder Polizisten attackierte“, sagte Arnold gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Tatsächlich blieb der Verdächtige auch nach den neuerlichen Angriffen auf Ordnungskräfte auf freiem Fuß. Dabei tauchte er immer wieder in den Akten der Kriminalpolizei auf wegen Drogen- und Eigentumsdelikten sowie Körperverletzung. Aber niemand schien den Mann als Risikofaktor einzustufen, stets ging er als alkoholabhängiger Kleinkrimineller durch.

Vergangenen Dienstag dann sorgte der 30-Jährige für bundesweite Schlagzeilen. In einem Supermarkt hatte er Bierdosen gestohlen und eine Verkäuferin geschlagen, bevor er flüchtete. In der Gummersbacher Innenstadt hatten ihn alarmierte Einsatzkräfte entdeckt. Als sie ihn überprüfen wollten, zückte er sein Teppichmesser und zog die Klinge durch das Gesicht eines Beamten. Erst setzten die Polizisten einen Schlagstock, Pfefferspray und einen Stuhl von einem Lokal ein, um den Angreifer festzusetzen. Als dieser sich aber nach kurzer Flucht umwandte und auf die Polizisten zustürmte, feuerten die Beamten. Die Staatsanwaltschaft geht bisher von drei Schützen aus.

Der mutmaßliche Täter, inzwischen außer Lebensgefahr, wird weiterhin im Krankenhaus bewacht. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Zunächst hatte der Ermittlungsrichter in Gummersbach einen entsprechenden Antrag der zuständigen Staatsanwaltschaft Köln mit dem Hinweis abgelehnt, den Geisteszustand des Beschuldigten zu untersuchen. Die nächsthöhere Instanz hatte auf Beschwerde der rheinischen Ankläger dem Ersuchen entsprochen. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Bremer will seine Behörde umgehend „den Beschuldigten psychiatrisch untersuchen lassen“.